Polizei ist machtlos

Nidfuren-Schmittli: Achtung vor Geisterfahrern!

Trotz Schilderwald fahren immer wieder Falschfahrer zwischen Ägeri und Zug. (Bild: Damaris Nussbaumer / Facebook)

Wegen der Grossbaustelle zwischen dem Ägerital und Zug sind auf der Umfahrung halsbrecherische Geisterfahrerinnen unterwegs. Auch ein Jahr nach dem Baustart hat sich daran nichts geändert. Was tut die Polizei?

Es ist eine der bekanntesten Baustellen im Kanton Zug: Die Baustelle auf dem Abschnitt Nidfuren und Schmittli, welche den Verkehr zwischen Zug und dem Ägerital auf den Kopf stellt. Seit rund einem Jahr ist der erwähnte Abschnitt nämlich komplett gesperrt. Wer von Zug ins Ägerital will, muss über Allenwinden fahren. Und wer vom Berg runter ins Tal will, fährt ab der Schmittli-Kreuzung über die Cholrainstrasse nach Edlibach und von dort weiter in Richtung Zug.

Facebook-User ärgern sich über Falschfahrer

Doch auf diesem Abschnitt ist Vorsicht geboten. Denn an den dortigen Einbahnverkehr halten sich längst nicht alle. Das zeigt ein Facebook-Beitrag einer Zugerin von Anfang Jahr. Darin warnte sie andere User von einem Geisterfahrer auf der Cholrainstrasse. Viele andere User stimmten in den Kommentaren zu und schrieben, dass sie erst kürzlich ähnliche Situationen erlebt hätten.

Auf Facebook kursieren Meldungen über Falschfahrerinnen. (Bild: Screenshot Facebook)

Bereits im Juni 2022 sorgte ein ähnlicher Facebook-Post für viel Aufsehen. Darin beschwerte sich eine Zugerin über Velofahrerinnen, die sich nicht an den dortigen Einbahnverkehr halten. Der Beitrag ging viral und wurde innert kurzer Zeit fast 500-mal geteilt (zentralplus berichtete).

Doch trotz der grossen Reichweite des Beitrags halten sich offensichtlich noch immer nicht alle an die aktuelle Verkehrsführung – obwohl dieses nun seit rund einem Jahr gilt. Zeit, um sich an die vorübergehende Regelung zu gewöhnen, gab es mittlerweile genug.

Nicht nur Velofahrer missachten Einbahnverkehr

Die Zuger Polizei bestätigt die Beobachtungen auf Anfrage von zentralplus. Mediensprecher Frank Kleiner sagt: «Gestützt auf unsere eigenen Wahrnehmungen sowie Meldungen aus der Bevölkerung können wir bestätigen, dass die klar signalisierte Verkehrsführung von Verkehrsteilnehmenden missachtet wird.» Die Vorfälle würden sich zu ganz verschiedenen Tages- und Nachtzeiten ereignen.

«Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass dies nicht nur verboten, sondern auch sehr gefährlich ist.»

Frank Kleiner, Mediensprecher Zuger Polizei

Um wie viele Fälle es sich handelt, kann die Polizei nicht sagen, da diese nicht einzeln nach Strassenabschnitt erhoben werden. Kleiner meint aber: «Gemäss unseren Feststellungen haben die Bürgermeldungen bezüglich Falschfahrer in der jüngsten Vergangenheit spürbar abgenommen.»

Auch Baudirektor Florian Weber bestätigt diese Einschätzung. Das Einbahnregime werde nur noch vereinzelt von Velofahrerinnen missachtet. Dabei lässt er aus, dass es längst nicht nur Velos sind, die sich nicht an den Einbahnverkehr halten. Das zeigen die Facebook-Beiträge und Kommentare, wo verschiedene Personen berichten, dass ihnen auch schon falsch fahrende Autos entgegenkamen.

Die Bauarbeiten beim Knoten Schmittli laufen auf Hochtouren. (Bild: Andreas Busslinger)

Frank Kleiner von der Zuger Polizei sagt: «Gemäss den Meldungen, die uns erreichen, handelt es sich mehrheitlich um Velofahrer, vereinzelt um Autos und Motorräder.» Und er betont: «Wir möchten diesbezüglich darauf aufmerksam machen, dass dies nicht nur verboten, sondern auch sehr gefährlich ist.»

Gefährlich ist es insbesondere auch deshalb, weil Autofahrerinnen in Richtung Zug auf diesem Abschnitt zwar richtig, aber auch gerne mal etwas zu schnell fahren. Schliesslich muss ja nicht auf Gegenverkehr Rücksicht genommen werden – vermeintlich.

Polizei und Baudirektion planen keine weiteren Massnahmen

Angesichts dieser Ausgangslage grenzt es fast schon an ein Wunder, dass sich hier bislang noch kein Unfall ereignete. Doch, wie Baudirektor Florian Weber in Aussicht stellt, dauert es noch bis Juli oder August dieses Jahres, bis die Baustelle zwischen Nidfuren und Schmittli abgeschlossen ist (zentralplus berichtete). So lange bleibt der Einbahnverkehr auf der Cholrainstrasse also bestehen – und somit auch die Gefahr durch Falschfahrer.

Denn weitere Massnahmen, um die Geisterfahrten gänzlich zu verhindern, treffen Polizei und Baudirektion keine. Die Baudirektion habe die Zahl der Verkehrsschilder «massiv erhöht», sagt Weber. Zusätzlich habe sie mehrere Medienmitteilungen verschickt, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Und die Polizei werde «im Rahmen der personellen Möglichkeiten» weiterhin Kontrollen durchführen, wie Kleiner sagt.

Das alleine dürfte aber nicht reichen, um die Gefahr zu bannen. Zumal mit den wärmer werdenden Temperaturen im Frühling auch wieder mit einer Zunahme der Velofahrer zu rechnen ist. Florian Weber sagt: «Im Frühjahr und Sommer 2022 haben wir eine saisonale Zunahme der falschfahrenden Velos registriert, jetzt im Winter haben wir fast keine Meldungen bezüglich Missachtungen erhalten.» Wer im kommenden Halbjahr von Ägeri nach Zug fährt, tut darum gut daran, bremsbereit zu sein.

Verwendete Quellen
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