Fragen und Antworten zum Luzerner Seeparking

Warum Badigänger und Vögel vom neuen Parkhaus profitieren könnten

Im Bereich der aktuellen Mittelinsel vor dem Luzernerhof planen die Initianten die Zufahrt ins Seeparking.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Idee eines Carparkings unter dem Schweizerhofquai ist machbar, sagen die Initianten. Warum man nach Zug schielt, wie die Bevölkerung profitiert und warum das Seeparking zu weniger Cars führen könnte: Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das 140-Millionen-Franken-Projekt.

«Wir haben unseren Job gemacht, jetzt warten wir auf die politische Diskussion.» Man spürt, dass sich der Luzerner Architekt Marc Syfrig darauf freut. Die Idee für ein unterirdisches Parkhaus für Cars geht auf ihn zurück – nun kann er nach einer umfangreichen Machbarkeitsstudie verkünden: «Das Seeparking ist bautechnisch, verkehrstechnisch und betriebswirtschaftlich möglich.»

Das Parking für 37 Cars würde unter der heutigen Strasse am Schweizerhofquai unter den Boden gebaut, möglich wären zudem 166 Autoparkplätze. Die Initianten sagen: Das Seeparking könnte auch alleine mit den Carparkplätzen rentabel betrieben werden (zentralplus berichtete).

Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Seeparking zusammengetragen.

Wie realistisch ist das Projekt?

Das hängt von der Politik ab, die Chancen stehen aber nicht schlecht. Erstens soll der Tourismus als Profiteur das 140 Millionen Franken teure Projekt finanzieren. Zudem harmoniert es mit der Carstudie, welche die Stadt Luzern kürzlich präsentierte. Diese sieht vor, ein neues Carterminal auf der Allmend zu installieren (zentralplus berichtete). Marc Syfrig sagt dazu: «Das Seeparking ist ein Premiumteil für jene Cars, die unbedingt in die Stadt wollen. Alle anderen Busse können ab der Allmend fahren, es ist die ideale Ergänzung zum Carhub.»

Wer ist am Projekt beteiligt?

Eine Stärke ist, dass die vier Köpfe hinter der Machbarkeitsstudie viel Fachwissen aus Bau und Verkehr vereinen, aber parteipolitisch unabhängig sind. Auch Tourismusvertreter sind dabei und haben die rund eine halbe Million Franken teure Studie mitfinanziert. Auch mit anderen Betroffenen waren die Initianten bereits im Austausch, etwa mit Hoteliers, der Stadt, dem Kanton oder der Schifffahrt.

Initiant Marc Syfrig über das Seeparking:

 

Wie gelangen die Cars ins Parking und wie verlassen sie es wieder?

Die Einfahrt führt über eine Rampe an der Gotthardstrasse. Via Alpenstrasse würden die Cars unterirdisch ins Parkhaus gelangen. Dort sind die 37 Parkplätze aneinandergereiht bis zum Schwanenplatz, wo ein unterirdischer Wendepunkt vorgesehen ist. So können die Cars das Parking bei der Hofkirche via Rampe wieder verlassen. Gäste könnten das Parking über drei Ausgänge beim Schwanenplatz und Schweizerhof verlassen oder erreichen.

Einfahrt ins unterirdische Parkhaus für die Cars in der Gotthardstrasse.

Einfahrt ins unterirdische Parkhaus für die Cars in der Gotthardstrasse.

(Bild: Visualisierung/zvg)

Ein allfälliges Autoparkhaus würde über das bestehende Schweizerhofparking angefahren – das haben die Initianten bereits mit dem Hotel abgeklärt.

Die Cars fahren weiterhin ins Stadtzentrum: Verträgt es das?

Die Initianten meinen Ja und haben das minutiös berechnet. Verkehrsingenieur Oscar Merlo sagt dazu: «Wir haben eine Verkehrsflusssimulation am Verkehrsknoten Hofkirche gemacht, die zeigt, dass es funktioniert.»

Zudem gäbe es nicht mehr, sondern weniger Cars: Die Initianten haben berechnet, dass mit der vorgesehenen Preispolitik der Verkehr besser gesteuert würde. Der Carverkehr könnte an Spitzentagen von heute 784 auf 305 Cars reduziert werden. Zudem wäre ein dynamisches Pricing denkbar, wie wir das vom Flugverkehr kennen, mit reduzierten Tarifen zu Randzeiten.

Verkehrssimulation des Seeparkings:

Sind 120 Franken Parkgebühr für einen Car nicht zu teuer?

Der Preis ist bewusst hoch angesetzt, die Initianten sprechen von einem Paradigmenwechsel. Ins Zentrum zu fahren, soll seinen Preis haben. Die Stadt soll zudem einen angemessenen Baurechtszins kassieren und letztlich damit Geld verdienen. «Wir geben der Stadt die Möglichkeit, sich an einem rentablen Infrastrukturprojekt zu beteiligen», sagt Syfrig.

Ist die Konstruktion an diesem Ort überhaupt machbar?

Laut Bauingenieur René Zemp käme das Seeparking weder dem Tiefbahnhof noch oberirdischen Werkleitungen oder Bushaltestellen in die Quere. Sogar der U-Turn bei der Hofkirche wäre weiterhin möglich.

So sähe das Seeparking im Querschnitt aus.

So sähe das Seeparking im Querschnitt aus.

(Bild: zvg)

Man müsse sich die Konstruktion des Parkhauses wie ein U-Boot im Boden vorstellen, so Zemp. Man würde die Strasse unterkellern und danach mit massiven Böden, Wänden und einem Deckel schliessen. So kann das Parkhaus dem Druck von oben und vor allem vom Grundwasser standhalten. René Zemp: «Das ist eine sehr probate Bauweise im innerstädtischen Raum.» Es gibt diverse Vorbilder, an denen die Initianten mitgearbeitet haben, etwa das Parkhaus in Zug bei der Bossardarena. Dort wurde eine ähnliche Rampe, wie sie hier geplant ist, bereits 2010 realisiert.

Wie kann man auf der dicht befahrenen Strasse bauen?

Den Innenausbau kann man unterirdisch erledigen. Die Bauzeit beträgt insgesamt etwa 3,5 Jahre, jedoch würde der Verkehr nur während zwölf Monaten tangiert. Auch das haben die Initianten berücksichtigt: Der Verkehr würde zeitweise dreispurig geführt, einzelne Bäume am Quai müssten temporär weichen, würden später aber wieder gepflanzt.

«Ich fände es als Architekt ganz toll, wenn es eine neue Insel gäbe, auf die man rausschwimmen kann.»

Marc Syfrig, Architekt

Zudem soll der Aushub nicht mit Lastwagen abtransportiert werden, sondern via Förderband auf Schiffe. Marc Syfrig hat die Idee, das Material dem See für eine Renaturierung «zurückzugeben». Ihm schwebt eine künstliche Bade- oder Vogelinsel bei der Ufschötti vor. Syfrig: «Das ist gutes Material analog zum Neat-Aushub. Ich fände es als Architekt ganz toll, wenn es eine neue Insel gäbe, auf die man rausschwimmen kann.» Zudem ist die Ufschötti einst aus dem Aushubmaterial des Sonnenbergtunnels entstanden.

So stellt sich Architekt Marc Syfrig eine künstliche Insel aus dem Aushubmaterial bei der Ufschötti vor.

So stellt sich Architekt Marc Syfrig eine künstliche Insel aus dem Aushubmaterial bei der Ufschötti vor.

(Bild: Visualisierung/zvg)

Wie profitiert die Bevölkerung sonst noch?

Für Architekt Marc Syfrig wäre zwingend, dass nicht nur der Schwanenplatz, sondern auch der Löwenplatz von Cars befreit und aufgewertet würde. «Grünräume müssen mitwachsen zum Wohle der Bevölkerung, das war mein zentraler Treiber bei der Idee», sagt er. Das Ganze habe nur Sinn, wenn man die Lebensqualität der Bewohner steigere.

Zudem wäre es für ihn zwingend, dass man die 166 Autoparkplätze oberirdisch kompensiert, am besten im Weyquartier. «Das Quartier könnte eine Qualität wie die Neustadt erlangen», so Syfrig.

Wie geht es weiter?

Die Politik wird sich bald wieder mit der Carpolitik beschäftigen: Der Stadtrat wird seinen Bericht und Antrag zur Parkhaus-Musegg-Initiative vorstellen, Ende Juni wird das Parlament die Mobilitätsstrategie diskutieren. Am 23. September stimmt das Volk schliesslich über die Initiative für das Parkhaus Musegg und den Gegenvorschlag des Stadtrates ab. Erst dann könnte man sich den baurechtlichen Fragen widmen.

Die Einfahrt der Cars würde über eine Rampe auf der Alpenstrasse führen, die Ausfahrt über eine Rampe bei der Hofkirche.

Die Einfahrt der Cars würde über eine Rampe auf der Alpenstrasse führen, die Ausfahrt über eine Rampe bei der Hofkirche.

(Bild: zvg)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von martin.vonrotz
    martin.vonrotz, 03.05.2018, 12:38 Uhr

    Die Einfahrt über die Gotthardstrasse zu machen und dieses damit scheinbar für den normalen Verkehr nicht mehr zu Verfügung zu stellen ist verkehrstechnisch eine Idiotie – Alle welche aus dem Schweizerhaus Parking kommen und Richtung Zürichstrasse oder Wesmelin wollen müssten sich dann mühsam über zwei Spuren hinweg auf die linke Abiegespur einfädeln welche jetzt schon ein Nadelöhr ist. Nicht zu Ende gedacht das Ganze

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