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Die besondere Anziehungskraft von Automaten

Was in den Selecta-Automaten alles fehlt

Die Kinder wollen wissen, was der Selecta-Automat alles zu bieten hat. (Bild: nst)

In der Zeitung lese ich, dass die Automatenbetreiber sich in der Krise befinden. Also, an mir kann es nicht liegen. Auf mich üben die Selecta-Automaten eine besondere Anziehungskraft aus. Seit jeher. Und diese habe ich an meine Kinder weitergegeben. Dennoch fehlen uns so einige Produkte – vor allem Kehrichtmarken.

Sie stehen auf Bahnhofsperrons, an Bushaltestellen, auf Dorfplätzen. Rot-weiss mit leuchtendem Banner und flüstern mir zu: «Kauf was, auch wenn du es nicht zwingend brauchst.» Laut Medienberichten ging der Umsatz solcher Automaten wegen der Coronakrise um rund 20 Prozent zurück.

Ich verstehe schon, dass man in diesen Zeiten nicht alles «antöpeln» möchte. Aber ein Twix? Eine kleine Tüte Chips? Oder einen «schletzfertigen Kafi» aus dem Pappbecher? Der muss auch nicht zwingend gut sein. Hauptsache Kaffee und Zeit überbrücken, bis der Zug oder der Bus kommt.

Ideen zur Füllung

Ganz ehrlich, diese Automaten bieten für jede Lebenslage das Richtige. Früher radelte ich sie nachts an für eine Packung Kondome, heute für ein Geschenk von der Zahnfee. Der kleine Hunger zwischendurch – ab zum Automaten. Gerade hier auf dem Land rettet er uns immer mal wieder.

Zugegeben, etwas mehr Fantasie beim Auffüllen täte unseren Automaten gut. Im Ausland findet man ganze Menüs oder etwa den perfekten Kafi und daneben das Guetzli zum «Tünkle». Auch einzelne Kinderwindeln sind da zu haben.

Was alles fehlt im Sortiment

Wenn es nach mir ginge, würden auch Kehrichtmarken zu finden sein. Denn auch wenn man sie in GROSSBUCHSTABEN auf den Einkaufszettel schreibt, was fehlt zu Hause? Richtig, die Kehrichtmarken. Wer kleine Kinder hat, würde schon mal für eine überteuerte Tube Zahngel oder Zahnglobuli sogar mitten in der Nacht zum Selecta-Automaten rennen.

Last-Minute-Geschenke für die Schwiegermutter wären auch nicht schlecht und Merci-Schöggeli. Ja, die, welche vor allem wegen des raffinierten Namens florieren und bei denen am Ende stets die gleichen in der Schachtel zurückbleiben. Bis sich jemand ihrer erbarmt. Zusätzlich wären Klebstreifen, «Pixie-Büechli» und Schnur auf meiner Wunschliste. WC-Papier, Desinfektionsmittel, Handschuhe und Masken – versteht sich seit einem knappen Jahr ja von selbst.

Wie die Mutter, so die Kinder

Meine Kinder funktionieren schon so wie ich. Sie wollen immer gucken gehen, was es im Automaten drin hat. Dann kratzen sie ihre Münzen zusammen und rechnen aus, wofür es reichen würde. Ist die Wahl getroffen, bleibt die Spannung, ob der Paprika-Chips-Beutel auch wirklich nach unten fällt oder irgendwo hängen bleibt.

Dann nämlich muss man womöglich noch eine Snackwurst ordern, um an die Chips zu kommen. Auch wenn frau Vegi ist und dann eine Abnehmerin für die Wurst suchen muss. Die Frage, ob der Automat Rückgeld gibt, bleibt bis zum Schluss spannend. Bleibt das Retourgeld nämlich stecken, muss man noch etwas nachzahlen, um zu einem Produkt zu gelangen, das man zu Beginn gar nicht wollte … eine Odyssee sondergleichen.

Passfotos statt Selfie

Wer hat sich als Jugendliche nicht auch unzählige Male in einen Passfotoautomaten gesetzt und Fotos geschossen, die Entwicklung und Veränderung dokumentierten! Ein Passföteli dem Grosi oder dem Schwarm geschenkt, eines fürs Freundebuch der Klassenkameradin und eines für ins Portemonnaie. Oder neue Rekorde aufgestellt und sich mit möglichst vielen Freundinnen fürs Gruppenbild hineingequetscht in diese enge Kiste.

Immer sah die Nase der vordersten Person riesig aus, die Oberschenkel schmerzten vom Stillhalten und wir probierten, den Mund möglichst geschlossen zu halten, um die Gartenhag-Zahnspange nicht zu zeigen. Was unmöglich war, denn wir alle mussten dermassen lachen. Und dann das Warten, bis sich der Fotostreifen entwickelt hatte. Alles dauerte länger, die Spannung war grösser und das grosse Lachen über die Fotos war lauter. Schön wars!

Fehlen würden sie mir, diese Automaten mit ihrem spannenden Inhalt. Deswegen eine Ode an alle Kafi-, Selecta- und Passfoto-Automaten dieser Welt. Lange sollen sie uns erhalten bleiben und weder der Coronakrise noch der Digitalisierung zum Opfer fallen. Jawohl.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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