Parkplatz-Chaos am Bahnhof Luzern

Velostation: Diese Alternativen kommen wieder ins Spiel

Ein vollautomatisiertes Velo-Parkiersystem mitten auf dem Bahnhofplatz. Auch diese Alternative hat die Stadt Luzern für die Velostation in Erwägung gezogen. (Bild: bikeloft.ch)

Nach dem Nein zur Velostation braucht der Luzerner Stadtrat einen Plan B. Welche Varianten stehen zur Diskussion? zentralplus hat in die Machbarkeitsstudie geschaut – und spektakuläre Ideen gefunden.

Der Luzerner Stadtrat steht nach dem Nein zur Velostation vor einem Scherbenhaufen. Zum abgelehnten Projekt an der Bahnhofstrasse besteht keine Alternative (zentralplus berichtete). Vor allem nach der Abstimmung betonte der Stadtrat wiederholt, dass die Stadt intensiv nach anderen Standorten für eine Velostation gesucht habe. Doch nur das Projekt an der Bahnhofstrasse habe sich als ideale Lösung erwiesen.

Die Gegner der Velostation wiederum hatten im Abstimmungskampf wiederholt darauf hingewiesen, dass das Projekt an der Bahnhofstrasse zu teuer sei und es günstigere Lösungen geben müsse. Doch welche Lösungen das sein könnten, bleibt bis heute schleierhaft (zentralplus berichtete).

zentralplus hat darum die Suche des Stadtrats nach einem geeigneten Standort neu aufgenommen und in die Machbarkeitsstudie geblickt. Diese enthält 15 teils spektakuläre Varianten. Gut möglich, dass der Stadtrat längerfristig auf die eine oder andere Variante aus der Studie zurückgreift. Denn so viel steht fest: Das Veloproblem am Bahnhof erfordert eine Lösung.

Die Vielversprechende: Taxihalle

Eine der Varianten sah vor, die Taxihalle im Untergrund des Bahnhofplatzes als Velostation zu nutzen. Der grosse Vorteil dieser Idee: Die Infrastruktur besteht bereits, nur der Zugang wäre mit grösseren baulichen Massnahmen verbunden gewesen. Die neue Velostation wäre mit einem über 100 Meter langen Tunnel über die Bahnhofstrasse erschlossen gewesen.

«Die Nutzung der bestehenden Taxihalle war im Kosten-Nutzen-Verhältnis wohl die vielversprechendste Variante», sagt Roger Schürmann. Doch der Bereichsleiter Projekte beim Luzerner Tiefbauamt fügt an: «Es sprachen auch mehrere Punkte gegen die Variante Taxihalle.» Ein Problem ist, dass die Taxihalle bereits als Lagerfläche für die Läden im Bahnhofshopping genutzt werden. «Die SBB ist für ihre Mieter auf diese Fläche angewiesen», erklärt Schürmann. Auch der lange Zufahrtstunnel sprach gegen die Idee.

Die Lösung mit der Taxihalle wäre zudem nicht nachhaltig gewesen. Denn mit dem Bau des Durchgangsbahnhofs (DBL) wird der Untergrund des Bahnhofplatzes regelrecht durchschnitten. Davon wären womöglich auch Teile des Bahnhof-Parkings und der Taxihalle betroffen. «Alle Lösungen im Bereich des Bahnhofplatzes waren mit dem Bau des Durchgangsbahnhofs nicht kompatibel. Der Bau tangiert die unterirdische Infrastruktur und auch deren zukünftige Nutzung ist derzeit noch unklar», hält Schürmann fest.

Die Futuristische: Velo-Lift zum Bahnhof-Parking

Das wäre auch bei den folgenden Ideen zur Herausforderung geworden: Zwei Varianten sahen vor, Teile des Bahnhof-Parkings als Velostation zu nutzen. Auch für diese Option sprach die Tatsache, dass die Infrastruktur bereits besteht. Für beide Lösungen hatte die Studie eine spektakuläre Erschliessung vorgesehen.

Der Zugang zur Velostation wäre über den Bahnhofsplatz erfolgt. Bei einer Variante hätten mehrere Aufzüge die Velofahrerinnen zur unterirdischen Station respektive wieder an die Oberfläche gebracht. Die zweite Variante sah ein voll automatisiertes Park-System der Firma Bike-Loft vor. Dabei stellen die Velofahrer ihr Fahrrad oberirdisch in eine Art Box. Von dort transportiert ein Lift das Velo in den Untergrund und stapelt es in einem Setzkasten-System.

Video der Firma Bike-Loft, das das Lift-System erklärt:

Klingt zwar cool, doch Roger Schürmann stellt infrage, wie praktisch das System für eine grössere Anzahl Veloparkplätze wirklich wäre: «Bis ein Velo zurück an die Oberfläche kommt, dauert es 30 bis 40 Sekunden. Wenn in der Rush-Hour beispielsweise 30 Personen gleichzeitig ihr Velo bringen oder abholen, kommt es schon zu langen Wartezeiten.» Das sei nicht attraktiv. «Doch wenn wir schon Geld investieren und eine neue Station bauen, sollte sie auch attraktiv sein», ergänzt der Projektleiter.

Die Spektakuläre: Erschliessung des Bahnhofplatzes

Aufsehenerregend wäre die Erschliessung der Velostation im Bahnhof-Parking nicht nur wegen des Velolifts, sondern auch wegen des Zugangs vom Schwanenplatz her. Weil der Bahnhofplatz für Velos ein Unfallschwerpunkt ist, sah die Studie vor, den Platz zu umgehen.

Der Zugang zum Bahnhofplatz (unten im Bild) erfolgt über das seeseitige Trottoir der Seebrücke. (Bild: Machbarkeitsstudie)

Dazu wären die vom Schwanenplatz kommenden Velos über das seeseitige Trottoir der Seebrücke geleitet worden. Weil das unweigerlich zu Konflikten mit Fussgängerinnen geführt hätte, erwog die Studie gar den Bau einer neuen Fussgängerbrücke neben der Seebrücke. Diese Erschliessung galt als prüfenswert, hätte allerdings in einem städtebaulichen Gesamtkontext diskutiert werden müssen.

Die Versteckten: Monopol und Post

Die Machbarkeitsstudie hat für die neue Velostation auch mehrere private Areale geprüft. Beispielsweise im Innenhof des Postgebäudes und der Tiefgarage der UBS an der Bahnhofstrasse. Auch die Nutzung des Innenhofs des Hotels Monopol stand zur Diskussion.

Vor allem in der Nutzung der Innenhöfe bei der Post und beim Monopol sah die Studie grosses Potenzial. Beide Varianten hätten auf das Stadtbild keinen Einfluss gehabt und die Standorte lägen in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. Doch wie erwähnt handelt es sich um private Areale, welche die Stadt für eine Velostation hätte kaufen oder mieten müssen.

Die Stadt wäre auf den guten Willen der Eigentümer angewiesen gewesen, die ihre Innenhöfe bereits jetzt als Autoparkplätze nutzen. «Auf diesen privaten Grundstücken ist die Stadt nicht oder nur begrenzt handlungsfähig», betont Roger Schürmann. «Zudem bieten diese Flächen keinen direkten Zugang zum Bahnhof.»

Und nun?

Die Diskussion über eine neue Velostation ist nach dem Nein zum Projekt an der Bahnhofstrasse nicht vom Tisch, sondern lediglich verschoben – allerdings um ein ganzes Jahrzehnt und mehr. «Vor dem Bau des Durchgangsbahnhofs wird uns der grosse Wurf in dieser Frage nicht mehr gelingen», räumt Schürmann ein. Jetzt gehe es darum, vorerst das bestehende Potenzial für Veloparkplätze rund um den Bahnhof auszuschöpfen und zu optimieren.

Doch wenn der DBL in Betrieb ist, wird Luzern zweifellos eine weitere Diskussion über eine Velostation am Bahnhof bevorstehen. Womöglich könne die Stadt dann auch Synergien in Zusammenhang mit dem Bau des DBL nutzen, erwägt Schürmann und verspricht: «Langfristig wird man die verschiedenen Varianten aus der Machbarkeitsstudie erneut prüfen müssen. Auch Standorte an der Bahnhofstrasse und unter dem Bahnhofplatz stehen dann wieder zur Diskussion.»

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Hene
    Hene, 08.03.2022, 22:22 Uhr

    Momentan kommt vom Luzerner Stadtrat einfach nur Schwachsinn in den Sinn. Es wird gezwängelt und er ist nicht ehrlich zu den Bürgern.
    Zudem wird sinnlos unser Steuergeld verpulvert, nur damit sich der Stadtrat verewigen kann? NEIN danke!
    Besser mal sparen und die Finanzen und Steuern in den Griff bekommen.

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  • Profilfoto von Sandro Fischer
    Sandro Fischer, 07.03.2022, 11:42 Uhr

    Eine Velostation über den Geleisen steht nicht zur Diskussion?
    Das würde den Durchgangsbahnhof nicht tangieren.

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    • Profilfoto von Samuel Kneubuehler
      Samuel Kneubuehler, 07.03.2022, 18:25 Uhr

      Ja. Aber auch das ist sehr teuer. Es gab mal eine Studie für einen Bushub oberhalb der Geleisen. Sehr teuer!

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