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Zuger Werbung in den letzten 100 Jahren

Schweizerpillen gegen Leibesverstopfungen und andere Inserate

Inserat zur Wiedereröffnung des Rathauskellers in Zug am 4. März 1933. (Bild: Zuger Volksblatt, Ausgabe vom 3. März 1933 (Inv. 16754)).

Inserate erschienen schon vor mehr als 100 Jahren in Zuger Zeitungen und sie waren damals fast ebenso vielfältig wie heute. Nicht nur Produkte sollten verkauft werden, auch Dienstleistungen in verschiedensten Bereichen wurden angeboten. In Zug war vor allem Werbung für Gesundheit angesagt, aber auch bekannte Restaurants zählten schon damals zu den Auftraggebern – während andere damit warben, noch kein Menschenleben verloren zu haben.

Inserate sind sehr vielfältig und unterscheiden sich in ihrer Art. So können Inserate für ein bestimmtes Produkt oder ein Unternehmen werben, um die Leser dazu zu animieren, das Produkt zu kaufen oder auch um den Gesamteindruck des Unternehmens zu verbessern – sozusagen, um das Image aufzupolieren.

Die Vielfalt der Inserate

Ebenso können mittels Inseraten Stellenangebote veröffentlicht werden oder es werden Kontakt- oder Familienanzeigen – Bekanntmachungen von Ereignissen wie Geburt, Tod, Verlobung, Heirat und Weiteres – gedruckt. Oder man sucht über Inserate nach seiner grossen Liebe oder nach Leuten mit gleichen Freizeitinteressen.

Einen kleinen Überblick über die Vielfalt der Inserate zeigen die nachfolgend ausgewählten Inserate aus der Sammlung Museum Burg Zug auf.

Gesundheit: Kurhäuser, Lebertran, Schweizerpillen und Ovomaltine

Das Thema Gesundheit betrifft uns alle, denn jede und jeder von uns war schon einmal krank. Das Bedürfnis respektive die Nachfrage nach Heilmitteln – sei es in Form von Kuren, Therapien oder Medikamenten – ist demnach sehr gross und vielfältig.

In der Region Zug waren neben dem Kinderkurort Ägerital (in Erinnerung gerufen sei hier die Gemeindeausstellung «Erholung und Elektrizität» und als Vorschau wird auf den Dokumentarfilm «Wo Kinder spielten – Das Ägerital im Wandel» von Claudia Steiner hingewiesen) insbesondere die beiden Kurhäuser Felsenegg und Schönfels auf dem Zugerberg eine Anlaufstelle für diverse Therapien.

Die angebotenen Kuren und Behandlungen der Inserate können sich sehen lassen: Neben der obligaten Luftkur und Hydrotherapie (Wassertherapie) wurden auch Massagen, elektrische Behandlungen, Moorbäder oder Heilgymnastik angeboten. Ebenso waren die Natur, der luftige Speisesaal oder auch die eigene Wasserversorgung und die vorhandene Zentralheizung überzeugende Argumente.

Die Zeit der beiden Kurhäuser ist schon lange vorbei: 1917 wurde aus dem Kurhaus Felsenegg das Landeserziehungsheim Zugerberg und 1926 aus dem Kurhaus Schönfels das Voralpine Knabeninstitut Montana Zugerberg. Heute gehören beide Gebäude zum international renommierten Institut Montana.

Inserat für «Scott's Emulsion», (Bild: Neuer Haus-Kalender 1894, 124. Jahrgang, Zug [Inv. 16790]).

Für die Heilung der Schwindsucht, von Skrofeln (Hauterkrankung), allgemeiner Schwäche, Kinder-Rachitis (Störung des Knochenstoffwechsels) und chronischem Husten wurde «Scotts’s Emulsion von reinem Leberthran mit Hypophosphiten von Kalk und Soda» empfohlen.

Nicht fehlen darf dabei die obligate Empfehlung der Ärzteschaft, in diesem Beispiel sind es englische und ausländische Ärzte. Auch heute noch wird Lebertran als wertvolles Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt.

Inserat für «Apotheker Richard Brandt’s Schweizerpillen». (Bild: Neuer Haus-Kalender 1916, 146. Jahrgang, Zug. [Inv. 16790]).

Gegen «Leibesverstopfungen» wird das seit dem Jahr 1877 bestehende Produkt «Apotheker Richard Brandt’s Schweizerpillen» empfohlen, welches zugleich ein reines und unschädliches Pflanzenprodukt sowie ein günstiges Hausmittel ist. Im Inserat wird zudem auf die gesetzlich geschützte Etikette (weisses Tatzenkreuz im roten Feld mit Namenszug «Rchd. Brandt») hingewiesen – Produktfälscher aufgepasst!

Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensfreude

Inserat Ovomaltine der Dr. Albert Wander AG in Bern. (Bild Zuger Volksblatt, Ausgabe vom 3. März 1933 [Inv. 16754]).

Heute noch bekannt und nicht vergessen ist die Ovomaltine. Beworben wurde sie als ideales Frühstücksgetränk und Nahrungsergänzungsmittel zum Erhalt der Gesundheit, Leistungsfähigkeit und der Lebensfreude. 1904 wird die Ovomaltine auf dem Markt eingeführt.

Zu Beginn wird sie als medizinisches Präparat bzw. als Kraftnahrungsmittel angeboten, wandelt sich dann aber mehr und mehr zu einem Energiegetränk für Sportler sowie zum Alltagsgetränk bei Frau und Herr Schweizer – der legendäre Werbespruch «Mit Ovomaltine kannst Du’s nicht besser. Aber länger» hat sicher dazu beigetragen.

Gasthäuser: Schöne Zimmer, herrliche Aussicht und gutes Essen

Die Beherbergung und Bewirtung von Menschen sind seit Jahrhunderten bekannte Dienstleistungen. Schauen wir in die Inserate der Vergangenheit, so stossen wir auf bekannte wie auch auf unbekannte, aus heutiger Sicht seltsam anmutende Informationen.

Inserat Hotel Ochsen Zug. (Bild: Zuger Kalender «Mys Heimatland» 1923 [Inv. 11246]).

Im Inserat vom Hotel Ochsen Zug wird nebst dem langen Bestehen des Hotels, des Restaurants und der Veranstaltungsmöglichkeiten auch auf die Autogarage sowie die Stallungen hingewiesen. Eine Autogarage war im Jahr 1923 noch etwas Besonderes, denn von der Zeit des Autos als Massenphänomen war man noch weit entfernt.

Inserat Gasthaus zur Post. (Bild: Führer durch den Kanton Zug und Umgebung, Anfang 20. Jh. [Inv. 8523]).

Das Gasthaus zur Post am Postplatz in Zug bewirbt in seinem prägnanten Inserat die «Automobilremise», «Pferdestallungen» sowie das «Elektrisch Licht». Auch dies sind alles Bewerbungsargumente, die in heutigen Inseraten nicht mehr zu finden sind.

Inserat zur Wiedereröffnung des «Rathauskellers» in Zug am 4. März 1933. (Bild: Zuger Volksblatt, Ausgabe vom 3. März 1933 [Inv. 16754]).

Die Wiedereröffnung des Restaurants zum Rathauskeller in Zug am 4. März 1933 wird im «Zuger Volksblatt» vom 3. März 1933 bekannt gemacht. Der neue Pächter Otto Spillmann-Iten (Pächter zwischen 1. Februar 1933 und 30. September 1942) bewirbt neben den angebotenen Nahrungsmitteln und Getränken – unter anderem bekommt man beim Ausschank Baarer-Bier und Flaschenbiere der Brauereien Baar und Luzern –, die beheizte und wirklich gediegene Bürgerstube.

Reisen nach Übersee: Amerika, wir kommen!

Die Zeit der grossen Auswanderungswellen von Europa nach Übersee beziehungsweise von der Alten Welt in die Neue Welt ist heute vorbei. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Amerika für viele Schweizer und Schweizerinnen zum wichtigsten Auswanderungsziel. Sie hofften auf eine Verbesserung der aktuellen Lebenslage. Die zwei nachfolgenden Inserate aus den Jahren 1888 und 1889 verdeutlichen, dass die Nachfrage nach Transportmöglichkeiten nach Amerika gross war.

Inserat «Nach Amerika» der Auswanderungsagentur A. Zwilchenbart (Bild: Zuger Kalender für das Schalt-Jahr 1888, 33. Jahrgang, Zug [Inv. 16789]).

Die Auswanderungsagentur A. Zwilchenbart aus Basel wurde 1834 durch Andreas Zwilchenbart (1786-1866) gegründet. Die Firma Zwilchenbart bewirbt ihr Angebot mit den schönen Versprechen, dass die Passagiere «zu äusserst billigen Preisen bei vorzüglicher Behandlung» befördert und am Ziel «persönlich in Empfang» genommen werden – zu diesem tollen Angebot konnte man ja kaum nein sagen. Neben der Transport-Dienstleistung wurden auch finanzielle Dienstleistungen angeboten.

Inserat «Red Star Linie» von Antwerpen nach Nord-Amerika der Schiffmaklerfirma Peter Wright & Sons (Bild: Zuger Kalender für das Jahr 1889, 34. Jahrgang, Zug [Inv. 16789]).

Die belgisch-amerikanische Reederei Red Star Line mit Hauptsitz in Antwerpen wurde 1872 als Société Anonyme de Navigation Belge Américaine (SANBA) gegründet und bot einen regelmässig verkehrenden Liniendienst zwischen Europa und Amerika an. Im originalen Warenhaus befindet sich heute das Migrationsmuseum Red Star Line.

Sicherheit und Zuverlässigkeit damals wie heute

Passagiere konnten in Antwerpen den Dampfer besteigen und auf direktem Weg nach New York oder Philadelphia reisen. Die im Inserat erwähnten Angebote hören sich nicht schlecht an – zumindest, wenn man ein Erstklass-Passagier war: Damensalon, Rauchzimmer, Piano, Bibliothek, Bäder, Barbierstube, elektrische Klingeln.

Die Red Star Line weist auch explizit darauf hin, dass sie für «Sicherheit und Regelmässigkeit ihres Dienstes» bekannt sei und seit ihrem Bestehen noch «kein Menschenleben verloren» habe. Die Themen Sicherheit und Zuverlässigkeit sind auch heute noch wichtige Argumente, mit denen gern geworben wird.

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