Lohndumping-Verdacht

Luzerner Firma schuldet Angestelltem viel Geld

Bei der beschuldigten Firma handelt es sich um die NNA-Bau GmbH. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Ehemalige Angestellte einer Luzerner Baufirma behaupten, dass ihr Chef ihnen Tausende von Franken schuldet. Recherchen von «Blick» zeigen nun, dass der Inhafer der Firma verschuldet ist.

Die NNA-Bau GmBH aus Emmenbrücke suche immer Leute, habe Darijo P.* von Freunden gehört. Zu diesem Zeitpunkt sei er seit drei Monaten arbeitslos gewesen. Darijo P. meldet sich bei der Luzerner Firma, erhält einen Arbeitsvertrag und unterschreibt. 36,10 Franken Stundenlohn brutto, steht drin.

Nur vier Monate nach Arbeitsantritt habe ihm die NNA fristlos gekündigt, schreibt der «Blick». Den letzten Monatslohn habe er nicht erhalten und auch frühere Löhne seien ihm nur zum Teil ausbezahlt worden. «Mein Chef schuldet mir über 14'000 Franken», habe Darijo P. gegenüber der Zeitung gesagt.

Etwa zwölf bis 14 Leute hätten für Luan S.*, den Inhaber der NNA, gearbeitet. Er habe sie auf verschiedene Baustellen geschickt. Häufig sei Darijo P. auf Baustellen eines Zuger Fassadenspezialisten eingesetzt worden. Die Firma aus Zug habe gegenüber Blick gesagt, sie habe die NNA als Subunternehmen angestellt. Doch anders als es beim Subunternehmen-System üblich sei, sei NNA-Chef Luan S. fast nie am Einsatzort gewesen. Bei dieser Ausgangslage sei der Personalverleih die gängige Vorgehensweise.

Doch für diesen brauche man, im Gegensatz zum Subunternehmen-System, eine Bewilligung. Und dazu müsse man einen guten Leumund vorweisen. Luan S. sei jedoch verschuldet, zeigen nun Recherchen von «Blick». Eine Betreibungsauskunft vom Jahr 2021, die der Zeitung vorliege, beinhalte insgesamt zwölf Einträge mit Schulden von insgesamt über 200'000 Franken.

Die Zeitung schreibt weiter, dass die Lohnauszahlungen von Luan S. an Darijo P. willkürlich seien. Eine Lohnabrechnung habe er erst nach wiederholter Nachfrage erhalten. Dort habe der Arbeitgeber plötzlich einen Bruttolohn von 30 Franken angegeben. Demnach stünden Darijo P. netto nur noch 26,56 Franken zu. Zudem: Die Sozialversicherungsnummer sei auf der Abrechnung nicht angegeben. Die Beiträge, die Luan S. auf dem Papier abzieht, könne er laut «Blick» gar nicht einzahlen.

«Klassische Muster eines Lohndumpingfalls»

Die Zeitung schildert auch die Erzählungen eines anderen Angestellten, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Luan S. wolle gegenüber «Blick» kein Statement geben. Das Zuger Fassadenunternehmen habe geschrieben, bislang habe es keine Hinweise auf einen Verstoss gegeben.

Darijo P. zieht nun vor Arbeitsgericht. «Ich werde für mein Recht kämpfen», sagt er gegenüber der Zeitung. «Auch für die anderen, die sich nicht wehren können.»

«Blick» lässt sich den Fall von Chris Kelley, Leiter Sektor Bau bei der Gewerkschaft Unia, einordnen. «Viele der Vorwürfe decken sich mit dem klassischen Muster eines Lohndumpingfalls», sagt er gegenüber der Zeitung.

*Namen von «Blick» geändert

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Dani
    Dani, 20.04.2024, 07:40 Uhr

    Ein Blick ins Handelsregister zeigt, dass zwei weitere Firmen an der gleichen Adresse zu finden sind mit der gleichen Person. Da könnte eventuell noch mehr aufgedeckt werden!

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  • Profilfoto von Sämi
    Sämi, 18.04.2024, 16:47 Uhr

    Gegen solche muss rgoros durchgegriffen werden. Alles pfänden, Schulden fehlende Löhne auszahlen und dann ab in die Kiste. Angestellte über den Tisch ziehen ist mit das ehrenloseste was man tun kann. Wären es wenigstens irgendwelche Schnösel die sowieso genug haben könnte man ja noch drüber reden.

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