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Von Michael Jackson und Kurt Cobain zu Bryan Adams

Musik aus der Zeit, in der Mama noch jung war

Wie klingt Musik aus Mamas Jugend? (Bild: nst)

Zwischen den Jahren. Nicht klar, welcher Wochentag es gerade ist und wann man zuletzt seine Haare gewaschen hat. Jetzt. Irgendwo liegend zwischen reich behangenem Christbaum und der nächsten üppigen Mahlzeit ist die Zeit nah, um in alten Kassettlis und CDs zu wühlen und sie den Kindern zu Ohren zu führen. Ob sie wollen oder nicht.

Als Kind der 80er habe ich noch Kassettlis zu bieten, die Hüllen sind längst verschwunden. Die robusten Dinger überleben dies auch ohne. Wir wühlen in der Schublade und finden gar einen funktionierenden Walkman und einen Discman. Batterie rein und Mamas Jugendmusik erklingt. Dass man bei Ersterem nicht einfach ein Lied weiter drücken, sondern nach Gefühl spulen muss, finden meine Kinder ordali sonderbar.

Die Fröleins, so finde ich, sind nun bereit. Bereit für den King of Pop. Er prägte meine Jugend wie kein anderer Musiker. Vielleicht noch Kurt Cobain, aber wohl eher wegen seines Freitods mitten im Klassenlager. Also er war nicht dort, aber ich. Inmitten anderer Karohemd-um-die-Hüfte-gebundener Teenies. Wir trauerten und hörten «Come As You Are» in Endlosschlaufe.

Aber ich schweife ab. Zurück zu Michael Jackson. Dass man damals seine Hautfarbe anpasste und diverse Dinge im Gesicht machen liess, wirkt retrospektiv nicht mehr ganz so spektakulär. Im Jahr 2021 ist fast alles möglich. Aber damals!

Aber wie erkläre ich meinen Kindern, dass es damals wie heute nicht einfach ist als People of Colour? Dass man anders behandelt wird als Schwarze? Dass man immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat? Wie erklärt man Rassismus kindgerecht? Meinen Fröleins, die einen so wunderbar diversen Freundeskreis haben. Eine immense Aufgabe, an der ich mich oftmals übe.

Von Tanzkünsten und Songtexten

Über Michael Jacksons Tanzkünste staunen die Fröleins zünftig. Er tanzt wie kein anderer vor und nach ihm. Aber hat er sich grade an den Penis gefasst? Sie giggeln herzhaft.

Da liegt es, in dem verstaubten und liebevoll verzierten Schuhkarton. Das Album «History». Ich habe es gehütet wie einen Schatz. Damals mit 16 Jahren. Es fühlt sich vertraut an wie eine zu grosse Lismerjacke meiner Mutter. Tatsächlich kann ich die meisten Lieder noch mitsingen. Die haben sich eingebrannt in mein Gehirn vom vielen Hören, immer wieder.

«Two Bad» steht auf der Rückseite. Was könnte dieses Lied bedeuten, so frage ich. «Dass es gut ist, zwei Badezimmer zu haben. Weils in einem immer gerade stinkt!», entgegen die Fröleins.

«They don’t care about us» fühle ich gerade sehr. Wer denkt an die Kinder, die sich nicht impfen und genügend schützen können. An die Lehrpersonen, welche permanent am Anschlag laufen. An das Pflegepersonal, das seit beinahe zwei Jahren auf dem Zahnfleisch läuft. Die Eltern, welche stets einspringen und übernehmen. Die letzten zwei Jahre fühlen sich an wie «Thriller» höchstpersönlich.

Mittelmässige deutsche Übersetzung

Natürlich weiss ich, dass diese Songtexte damals eine ganz andere Bedeutung hatten. Oder nicht? Ach, was weiss ich schon. Für englischsprachige Menschen muss sich jeder Song anhören wie Schlager. Du verstehst jedes Wort. Oftmals bin ich ganz froh, verstehe ich nicht so ganz im Detail, was da gesungen wird. Allzu gut erinnere ich mich auch daran, wenn im «Bravo»-Heftli dann die Übersetzung meines aktuellen Lieblingslieds gedruckt war. Wirres Zeug und oftmals war ich enttäuscht darüber.

Aber es gab ja damals schon die ganz grossen Perlen. Bryan Adams zum Beispiel. Der konnte beides. Wunderschön singen und auch tiefgreifende Texte schreiben. Wer erinnert sich nicht? «Everything I do, I do it for you…». Ellenlang war der Song, er eignete sich perfekt für den Spaghettitanz mit meinem heimlichen Schwarm. Verrückte 6 Minuten 34 Sekunden Nähe, ohne Reden zu müssen.

So oder so. Kramt mit euren Kindern eure Teeniemusik hervor. Nostalgische Gefühle, junger «Glow» auf dem Gesicht auf der einen Seite – Belustigung, Erstaunen und leicht peinliches Berührtsein auf der anderen Seite ist garantiert.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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