FCL-Stürmertalent bereits in der Nationalmannschaft

Svenja Fölmli wandelt auf den Spuren von Kylian Mbappé

Misst ihre Leistung heute nicht mehr nur an den erzielten Toren: Svenja Fölmli. (Bild: ens)

Mit 17 Jahren ist Svenja Fölmli bereits im Dress der A-Nationalmannschaft der Frauen aufgelaufen. Die Stürmerin stellt mit dem Ball Dinge an, die laut ihrem Trainer sogar Männer auf Spitzenniveau ins Schwitzen brächten. Die Sempacherin hegt aber noch grössere Ambitionen.

Svenja Fölmli fährt mit dem Kickboard vor. Starallüren kennt die 17-Jährige nicht. Seit einem Jahr zeigt ihre Leistungskurve stark nach oben. Erst vor ein paar Wochen ist sie im Dress der Schweizer A-Nationalmannschaft der Frauen aufgelaufen. Und hat auch dort einen positiven Eindruck hinterlassen.

Das Spiel der Stürmerin erinnert an jenes von Weltmeister und PSG-Flügelspieler Kylian Mbappé: schnelle Tempodribblings, gute Technik und hohe Laufbereitschaft. FCL-Trainer Glenn Meier ist voll des Lobes für Fölmli und attestiert ihr ein «absolutes Komplettpaket». Sie stelle mit dem Ball Dinge an, «bei denen auch Männer auf Spitzenniveau Probleme bekunden würden».

Geboren und aufgewachsen ist Fölmli in Sempach in einem Mehrfamilienhaus. Das Fussballspielen haben ihr die beiden älteren Brüder beigebracht. «Auf einem Wendeplatz für Autos haben wir bis zum Eindunkeln Fussball gespielt», erzählt sie.

Die ersten Fussballschritte machte sie im Dorfverein. Schnell wurde klar: Dieses Mädchen ist etwas ganz Besonderes.

Arroganz hat keinen Platz

Mit 13 Jahren kehrte Fölmli der Innerschweiz den Rücken. Das Ausbildungszentrum in Biel rief. Dort legte sie das Fundament für ihre Karriere. Bei wöchentlich sechs bis sieben Trainingseinheiten feilte die Stürmerin gemeinsam mit zwölf Nachwuchstalenten an ihren Fähigkeiten.

«Sie hat sich vor allem im mentalen Bereich verbessert.»

Glenn Meier, FCL-Trainer

Fernab von zu Hause hat sie zwei wichtige Dinge gelernt: Demut und Wertschätzung. Fölmli erinnert sich an eine Mitspielerin, die sehr arrogant aufgetreten ist. Damit sei sie nicht klargekommen. Diese Charaktereigenschaft hat sie von ihren Eltern mitbekommen: «Zu Hause haben Überheblichkeit und Arroganz keinen Platz», sagt Fölmli.

Im Frühling gab sie ihr Debut in der NLA und machte gleich mit zwei Toren auf sich aufmerksam. (Bild: zvg)

Und auch ihr derzeitiger Trainer in der Nationalliga A teilt eine ähnliche Auffassung: «Ich mache Svenja zwar viele Komplimente und lobe gute Aktionen. Aber sie weiss auch, dass ich sehr fordernd bin.» Dann kommt es schon mal vor, dass sie trotz zwei Toren und einer Torvorlage in der 60. Minute ausgewechselt wird.

Auf der Liste des Nationaltrainers

Obwohl Fölmli erst im Frühling dieses Jahres ihr Debüt in der NLA gegeben hat, hat sie den Übernamen «junges Küken» inzwischen beinahe abgestreift. Bereits im ersten Spiel mit dem Fanionteam gegen YB machte Fölmli mit zwei Toren auf sich aufmerksam. Ein von A bis Z geglückter Auftritt. Denn: Zugegen war auch der heutige Nationaltrainer der Frauen Nils Nielsen. Er notierte Fölmli kurzerhand auf seiner Liste.

Der Schweizerische Fussballverband postete nach Fölmlis erstem Nati-A-Aufgebot dieses Video auf Facebook:

Von da an ging alles noch schneller. Fölmli erhielt im August das erste Aufgebot für die Nationalmannschaft. Bei ihrem Debüt durfte sie während rund 15 Minuten ihr Können unter Beweis stellen. Fölmli erinnert sich zurück: «Normalerweise bin ich ziemlich cool, aber bei meinem Debüt hätte ich beinahe auf den Rasen erbrochen, so nervös war ich.»

Seit Fölmlis Rückkehr aus dem Nationalteam hat sich einiges in ihrem Leben verändert. Auch FCL-Trainer Glenn Meier beobachtet bei Fölmli eine Steigerung. «Sie hat sich vor allem im mentalen Bereich verbessert.» Sie nutze regelmässig Tools, die sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung weiterbrächten. «Sie beginnt sich damit ein Champion-Mindset aufzubauen.»

«Ich muss lernen, in solchen Situationen Lösungen zu finden, um auf einem konstanteren Niveau zu spielen.»

Svenja Fölmli, FCL-Stürmerin

Dieses Mindset sei wichtig, damit Fölmli auf dem Boden bleibe. Anders als ihr Umfeld beäugt ihr Trainer die Erfahrung mit der Nationalmannschaft nämlich auch mit einem kritischen Auge. «Wenn du mit 17 Jahren bereits in der A-Nationalmannschaft spielst, stelle ich mir die Frage: Wo liegt die Steigerung?»

Deshalb sei klar, dass man jetzt umso stärker das Gespräch mit der Stürmerin suchen müsse, damit sie hungrig bleibe.

Hohe Erwartungen – selbstgemachte

Trotz Aufgebot für die A-Nationalmannschaft und trotz regelmässigen Einsätzen in der höchsten Schweizer Frauenliga ist Fölmli mit ihrer Entwicklung noch nicht zufrieden: «Es gibt Spiele, da komme ich nicht richtig auf Touren. Ich muss lernen, in solchen Situationen Lösungen zu finden, um auf einem konstanteren Niveau zu spielen.» Dort siedeln Spielerin und Trainer auch ihr Entwicklungspotenzial an.

Anders als früher misst sich Fölmli heute aber nicht mehr nur an Parametern wie geschossenen Toren oder Torvorlagen. «Gemachte Läufe, Pässe, defensive und offensive Laufarbeit sind genauso wichtig.» Dieses mentale Umdenken sei wichtig, damit sie dem selbst auferlegten Druck standhält. Die Erwartungshaltung ihres Umfelds ist denn auch einfacher zu erfüllen als die ihrige.

Wie die Allmendtürme zeigt auch die Karriere von Svenja Fölmli steil nach oben. (Bild: ens)

Getrieben von ihrem Ehrgeiz, kam es deshalb auch schon vor, dass Fölmli so lange auf dem Fussballplatz ausharrte, bis sie im Sitzen mindestens 100 Mal mit dem Ball jonglieren konnte – ohne den Ball während des Eindunkelns vollständig zu sehen.

Und hier kommt wieder Kylian Mbappé ins Spiel. Den Ehrgeiz hat sie sich von ihrem grossen Idol abgeschaut. Wie der Franzose, der mit 18 Jahren die Weltmeisterschaft gewonnen und den Boden unter den Füssen nie verloren hat, ist auch Fölmlis langfristiges Ziel die Teilnahme an einer Welt- oder Europameisterschaft. Und natürlich träumt die Luzernerin ebenfalls davon, dereinst im Ausland ihr Geld zu verdienen.

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