Kunst-Rundgang im öffentlichen Raum

Auf Museumsbesuch in der Stadt Zug

Fassadenmalerei am Kolinplatz «Die Kappeler Milchsuppe». (Bild: Marinella Polli)

Eine Führung zeigt immer am letzten Samstag im Monat die bekannten und unbekannten Ecken der Stadt Zug – wo bekannte und unbekannte Kunstwerke zu finden sind. Das Thema ist jedes Mal ein neues.

Es ist eine Freude für Augen und Geist, auf Entdeckung im öffentlichen Raum zu spazieren. Wo manchmal versteckte Werke ihren mal lebendigen, mal schüchternen Dialog mit Natur, Architektur und dem urbanen Leben führen.

Immer am letzten Samstag im Monat lädt die Abteilung Kultur durch die Stadt Zug. Zu sehen sind Kunstinstallationen auf einem öffentlichen Platz, Skulpturen im Park oder Denkmäler der verschiedensten Art.

Kunstobjekte im Freien erzählen nicht nur Geschichte und Geschichten, sondern sie beeinflussen markant das kulturelle Leben einer Stadt. Ausserdem gestalten sie neue Referenz- und Vergleichspunkte, verändern unmittelbar die Perspektive des Stadtbildes und bieten eine neue, individuelle Möglichkeit, Hergebrachtes mit neuen Augen zu sehen.

Sie können durchaus erfreuen, aber auch irritieren und manchmal sogar verärgern, da sie nicht von allen als Kunst anerkannt werden; sie begünstigen jedoch immer eine rege Diskussion.

Auf Entdeckung von Denkmälern der Stadt Zug

Es war ein Vergnügen, am letzten Samstag einen gemütlichen, aber auch kulturellen Rundgang durch die Stadt mit Karen Geyer zu machen. Die kompetente, begeisterte und begeisternde Künstlerin und Kulturvermittlerin hat ein Dutzend Teilnehmer – mit grosser Wahrscheinlichkeit alle Kunstliebhaber – zu einem äusserst interessanten Spaziergang mühelos angeregt.

Das spezifische Thema dieser Juli-Führung war das Denkmal. Ein Denkmal ist ein Monument, das heisst ein Werk zur Erinnerung an eine historische Person oder an ein historisches Ereignis. Es ist aber auch ein Werk im künstlerischen Sinne, dass sich der Begriff im Laufe der Zeit verändert. Das wurde den Interessierten am Anfang der Führung präzise erläutert.

Erste Etappe des Rundgangs: Kolinplatz

Interessanterweise wurden wir hier aber nicht mit dem von allen Touristen fotografierten Stadtbrunnen und dessen Säulenfigur konfrontiert, sondern mit der oftmals wenig beachteten oder gar nicht wahrgenommenen Fassadenmalerei am gegenüberliegenden Gebäude.

Die Malerei stellt die Kappeler Milchsuppe aus der Zeit der Konfessionskriege um 1529 dar und ist mit «Camanini & Kniepp. Restaur. 1981 Walser» signiert. Camanini war ein Tessiner Maler, wohnhaft in Luzern.

Das Denkmal an die Opfer des Attentats von 2001

Weiter ging es zum Postplatz, zum schlichten Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Attentats im Regierungsratssaal am 27. September 2001. Man muss wirklich gut suchen, um es zu finden.

Das war wohl im Sinne des Designer-Trios Caroline Flueler, André Schweiger und Patrick Lindon, die das moderne Werk aus verschiedenen Materialien drei Jahre nach dem Attentat realisierten. Kreiert wurde es für das kollektive Gedächtnis der Stadt, also für Zug und für die Zuger. Kies und Pflanzen gehören zum feinen Kunstwerk, das abends leuchtet, dank 14 Glühbirnen, wie die Zahl der Todesopfer.

Der Park am Rigiplatz, ebenfalls ein Denkmal

Auch ein Park kann ein Denkmal sein. So wurde beispielsweise nach der Vorstadtkatastrophe von 1887 (Ufereinbruch mit dem Verlust von 35 Häusern sowie 11 Toten) der zerstörte Stadtteil am See durch einen Park und eine Seepromenade ersetzt.

Dadurch entstand nicht nur eine komplett neue Gestaltung des Rigiplatzes, die Stadt erhielt auch vier neue Kunstwerke. Drei im Park, eines an der Seepromenade. «L’ombra sul passato» (Der Schatten auf die Vergangenheit) ist die vom Tessiner Künstler Flavio Paolucci 1991 geschaffene, sehr eloquente Skulptur. «Hören Ost Süd West Nord» ist die vom Luzerner Anton Egloff 1995 realisierte Bronzeplastik. «Mémoire d’une strate 1887–1992» ist eine von der Genferin Carmen Perrin 1995 aus Schiefer erstellte Bodenplastik.

Ferner hat es das Kunstwerk «In Gedanken Versunken», eine von Andrea Wolfensberger am Seequai 1995 eingemeisselte Botschaft. Die vier Kunstwerke erinnern an die Katastrophe, aber nicht nur: da sie im engen Kontakt zur Natur und zur Bevölkerung leben, sind sie auch ein Zeichen der Hoffnung.

Die nächste Führung findet am Samstag, 29. August, statt. Wie immer bei jeder Witterung und kostenlos. Der Treffpunkt ist jeweils um 11:00 Uhr vor der Bibliothek Zug. Weitere Führungen sind am 26. September, 31. Oktober und 28. November vorgesehen. Führungen in Englisch finden an den gleichen Tagen aber jeweils 13.30 bis 15 Uhr statt; am 12. Dezember: «Lighttour», 16 bis 17.30 Uhr.

Kontakt: Karen Geyer [email protected]

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