Zuger Heimatschutz fühlt sich übergangen

In einem offenen Brief an die Gemeinde Baar fordert der Zuger Heimatschutz, in die Zukunftsgestaltung des Robert-Fellmann-Parkes einbezogen zu werden. Man zeigt sich darin enttäuscht vom Verhalten der Behörden, die anscheinend ein anderes Verständnis vom demokratischen Mitwirkungsrecht als die Bevölkerung habe.

Ende Mai 2015 lancierten 16 engagierte Bewohnerinnen und Bewohner von Baar eine Petition zur Erweiterung des Robert-Fellmann-Parkes in Baar. Im Sommer ersuchte der Zuger Heimatschutz, der die Petition zusammen mit dem Bauforum Zug unterstützt, die Gemeinde um eine Zwischennutzung des Sattlerhauses, das dem Abbruch geweiht war.

Diese Zwischennutzung sollte so lange dauern, bis Klarheit über die künftige Nutzung und Zweckbestimmung des Platzes bestand. Die Gemeinde akzeptierte dann auch, dass unter anderem der Zuger Heimatschutz in die Planung des Platzes einbezogen würde.

Die in der Zwischenzeit eingeleiteten Schritte, namentlich der Abbruch des Sattlerhauses, veranlassen nun den Zuger Heimatschutz dem Gemeinderat Baar den folgenden offenen Brief zukommen zu lassen.

Offener Brief des Zuger Heimatschutzes an die Gemeinde Baar:

Sehr geehrter Herr Gemeindepräsident
Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte

Wie Sie wissen, setzt sich der Zuger Heimatschutz für eine ortsgerechte und bürgernahe Gestaltung und – wenn möglich – Erweiterung des Fellmann-Parks ein. Der Vorstand des Vereins war hoch erfreut, als der kleinen Oase an der Hauptverkehrsader die Identität bildende Benennung «Robert Fellmann-Park» gegeben wurde. Die Namensgebung wurde dann auch von der Baarer Bevölkerung im Begleitfest vom 30. Mai 2015 sehr gut aufgenommen. Leider mussten wir bald aber erkennen, dass innerhalb der Gemeinde unklar war, was mit diesem neu benannten Platz geschehen soll. Der Zuger Heimatschutz hat deshalb die Petitionsgruppe aus Baar unterstützt. Mit dem Schreiben vom 27. Juli 2015 hat er seine konkreten Anliegen dem Gemeindepräsidenten übermittelt und dabei drei Punkte hervorgehoben:

  • Er hat zunächst darauf hingewiesen, dass sich in Baar die öffentliche Meinung zur Nutzung dieses Parks verändert habe und damit die Ausgangslage gegenüber der Situation vor 2015 neu sei. Deshalb schlugen wir vor, den Beschluss des Gemeinderates, das Sattlerhaus abzubrechen, zu sistieren bis eine umfassende Planung die Nutzung des Hauses und der Fläche konkretisiert hat.
  • Im Brief vom 27. Juli 2015 machte er Ihnen das Angebot, das vom Abbruch bedrohte Sattlerhaus zu mieten und damit die Gemeinde von der Verantwortlichkeit bei der Nutzung des Gebäudes zu befreien.
  • Er hat auch angeboten, an der kommenden Planung des Platzes aktiv teilzunehmen.
     

Der Gemeindeschreiber und die Abteilungen Planung/Bau sowie Liegenschaften/Sport haben diese Anliegen am 21. September 2015 zur Kenntnis genommen, in der Sache aber zurückgewiesen. Die Verwaltung hat sich nicht nur mit der ablehnenden Haltung profiliert, sondern im Wissen, dass die Petitionsübergabe am Montag 5. Oktober 2015 stattfindet, die Bagger auffahren lassen, um das Sattlerhaus zu zerstören. Spielte da etwa die Angst mit, dass die demokratische Mitwirkung zu einer Hausbesetzung ausarten könnte. – Was auch immer die Begründung des sofortigen Abbruchs war, die demokratischen Rechte wurden vom Präsident hoch gelobt und gleichzeitig von der Verwaltung mit Füssen getreten.

Dass unser Mietangebot mit dem Hinweis auf die Baufälligkeit abgelehnt wurde, überrascht uns. Erstens waren die Räume bis kurz vor dem Abriss vermietet, und zweitens konnte der Kunstkiosk bis im Oktober dort Ausstellungen realisieren. Die Gemeindeverwaltung hat unser Angebot offensichtlich nicht näher geprüft. Sie fand es insbesondere nicht nötig, sich näher mit den Zwischennutzungsanliegen des Zuger Heimatschutz auseinanderzusetzen. Eine Besprechung unserer Ideen fand jedenfalls nicht statt. Wenn die brutale Vorgehensweise, nämlich der Abbruch des Hauses, die Antwort auf das durchdachte Angebot ist, dann zeigt das, dass Demokratie und aktives Teilnehmen am öffentlichen Leben vom Gemeindepräsidenten und den Verwaltungsverantwortlichen in Baar offenbar sehr unterschiedlich verstanden werden.

Die Gemeinde hat beschlossen, für die Gebietsplanung Kreuzplatz/Falkenweg inkl. Fellmann-Park eine städtebauliche Studie durchzuführen und dabei die Grundeigentümer, die kantonale Denkmalpflege und den Zuger Heimatschutz «stufengerecht» einzuladen. Dieses Vorgehen unterstützt der Zuger Heimatschutz. In der Zwischenzeit hat nun aber die Verwaltung einen Architekten bereits mit der Entwicklung und Vertiefung von städtebaulichen Konzeptvarianten beauftragt. Das erscheint Zuger Heimatschutz nun wirklich nicht stufengerecht. Der Auftrag an den Architekten gibt die Untersuchungsrichtung bereits so vor, dass später nur noch marginal Einfluss genommen werden kann. Ist das Konzept einmal erstellt, können erfahrungsgemäss die (von der Verwaltung) einseitig festgelegten Ausgangslage und Zielrichtung sowieso nicht mehr in Frage gestellt werden. Damit nicht falsche Vorgaben zu nachträglichen Projektanpassungen führen müssen, erscheint es dem Zuger Heimatschutz nötig, dass seine Bauberater (und auch die kantonale Denkmalpflege) bereits bei der Auftragserteilung aktiv einbezogen werden. Gerne erwarten wir, dass unser Bauberaterteam mit dem beauftragten Architekten unverzüglich über die Ausgangslage und die Stossrichtung der Planung diskutieren können.

Der Zuger Heimatschutz kann die Haltung der Gemeinde Baar nicht verstehen, haben Sie sich doch als Gemeindepräsident bei der Übergabe der 734 Unterschriften zur Petition über die demokratische Unterstützung ehrlich erfreut gezeigt. Gleichzeitig organisiert Ihre Verwaltung alles, um diese Rechte nutzlos verpuffen zu lassen.

ZUGER HEIMATSCHUTZ

Dr. iur. Meinrad Huser, Präsident
Ruedi Zai, Vizepräsident 

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