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Neun Vorstellungen zur Elternschaft – und ihre Realität

Tschüss ihr lieben Vorstellungen

Die Kinder spielen am PC und die Eltern haben mehr Zeit. (Bild: Pixabay)

Bevor die Kinder da sind, hat man schon so einige Vorstellungen, was auf einen zukommen wird. Doch deckt sich das mit der Realität? Unsere Bloggerin zieht den Vergleich.

Früher: Das erste Lebensjahr wird ja sowieso voll easy, da schläft das Baby sowieso fast nur.

Heute: Nun weiss ich, dass ein Baby gar nicht so wahnsinnig viel schläft, besonders nicht in der Nacht und auch nicht dann, wenn es einem gerade in dem Kram passen würde. Babyschlaf ist unberechenbar.

Früher: Echt tragisch diese Mütter, die immer zu spät zu einer Verabredung kommen. Dann macht man sich eben rechtzeitig bereit zum Weggehen!

Heute: Es ist vollkommen egal, wie gut ich das Verlassen des Hauses plane, es kommt immer etwas dazwischen. Denn genau dann fällt dem Junior noch ein, dass er doch noch zur Toilette muss, obwohl ich ihn schon vor fünf Minuten daran erinnert habe. Pünktlichkeit ist eine relative Sache geworden, wir verabreden uns nur noch in ungefähren Zeitfenstern.

Gemütlich Kaffee trinken war gestern

Früher: Wirklich nervig, dass Kollegin XY immer den Kindern hinterherrennt, wenn wir gemütlich einen Kaffee trinken wollen.

Heute: Mittlerweile weiss ich, dass man besser immer ein Auge bei den Kids hat. Denn es passiert einfach so unglaublich schnell etwas. Und die gemütliche Kaffeerunde halten wir heute lieber mal ab, wenn die Kids in der Schule sind.

Fünfe gerade sein lassen

Früher: Mein Kind werde ich nie einfach mal vor dem Fernseher parkieren. Das ist pädagogisch überhaupt nicht wertvoll und schädlich für die Augen.

Heute: Der Fernseher kann für mich auch mal ein wahrer Segen sein. Zum Beispiel wenn ich selbst krank bin, mit dem Kind allein daheim bin und ich keine Chance auf Ruhe habe, weil die gewohnte Präsenz auch dann erwartet wird.

Die pädagogische Wertigkeit kommt einem bei 40 Grad Fieber und Kopfschmerzen auch gar nicht mehr in den Sinn. Doch Netflix sei Dank, kann ich das Programm bestimmen.

Früher: Oh mein Gott, wieder mal so eine Familie, die ihrem Kind im Restaurant einfach ein Tablet in die Hand drückt. Die würden lieber Malsachen und Puzzles mitnehmen und sich mit ihrem Kind beschäftigen.

Heute: Ich lass die Fünfe auch mal gerade sein. Mir ist es lieber, dass der Junior auch mal still (mit dem Tablet in der Hand) mit am Tisch sitzt und mein Mann und ich in Ruhe zu Ende essen können. Denn nein, ich kann nicht gleichzeitig essen und das Kind für längere Zeit beschäftigen, dass es in Ruhe sitzen bleibt. Sitzen ist einfach furchtbar langweilig.

Kochen und spielen ohne Perfektionsanspruch

Früher: Mein Kind wird mal essen, was auf den Tisch kommt, und wir werden kein «Pasta ohne alles»-Haushalt werden.

Heute: Was koche ich denn? Pasta ohne alles, perfekt.

Früher: Wir werden unserem Sohn mal nur wertiges Holzspielzeug kaufen und so blinkendes Plastikspielzeug kommt nicht über unsere Türschwelle.

Heute: Eben bin ich über Sohnemanns ferngesteuertes, blinkendes Plastikauto gestolpert und auf einen Legostein getreten.

Learning by doing

Früher: Eltern zu sein, kann ja nicht so schwer sein, man muss eben nur gut planen.

Heute: Kinder und planen sind zwei Begriffe, die sich definitiv nur bedingt vertragen. Also verleben wir schöne planlose Tage als Familie.

Früher: Wieso will Kollegin X meinen guten Ratschlag nicht annehmen? Ich habe zwar (noch) keine Kinder, doch ich war auch mal ein Kind und weiss also darum doch auch ein wenig Bescheid, wie das damals bei mir so lief.

Heute: Du hast keine Kinder, du hast also auch keine Ahnung. Und nach dem gefühlten tausendsten gut gemeinten Ratschlag, schaltet man die Ohren dann spätestens auf Durchzug. Denn jeder scheint davon einen auf Lager zu haben.

Kinder stellen die Welt auf den Kopf

Das Elternsein ist mit vielen Vorstellungen, Ideen und Idealen verbunden. Und so ganz ohne Kinder klingen diese auch immer wunderbar einfach. Und dann ist das kleine Wunder da und alles wird ganz anders, als man immer dachte. Denn nicht nur ein Kind wird geboren, nein auch als Eltern wird man dann sozusagen geboren.

Man erhält plötzlich eine neue Rolle, auf die man sich nur in der Theorie perfekt vorbereiten konnte. Denn der neue Erdenbürger stellt einfach mal alles auf den Kopf. Die kleine Persönlichkeit hat von Tag eins an seinen ganz eigenen Charakter und ist nicht wie im Ratgeber beschrieben.

Elternsein ist ein grosses, wunderschönes Abenteuer. Und ich darf jeden Tag aufs Neue lernen, dass ich alles einfach so nehmen muss, wie es kommt, und nicht, wie ich es mir eigentlich mal vorgestellt habe. Elternsein erfordert viel Spontanität und Flexibilität.

Und wie sagte es Heraklit (griechischer Philosoph) mal so schön: Nichts ist so beständig wie der Wandel.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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