Visualisierungen von Windkraft-Gegnern

Sieht so der Windpark auf dem Zugerberg aus?

So könnte der Windpark auf dem Zugerberg aussehen – zumindest gemäss «Freie Landschaft Schweiz». (Bild: Screenshot Youtube / Freie Landschaft Schweiz)

Die Organisation «Freie Landschaft Schweiz» sagt auf Social Media dem Windpark-Projekt auf dem Zugerberg den Kampf an – mit einem Video, das Visualisierungen zeigt. Dabei steckt das Vorhaben noch tief in den politischen Prozessen und fern von konkreten Plänen.

Fünf Windturbinen stehen auf dem Zugerberg. Sie sind über 200 Meter hoch und von weit her zu sehen. Diese Visualisierung zeigt ein Video der Organisation «Freie Landschaft Schweiz», das Anfang Januar auf Youtube hochgeladen worden ist und den Weg auch in andere soziale Netzwerke gefunden hat.

Bei «Freie Landschaft Schweiz» handelt es sich um eine Organisation, die sich für den Natur- und Landschaftsschutz einsetzt. Schweizweit kämpft sie gegen Windpärke – oft mit Visualisierungen, die die Dimensionen dieser zeigen sollen.

«Offen, ob Windräder so gross werden»

Tatsächlich ist die Visualisierung vom Zugerberg nicht völlig aus der Luft gegriffen, wie die Stadt Zug auf Anfrage bestätigt. «Allerdings werden hier die aktuell grössten Vertreter der Gattung mit 160 Metern Nabenhöhe und 138 Metern Rotordurchmesser verwendet. Ob in Zug mit Windrädern dieser Grössenordnung oder mit kleineren Rotordurchmessern geplant werden soll, muss zu diesem Zeitpunkt offenbleiben», schreibt Kommunikationsverantwortlicher Dieter Müller. Er hält aber fest, dass das Video nicht auf konkreten Planungsdaten beruht.

Grundsätzlich sei es noch zu früh, um über mögliche Dimensionen eines Windparks auf dem Zugerberg zu spekulieren. «Bisher gibt es noch keine konkreten Pläne für Windpärke im Kanton Zug», so Müller. Zunächst müsse der Kanton die Grundlagen für die Planung im kantonalen Richtplan erstellen. Genau das hat in der Vergangenheit in der Zuger Politik für Diskussionen gesorgt. Begonnen hat es im Zuger Gemeinderat.

Stadt will, Kanton bremst

2022 forderte die Fraktion von Alternative – die Grünen und CSP, dass die Stadt sich für den Ausbau von Windenergie einsetzt und eine Anlage auf dem Zugerberg prüft (zentralplus berichtete).

Dieser Aufforderung kam der Stadtrat nach und kam zum Schluss, dass der Zugerberg grosses Potenzial für einen Windpark hat. In Wintermonaten könnte eine Anlage ein bis zwei Drittel des benötigten Stroms für die Haushalte der Stadt Zug liefern, so die Rechnung damals. Erste Kostenrechnungen ergaben, dass ein Windpark zwischen 45 und 90 Millionen Franken kosten würde.

Die Bedingung für Windräder auf dem Zugerberg ist jedoch eine Anpassung des kantonalen Richtplans. Und dort scheint es zu stocken. Der Kanton Zug war Windenergie gegenüber bisher allerdings eher skeptisch eingestellt (zentralplus berichtete). Dabei wäre er im Auftrag des Bundes verpflichtet, mögliche Standorte für Windräder im Richtplan auszuweisen. Der Bund möchte den Ausbau von Windenergie fördern und setzt bei den Kantonen die Schraube an. Bisher ging der Kanton Zug zögerlich mit dieser Auflage um. Es folgte Druck aus dem Kantonsrat mittels Vorstössen. Voraussichtlich dürfte die Zuger Regierung die Richtplan-Anpassung dieses Jahr in Angriff nehmen.

«Verschandlung» bis «Landschaft bleibt erhalten»

Bis diese Grundlage geschaffen ist, können die Windräder auf dem Zugerberg nicht projektiert werden. Und bis das Projekt abstimmungsfähig ist, dürfte es ohnehin noch ein Weilchen dauern. Klar ist aber: Widerstand scheint programmiert. «Freie Landschaft Schweiz» hat mit ihren Visualisierungen den Kampf aufgenommen und bis Windräder auf dem Zugerberg in greifbare Nähe rücken, dürfte in der Region noch weiterer Gegenwind aufkommen.

Bereits jetzt finden sich im Netz zum Video Kommentare wie: «Es gibt so Verrückte, die wollen im Naherholungsgebiet Zugerberg die ganze Zuger Landschaft verschandeln» oder «Dieser Windwahn wird nichts zur erneuerbaren Energie beitragen». Dieter Müller von der Stadt Zug interpretiert das Video von «Freie Landschaft Schweiz» derweil ganz anders: «Es zeigt doch, dass selbst mit den aktuell grössten verfügbaren Anlagen die schöne Landschaft erhalten bleibt.»

Verwendete Quellen
  • Youtube «Freie Landschaft Schweiz»
  • Website «Freie Landschaft Schweiz»
  • Schriftlicher Austausch mit Dieter Müller, Leiter Kommunikation Stadt Zug
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6 Kommentare
  • Profilfoto von vizo
    vizo, 11.01.2024, 22:33 Uhr

    Dass sich die Gegner bemerkbar machen, war zu erwarten. Dass sie mit Fakenews übertreiben auch. Dass sie keine konstruktiven und rechtzeitig realisierbare Vorschläge zur unabhängigen, lokalen, preisgünstigen und erneuerbaren Energieversorgung machen, ebenfalls.
    Der Kanton Zug muss lediglich seine Hausaufgaben erledigen und dem Bund mögliche Windpotentialgebiete angeben. Dass die Stadt Zug hierzu vorbildlich Hand bietet und in der Ortsplanungsrevision ein Windprüfgebiet aufnimmt, ist folgerichtig. Alle Nachbarkantone haben das schon gemacht.
    Dass der Zugerberg genauer angeschaut wird, ist nach einer überraschend positiven Windmessung und ersten Ertragsberechnungen sinnvoll. Das Naherholungsgebiet Zugerberg ist trotz – oder gerade wegen – einer Infrastruktur mit Zufahrtsstrassen, Parkplätzen, denkmalpflegerisch schützenwerten Panzersperren, Brücken und Bunkern, Antennen, Skiliften mit Ski- und Langlaufpisten, Sport- und Spielplätzen, Landwirtschafts-, Forschungs-, Bildungs- und Gastwirtschaftsbetrieben, Seilbahn und Hochspannungsleitung sehr beliebt. Ein Windpark passt dazu. Die Windenergie ist eine zu wertvolle Quelle, um nicht genutzt zu werden.

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  • Profilfoto von Zuger
    Zuger, 11.01.2024, 21:30 Uhr

    Bitte ja nicht umsetzen. Diese Windräder verschandeln die Landschaft.

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  • Profilfoto von Michel Kalauz
    Michel Kalauz, 11.01.2024, 10:04 Uhr

    Diese Bilder sind eine absolute Frechheit von den Windparkgegnern! Die Prüfzone für Windturbinen, ist viel weiter im Süden und ebenfalls viel östlicher. Falls Windräder gebaut werden soll und dafür braucht es eine faire Debatte und politischen Konsens ohne Deep Fakes (künstlich generierte Bilder) und Fakenews. So etwas ist undemokratisch und zielt nur darauf ab die Diskussion in der Gesellschaft und Politik in vorherein zu vergiften. Entäuschend!

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    • Profilfoto von Jerome Halter
      Jerome Halter, 11.01.2024, 15:00 Uhr

      Richtig: falsch positionierte Windräder sind Falschinformation

      Generierte Bilder zur Visualisierung allerdings braucht es sehr wohl

      Denn jetzt kommt dem NIMBY-Effekt…

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  • Profilfoto von Franz
    Franz, 11.01.2024, 08:11 Uhr

    Windparks und Biodiversität – diesen Spagat möchte ich sehen.

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    • Profilfoto von vizo
      vizo, 11.01.2024, 22:40 Uhr

      Der Verlust an Biodiversität wird auch durch den Klimawandel beschleunigt. Der Klimawandel wird vor allem durch die Verbrennung von fossilem Öl verursacht. Öl kann durch Wärmepumpen und E-Mobilität ersetzt werden. Strom kann durch Windräder mit dem kleinsten ökologischen Fussabdruck erzeugt werden. Das ist kein Spagat sondern ein Teil der Lösung!

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