«Damals»
Blog
Geheimnisvolle und sagenumwobene Orte im Kanton Zug

Zwei Klöster, die plötzlich verschwinden und mit ihnen sagenhafte Schätze

Das Kloster Frauenthal in Cham ist das älteste Zisterzienserinnen-Kloster der Schweiz. (Bild: (Bild: zvg))

In mehreren Zuger Sagen wird von Klöstern berichtet, die auf wundersame Weise erscheinen und plötzlich mitsamt ihren Schätzen wieder verschwinden. Nur unter ganz bestimmten Bedingungen ist es möglich, diesem Reichtum habhaft zu werden.

In zwei Zuger Sagen, wird von verschwundenen Klöstern berichtet, die auf unerklärliche Weise aus dem Boden auftauchten und auf mehr oder weniger spektakuläre Weise wieder verschwunden sind. Beide Geschichten spielen sich in oder um Menzingen, dem Klosterdorf schlechthin, ab.

In der Geschichte «s verschwundni Chloschter» heisst es, habe in Menzingen vor vielen hundert Jahren ein Kloster gestanden. Dieses ist von einem Tag auf den anderen im Erdboden verschwunden. Nur von Zeit zu Zeit höre man leise die Stundenglocke läuten, die zum Gebet aufruft.

Einem einfachen Bauernknecht wurde aufgetragen, das Heu auf dem Feld zusammen zu rechen. Als er seiner Arbeit nachging, sah er ein viereckiges Marmorkreuz auf dem Boden liegen. Ehrfürchtig und auch neugierig hob er es auf.

Im selben Moment kam wie aus dem Nichts ein Kloster mit zwei prächtigen Kirchtürmen aus dem Boden hervor. Der Knecht konnte sich vor Verwunderung kaum fangen und rieb sich noch immer die Augen, als ein Mönch aus der Klosterpforte trat und ihm Zeichen machte, er solle ihm folgen.

Die Klöster im Kanton Zug

Zur Zeit sind zwölf aktive Klöster und religiöse Gemeinschaft auf dem Portal der Katholischen Kirche Zug verzeichnet. Einige dieser Orte der Ruhe und der Einkehr haben kleine Gärten und laden zum Verweilen ein.

In Menzingen auf dem Gubel wie auch im Frauenthal hat es zudem einen Klosterladen, der verschiedene eigene Produkte anbietet. Das Kloster im Frauental ist das älteste Zisterzienserinnen-Kloster der Schweiz, das am Ort seiner Gründung seit 1254 existiert.

Der immer noch verdatterte Knecht überlegte nicht lange und folgte dem Mönch. Sie liefen stillschweigend durch weite Säulenhallen und düstere Gänge, bis sie schliesslich vor einem grossen Kirchenraum standen. Ein schwerer Vorhang trennte den Chor vom Schiff.

Der Mönch, der ihm vorausging, berührte den Vorhang ganz fein und dieser rollte sich auf wundersame Weise auf. Auf jedem Chorstuhl sass ein schlafender Mönch. Und vorne auf einem grossen Thron sass ein ganz alter Mann, wohl der Abt des Klosters, dessen Gesicht war grau und faltig. Auf dem Kopf trug er eine Inful.

Als der Knecht vor ihm stand, öffnete der Abt seine Augen und sprach mit einer tiefen, dunklen Stimme: «Was für Zyt isch es dusse?» Der Knecht wusste nicht, ob diese Frage an ihn oder jemand anders gerichtet war. Ohne zu überlegen antwortete er:

«Öppe halbi füfi wird’s scho sii.» Da gab es einen fürchterlichen Knall und ein Sturm fegte durch die Halle, dass der Knecht durch die Luft gewirbelt wurde. Wie betäubt, der Schreck lag ihm noch immer in den Knochen, kam er auf einem grossen Stein zu sich.

Das Kloster war mitsamt seinen Kirchtürmen verschwunden. Man sagt, hätte der Knecht geschwiegen, so wäre er jetzt ein reicher Mann gewesen.  

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Die zweite Geschichte «Die fromme Fraue vo Schönbrunn» ist der ersten sehr ähnlich, mit dem Unterschied, dass es sich hier um ein Frauenkloster handelt. Im 12. oder 13. Jahrhundert haben in der Nähe von Schönbrunn fromme Frauen, vermutlich Beginen, gelebt.

Dort, unweit wo die jetzige Kapelle steht, habe ein solches Schwesternhaus gestanden. Auf dem Platz, wo das Haus gestanden habe, ist tief unter der Erde ein unermesslich grosser Schatz begraben, so erzählten sich die Leute. Dieser werde von einer frommen Frau behütet.

Illustration von Brigitt Andermatt aus dem Buch von Maria Greco und Brigitt Andermatt Zuger Sage – Sage Legände und Gschichte us em Kanton Zug. (Bild: Brigitte Andermatt) (Bild: Brigitte Andermatt)

Im Laufe eines Jahrhunderts drücke dieser Schatz nach oben, bis er die Erde durchbricht. Wenn man den richtigen Zeitpunkt erwische, so könne man den Schatz ganz leicht heben. Dabei ist es ganz wichtig, dass man dies stillschweigend macht, sonst habe man sein Glück verspielt.  Zwei Menzinger wussten von diesem Schatz und dass die Zeit gekommen ist, ihn zu holen.

So machten sie sich an die Arbeit. Einer der beiden beobachtete, wie eine Prozession mit frommen Nonnen aus der dortigen Kapelle kam. Er schubste seinen Kollegen und sagte zu ihm: «Lueg einisch det, was z laufe chunnt!!» Im selben Augenblick ist der Schatz wieder zurück in die Erde gesunken.

Und die fromme Schatzhüterin, seufzte mit wehmütiger Stimme: «Hättit ihr geschwige, so wär ich jetzt erlöst gsii. Jetzt muess ich no einisch hundert Jahr warte und de Schatz hüete.» Kaum hatte sie fertig gesprochen, ist die Frau samt Schatz und auch die Prozession verschwunden und die beiden Menzinger standen mit leeren Händen da.

Die fromme Fraue vo de Chugelrüti  

Eine weitere Geschichte hat sich am Fusse der Baarburg zugetragen. In der Nähe der Heiligkreuz Kapelle lebten im 13. Jahrhundert fromme Frauen in einer Gemeinschaft. Mit grosser Wahrscheinlichkeit hat es einen Erdrutsch gegeben und das Haus mit drei Frauen wurde verschüttet.

An diesem Ort hat man darauf goldene Münzen gefunden. Unweit davon steht ein mächtiger Baumstamm, darin sei ein Mensch gebannt und mit ihm ein grosser Goldschatz. Über diese Frauen ist nicht viel überliefert. Einzig annehmen kann man, dass es sich wie überall im Kanton Zug zu dieser Zeit um eine Beginengemeinschaft gehandelt hat.

Beginen – Frauen – und Begarden – Männer – waren eine religiöse Bewegung und hatten ihren Ursprung in Norddeutschland und Holland. Sie streben ein frommes Leben nach klösterlichen Prinzipien an. Die Kirche hat diese Bewegung nicht zu jeder Zeit gutgeheissen. Oftmals wurden Beginen des Ketzertums bezichtigt und entsprechend verfolgt.

Da das Betteln vielerorts verboten war, übten sie verschiedene Tätigkeiten aus. In Baar widmeten sie sich der Krankenpflege, hielten Totenwachen oder waren als Weberinnen und Spinnerinnen tätig. In zwei Kirchenschriften finden sich Publikationen zu den Beginen auf der Baarburg.

In einer wird berichtet, dass beim Zimbelersteg, vermutlich ist damit die Chugelrüti gemeint, eine solche Gemeinschaft lebte. Den spärlichen Informationen zufolge haben lang anhaltende Regenfälle auf dem Plateau einen Murgang ausgelöst. So gibt es im Jahrzeitenbuch zum 8. April 1363 einen Eintrag, dass die Gemeinschaft von einem schweren Unglück heimgesucht und das Haus zerstört wurde.

Drei Frauen sind dabei gestorben.  Am Ort wo das Haus gestanden habe, so erzählt wiederum die Sage, sollen «Fraueschüeli» eine einheimische Orchideenart, aus dem Boden gewachsen sein.  

Baarburg, Chugelrüti, Kapelle Heiligkreuz und Bruderhaus. Das Bruderhaus wurde mit Unterbrüchen bis 1787 von einem Waldbruder bewohnt. (Bild: zvg) (Bild: zvg)
Themen
«Damals»
Blog
Ob Hintergründe zu alten Gebäuden, Geschichten zu Plätzen, stadtbekannte Personen, bedeutende Ereignisse oder der Wandel von Stadtteilen – im «Damals»-Blog werden historische Veränderungen und Gegebenheiten thematisiert.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon