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Zum Glück wissen Kinder nicht alles ...

Die vergessliche Zahnfee – Eine Geschichte in mehreren Akten

Bevor die Zahnfee kommt, müssen die Zähne gezogen werden. (Bild: Pixabay)

Die Kinder müssen zum Zahnarzt, und zwar nicht einfach für die Kontrolle. Nein, sie müssen Zähne ziehen! Ich leide mit ihnen mit. Umso schlimmer, wenn man es zweimal durchmachen muss und dabei nicht einmal auf die Zahnfee Verlass ist!

Der Kleine muss vorgehen, er hat den ersten Termin der beiden. Eventuell ist es auch besser, denn der Kleine hat bisher noch keine grossen Probleme mit dem Zahnarzt gehabt. Bisher mussten wir immer nur kurz in das Behandlungszimmer. Dabei hiess es jeweils: «Bis jetzt ist noch alles in Ordnung, aber schon bald müssen wir uns über eine Zahnkorrektur unterhalten.»

Aus dem «bald» ist nun heute geworden. Ich sitze unruhig mit meinem Kleinen im Wartezimmer. Die vorangegangene Nacht war von einem unruhigen Jungen geprägt, der immer wieder schreiend erwachte. Ob er eine Vorahnung hatte, was auf ihn zukommen würde?

Die Zähne als Trophäe

Nach einer gefühlten Ewigkeit im Wartezimmer blickt mich der Kleine an und sagt: «Mami, und was ist, wenn ich meine Zähne gar nicht ziehen lassen will?» «Ja, das ist eine gute Frage», antworte ich, «aber die müssen raus, die Zahnärztin hat ja gemeint, deine neuen Zähne fressen die alten beinahe auf und irgendeinmal hast du ganz starke Zahnschmerzen.»

Zufrieden nickt der Kleine. Danach geht es plötzlich schnell. Die Zahnärztin erklärt meinem Sohn den Ablauf in einer kinderfreundlichen Art und Weise und schon geht es los. Nach wenigen Minuten ist sie fertig und der Kleine strahlt mich an: «Schau mal Mami, die Zähne sind ja schon richtig angefressen», sagt er und streckt mir die Zähne in seiner Hand entgegen.

Mit einem stolzen Jungen kehre ich wieder nach Hause zurück. Die Zähne immer in seiner Hand. Jeder muss einen Blick darauf werfen, wirklich jeder… Zu Hause wandern die Zähne unter das Kissen. Schliesslich soll die Zahnfee die beiden gezogenen Zähne belohnen. Und tatsächlich, am nächsten Morgen liegen da je zwei Franken unter dem Kissen. Die Freude bei meinem Sohn ist riesig.

Der grosse kleine Junge

Nun, ein paar Tage später, folgte der zweite Akt. Der Grosse muss ran. Mit der Erfahrung vom Kleinen gehe ich relativ gelassen an die Sache. Auf dem Weg dorthin ergreift der Grosse aber dann plötzlich meine Hand und drückt sie fest: «Mami, meinst du, es schmerzt, wenn sie mir die Zähne zieht?» Er blickt mich mit grossen Augen an. Ich schüttle den Kopf, «Nein, nein, das wird schon nicht so eine grosse Sache sein.»

Im Behandlungszimmer rutscht er dann nervös auf dem Stuhl hin und her: «Mami, gell du gehst jetzt nicht weg, du musst hierbleiben!», sagt er und nimmt seine Plüsch-Ente und drückt sie an sich. Ich nicke ihm zu. «Ich bleibe bei dir, versprochen.» Beim Grossen dauert das Ganze deutlich länger. Zudem sieht es bei ihm viel schmerzhafter aus. Ich leide jeden Moment mit.

Irgendwann haben wir es geschafft. Auch ich bin irgendwie erschöpft. Mitleiden kann sehr anstrengend sein. Mit Tränen in den Augen schaut er mich an. «Mami, das war gar nicht schön, es tat sehr weh!» Ich drücke ihn an mich. «Komm, du darfst dir jetzt etwas aussuchen», versuche ich ihn zu trösten.

Die vergessliche Zahnfee

Auch mit dem Grossen machen wir alles genau gleich. Auch hier kommen die Zähne unter das Kissen. Aber … anders als beim Kleinen vergisst die Zahnfee beim Grossen ihren Einsatz, und dies nicht nur einmal. Ganze drei Nächte vergesse ich immer wieder die Geldstücke unter das Kissen zu legen. Der Grosse ist darüber sehr enttäuscht: «Die Zahnfee hat mich einfach vergessen», sagt er mit Tränen in den Augen nach der dritten Nacht.

«Nein, sie hat dich sicher nicht vergessen. Sie hatte vielleicht zu wenig Geld dabei oder sie hat deine Zähne gar nicht gesehen. Normalerweise legen wir die Zähne ohne Kästchen unter das Kissen, vielleicht lag es daran?», versuche ich ihn zu beruhigen. Er packt das Kästchen, nimmt die Zähne raus, legt sie unter das Kissen und stapft davon. Insgeheim schüttle ich über mich selbst den Kopf.

Nicht so vergesslich wie die Mutter

Jetzt unbedingt den Wecker im Handy stellen, sonst vergesse ich es erneut. Am nächsten Morgen kommt dann für meinen Sohn die Erlösung. «Mami, endlich, die Zahnfee war da!», strahlend zeigt er mir die beiden Geldmünzen. «Mami, wenn die Zahnfee auch diese Nacht nicht gekommen wäre, hätte ich mir Sorgen gemacht, dann wäre sie ja so vergesslich, wie du es immer bist!» Zum Glück weiss mein Sohn noch nicht alles …

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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