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Braucht es das ganze Advents-Tamtam?

Vier geliebte Familienrituale im Advent

Als Alternative zum klassischen Adventskalender gibt es so einige schöne Adventsrituale. (Bild: pixabay)

Immer wenn der Sommer einschläft, wenn die Tage kürzer, dunkler und kuchiger werden, überlege ich mir, wie ich heuer die Adventszeit gestalte. Dabei bediene ich mich an einer Fülle von alten Familienritualen, gerne ergänzt mit neufunkelnden Ideen. Ich veranstalte also Jahr für Jahr ein kleines Advents-Tamtam. Auf mein Credo, dass weniger mehr sei, pfeife ich spätestens dann, wenn sich das Jahr seinem Ende zuneigt.

Adventskalender für die Kinder? Ja! Adventskranz? Unbedingt! Adventsgärtlein? Geht immer! Wichteltürchen? Zu herzig! Safranbrötchen zu Lucia, hoher Nikolausbesuch, Pfefferkuchensuche im Park, Christkindglöckchenglitzerliebe – ja, ja, ja und nochmals ja. Tausend Plätzchen ausstechen, apfelpunschdampfige Kuschelstunden auf dem kekskrümeligen Sofa, Weihnachtsgeschichten vorlesen und – HIMMEL! – natürlich Santa Baby und Jingle Bells – all day long.

Meine hemmungslose Adventsliebe habe ich aber die letzten Jahre etwas stärker als sonst zu reflektieren versucht: Ist das wirklich gut für die Kinder? Was sind die Auswirkungen dieses alljährlichen Verwöhnprogramms? Wird das Ganze einst zu einem magischen Schatz aus Kindheitserinnerungen oder führt sich dieses Brimborium irgendwann selbst ad absurdum?

Adventsrituale statt Adventskalender

Und so bin ich ob der ganzen Nachdenkerei zum Schluss gekommen, dass das Sinnieren über jene Themen wahrscheinlich ein bisschen zum Jahresende dazugehört. Wir denken über die Sinnhaftigkeit von materiellen Weihnachtsgeschenken nach, über ökologische Alternativen.

Bestenfalls lassen wir die Kinder an solchen Gesprächen teilhaben.  Vermitteln ihnen, dass auch das Schenken selbst ein Geschenk ist. Dass wir im Advent Ruhe finden möchten, um dem Jahr einen gemütlichen Ausklang zu ermöglichen. Denn das hat es verdient und so auch wir.

Gerne teile ich im Anschluss vier unserer geliebten Adventsrituale, die zauberhafte Alternativen zum konventionellen Adventskalender bieten.

Die Himmelsleiter

Eine sehr schöne Idee aus der Waldorfecke ist die Himmelsleiter. Man kann sie ganz einfach aus Filzwolle selber anfertigen. Die Idee dahinter ist, dass ein Engelchen (wahlweise auch das Christkind) 24 Sprossen hinuntersteigt, bis es dann an Weihnachten auf der Erde angekommen ist.

Diese Idee mag etwas religiös anklingen, ich finde aber, es passt perfekt zum Advent und schliesslich ist eben auch die Weihnachtsgeschichte nicht mehr als eine Geschichte. Wir bauen das Ritual aus, indem wir erst eine Kerze entzünden, dann das Figürchen eine Sprosse nach unten versetzen und ich hinterher ein Kapitel aus der Weihnachtslegende «Marias kleiner Esel» vorlese.

Die Anleitung für die Himmelsleiter findet ihr hier.

Die Adventsspirale

Auch diese Idee lässt sich mit wenig Material und ein bisschen Fantasie ganz einfach umsetzen. Meine jüngste Tochter hat im letzten Advent von ihrem Gotti ein besonders hübsches Exemplar aus Holz bekommen. Mit dabei waren 24 glitzernde Muggelsteine, einzeln in Seidenpapier verpackt. So konnte mein Kind jeden Tag einen Stein auspacken, ihn bestaunen und in die Spirale legen. Es war tagtäglich ein sehr schönes Ritual.

Eine Anleitung für ein sehr einfaches Modell aus Salzteig findet ihr hier.

Die hölzerne Adventsspirale. (Bild: saf)

Das Adventsgärtlein

Auch diese Tradition ist waldorfinspiriert. Ausserdem ist sie meine liebste Tradition überhaupt. Hierzu benötigt man vor allem 24 Kerzenlichter, die entweder spiralförmig oder aber einfach entlang der Fensterbank angeordnet werden. Die Idee dahinter ist es,  ihr werdet es bereits erahnen, jeden Tag eine Kerze mehr anzuzünden.

Wir sagen jeweils beim Entzünden der Kerzen folgendes Sprüchli: «In der dunklen Nacht sind zwei (drei, vier ...) Sterne erwacht. Sie leuchten hell am Himmelszelt und schenken ihr Licht der ganzen Welt.» Bei uns schreiten die Ostheimerfiguren von Maria und Josef neben den Kerzenlichtern entlang, bis sie am 24. Dezember beim Stall ankommen. Bei der 6. Kerze steht ausserdem ein Nikolaus aus Holz.

Unsere Kinder spielen den ganzen Advent über mit dem Gärtchen, den Figuren und den Tieren im Stall und so wird diese besondere Zeit für sie spielerisch erlebbar gemacht. Selbstredend kann man die ganze Adventsgärtleingeschichte entweder sehr schlicht halten oder aber zu einem grandiosen Pipapo ausbauen.

Eine Interpretation des Adventsgartens. (Bild: saf)

Die Wichteltür

Zu Beginn des Dezembers zieht bei uns alljährlich der kleine Wichtel Amadé ein. Dem Erscheinen seiner Wichteltür fiebern die Kinder schon eine ganze Weile im Voraus entgegen. Amadé selbst haben sie natürlich noch nie zu Gesicht bekommen. Würden sie seine Wichteltür öffnen, so würde der Ärmste seine Zauberkräfte verlieren. Die Kinder hüten sich davor, die Wichteltür auch nur anzufassen.

Stattdessen stehen sie mit funkelnden Augen davor, sind ob der ganzen Magie sehr gebannt und freuen sich auf die kleinen Geschenke, die unser Hauswichtel den Dezember über bringen wird. Mal liegt am frühen Morgen ein kleiner Brief mit einem Rätsel vor seiner Türe, dessen Lösung uns zu einer gemeinsamen Unternehmung führt. Amadé bringt auch kleine Süssigkeiten oder mal ein neues Bilderbuch.

Überdies werden auch sowieso benötigte Socken und Strumpfi, wenn sie ein Geschenk von Amadé sind, gleich viel mehr geschätzt. Tag für Tag kann man neue Geschichten erfinden und entwickeln. So hat Amadé letztes Jahr sogar eine Wichtelfrau kennengelernt. Er hat sich Ende Jahr mit einem kleinen Brief verabschiedet, in dem stand, dass er heuer zusammen mit Noelle wiederkommen würde und sie vielleicht sogar ein kleines Wichtelbaby dabeihaben werden. Wir dürfen also gespannt warten, ob bald eine ganze Wichtelfamilie bei uns wohnen wird.

Diese Tradition ist die liebste meiner Kinder. Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass hier ganz viel Magie und auch hin und wieder Schokolade dabei ist.

Welches ist euer liebstes Adventsritual?

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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