Zuger Hersteller wissen nicht, welche ihrer Produkte im Internet landen
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Farmy ist ein Online-Hofladen
(Bild: Montage/Flickr)
Biohöfe, Metzgereien und Babybrei-Hersteller aus dem Kanton Zug: Sie alle liefern ihre Produkte an Farmy, den drittgrössten Online-Lebensmittelhändler der Schweiz. Dies aber häufig ohne zu wissen, was genau online angeboten wird.
Farmy ist ein Online-Hofladen, der lokale Produkte, oft in Bioqualität, vertreibt. Diese bezieht er auch bei etlichen Zuger Produzenten. Im letzten Jahr konnte der Onlinehändler den Umsatz um rund 40 Prozent steigern. Das sind 30 Prozent mehr als im Branchenschnitt. Farmy kommt entsprechend immer näher an die marktführenden Online-Lebensmittel-Shops von Coop und Migros heran.
Unter den Produzenten, die Farmy auf der Liste hat, finden sich auch einige Zuger Unternehmen. So auch die Metzgerei Berchtold aus Rotkreuz. Im Gespräch mit Christian Berchtold, dem Geschäftsleiter der Zuger Metzgerei, stellt sich allerdings heraus, dass diese gar nicht direkt mit Farmy zusammenarbeitet.
Einiges sollte es nicht geben, anderes gibt es nicht
«Alle zwei Wochen verkaufe ich vier Lämmer an Pico Bio. Was davon zu Farmy geht, weiss ich nicht genau», erzählt Berchtold. Pico Bio ist ein Zulieferer für regionale Bioprodukte, der auch Farmy einen Teil des Berchtold-Fleisches verkauft. «Auf Farmy sind aber auch ganz viele Produkte, die wir eigentlich fast nicht mehr produzieren», meint er weiter. Schweinsfilet mache er zum Beispiel so gut wie gar nicht mehr.
Auch der Bio-Babyfood-Hersteller Yamo mit Sitz in Zug ist bei Farmy als Produzent gelistet. Momentan sind allerdings keine Produkte des Produzenten bei Farmy zu finden. Der Grund dafür ist Yamo unbekannt. «Das war mir bis jetzt nicht bewusst, zumindest bis vor Kurzem haben wir noch an Farmy geliefert», sagte Yamo-Gründer Tobias Gunzenhauser ganz überrascht. Farmy mache aber auch noch nicht all zu viel ihres Absatzes aus.
Farmy schafft Klarheit
«Der noch bescheidene Umsatz mit Produkten der Firma Yamo liegt daran, dass wir die Kategorie Baby & Kind noch am Aufbauen sind», sagt Roman Hartmann, Gründer von Farmy. Sie hätten diese neue Sparte auch noch nicht aktiv beworben. «Es ist richtig, dass wir aktuell keine Produkte von Yamo online haben, das ändert sich aber, sobald wieder neue Ware an Lager ist», so Hartmann weiter.
Für Yamo war der Start für die Zusammenarbeit mit Farmy simpel. Das Einzige, was sie tun mussten, war zu eruieren, wie ihre Produkte am besten zu Farmy gelangen. Da die Babynahrung mehrere Wochen haltbar ist, geschieht dies schlicht via Post.
Auf Umwegen zu Farmy
Ebenfalls ein Zuger Produkt im Angebot ist Fleisch vom Biohof Unterschwändi in Walchwil. Die Geschäftsabwicklung läuft aber auch dort nicht direkt über die Hofbetreiber, sondern über deren Metzger.
Die Karl-Abegg-Metzgerei kauft beim Biohof ganze Tiere. Diese werden vom Bauern noch zum Schlachthof gebracht, danach geht das Fleisch zum Metzger. Dieser kann laut eigenen Angaben rund ein Drittel des Zuger Biofleisches über Farmy verkaufen.
Flexible Preisgestaltung
Abegg fährt sowieso jeden Morgen in die Stadt Zürich, wo Farmy ihren Sitz hat. Er mache also keinen grossen Umweg, um sein Fleisch im Schlüsseltresor von Farmy zu deponieren. Abegg sieht den Online-Hofladen auch nicht nur als weiteren Absatzmarkt, sondern aufgrund der erweiterten Reichweite als Marketingplattform.
Ausserdem erfahren wir von ihm, wie die Preisgestaltung funktioniert. Der Produzent könne seinen Preis selbst festlegen, wobei Farmy dann im Shop schlicht noch die eigene Marge für Transport usw. oben draufpackt.
«Ich habe bei der Preisgestaltung natürlich immer den finalen Preis im Hinterkopf», erklärt der Metzger seine persönliche Preisgestaltung. «Wenn das Produkt auf Farmy zu teuer ist, kauft es niemand.»
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