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Mir reicht's, ich muss mal Dampf ablassen!

«Warum darf mich das Grosi nicht hüten?»

In Zeiten von «Stay at Home» bildet Lego oft den zweiten Belag auf dem Wohnzimmerboden. (Bild: Pixabay)

Genug ist genug und jetzt ist definitiv genug! Auch ich weiss nicht wieso es so ist, es ist nun mal einfach so. Basta! Jetzt muss einfach mal alles raus. Und die Frage «Schatz, was gibt es zum Essen?» war auch nicht grad hilfreich. Die Reaktion auf meine Antwort dann schon eher.

Ja, die Coronakrise, auch wir sind mittendrinn und ehrlich gesagt, kann ich es mittlerweile nicht mehr hören. All die Fragen, die niemand beantworten kann: Was wir mit unseren Kindern dürfen und was nicht. Sind sie jetzt ansteckend oder nicht.

Dürfen sie die Grosseltern sehen oder nicht? Erklär mal einem Kind, ja, du darfst das Grosi umarmen, aber hüten darf es dich nicht. «Wieso denn nicht, ich bin doch ganz brav?», fragt der Kleine. Meine knappe Antwort:

«Es geht einfach nicht!». «Aha, hat das dieser Herr Koch gesagt?», heisst es dann vom Grösseren. «Ja, genau, das hat er gesagt», antworte ich ihnen. Die Diskussion ist damit aber nicht vorbei.

Das «Dampfablassen» fehlt

«Warum darf ich nicht mit meinen Gspändli tschutten? Ich werde sie auch nicht umarmen…», fragt dann der Grössere mit dem Blick hinaus in das herrliche Frühlingswetter. «Weil es im Moment nicht geht», antworte ich ihm traurig.

Dabei würde es ihm so guttun, einfach rauszugehen ohne mich. Ohne, dass ich alles mitbekomme und sehe. Einfach wieder dieser Junge zu sein, der er vor der Coronakrise war. Denn da war er viel entspannter, viel enthusiastischer und viel ausgeglichener.

Zudem gab es viel weniger Streit. Die beiden Jungs streiten sich im Moment vom Morgen bis am Abend und wenn es gehen würde auch in der Nacht.

Auch mir fehlt meine Zeit

Dazu kommt, dass auch ich langsam, aber sicher genug habe. Genug, meine Kinder ständig zu massregeln, zu kontrollieren und ihnen zu erklären, warum sie viele Sachen einfach nicht mehr machen können. Auch ich wünsche mir, dass wir in die Berge fahren oder mal ins Kino gehen können.

Auch wäre es schön, wieder mal beim Homeoffice mehrere Stunden am Stück zu arbeiten, ohne zwischendurch noch beim Ausmalen oder der Rechenaufgabe zu helfen. Ich weiss, in der jetzigen Situation geht es nicht anders.

Und ich weiss auch, dass meine Jungs es wirklich gut machen. Sie erledigen ihre Hausaufgaben ohne Murren und seit der Krise helfen sie sogar beim Kochen. Aber langsam ist genug. Ich möchte sie wieder Kind sein lassen.

Blitzblanke Wohnung? Keine Chance!

Ach ja, und dann ist da noch die Sache mit der Hausarbeit. Die erledigt sich neben der Arbeit, dem Homeschooling, dem kurz Einkaufen, dem Spielen und dem Vorlesen auch nicht von selbst. Natürlich freue ich mich, wenn ich von anderen höre, dass sie ihre Wohnung gerade komplett rausgeputzt und aufpoliert haben.

Schön für euch, denke ich mir und blicke mich in unserem Chaos umher. Das Wohnzimmer wurde zur Playmobilstadt umfunktioniert. Zwischen der Feuerwehr und dem Marsmobil versuche ich mit dem Staubsauger die dicksten Staubbüschel zu erwischen.

Der Boden wurde schon lange nicht mehr nass aufgenommen und ach ja, das Bad. Oh Schreck, oh Schreck, das müsste ich auch wieder mal putzen.

Mir platzt der Kragen!

In diesem Moment höre ich, wie mein Mann nach Hause kommt. «Schatz, was gibt es zum Essen?», klingt es vom Eingang. «NICHTS!», schreie ich zurück. «Ich habe weder eingekauft noch gekocht und darum gibt es nichts, punkt. Und sowieso habe ich die Nase voll, ich will wieder raus, will meine Ruhe und bin fertig!»

Nach diesem Ausraster ist es plötzlich still. Meine Kinder haben sich zu meinem Mann in die Küche verdrückt und nach einem Klicken bleibt es ruhig. Endlich, denke ich mir und räume noch kurz die Papierschnitzel auf, die vom letzten Bastelinferno stammen.

Manchmal muss man Dampf ablassen

Daraufhin gehe ich in die Küche. Dort liegt ein Zettel: «Bin mit den Kids zum Einkaufen, mach es dir gemütlich!» Das lasse ich mich nicht noch einmal sagen.

Der kleine Wutausbruch hat sich geregt, ich fühle mich besser und freue mich auf meine Familie. Sie kommen mit einer Takaway-Pizza zurück und wir geniessen einen gemütlichen Abend.

Meine Kinder drücken mich und ich weiss, ich habe eine tolle Familie. In diesem Moment sagt der Grosse: «Mami, du müsstest wieder einmal putzen, unter meinem Stuhl hat es gaaanz viel Staub!» En Guete!

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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