Luzern: Volksmotion wehrt sich gegen den Abbau

Stadt streicht Bewegungsstunden in den Schulen

Im nächsten Jahr soll es die zusätzliche Sportlektion nicht mehr geben: Kinder in einer Turnhalle.

 

(Bild: zVg)

Der Luzerner Stadtrat streicht im nächsten Schuljahr die täglichen Bewegungsstunden, die seit 2007 in sechs städtischen Schulhäusern angeboten werden. Doch gegen die Sistierung des Projekts regt sich Widerstand. Beteiligte und Initianten des Projekts wollen dem Stadtrat mit einer Volksmotion nun Beine machen.

In der Stadt Luzern kommen rund 1300 Kinder seit zehn Jahren in den Genuss einer täglichen Sport- und Bewegungslektion. Letzte Woche hat nun der Stadtrat auf Antrag des Rektorats und der Bildungskommission diese Lektion gestrichen. Grund genug für Elternvertretungen, zusammen mit der Projektleitung eine Volksmotion zu lancieren.

«Die Resultate der täglichen Sport- und Bewegungslektion sind eindeutig und gesellschaftspolitisch relevant», sagt Stephan Zopfi, der das Projekt mit den Sportlektionen ins Leben gerufen und während Jahren begleitet hat.

Dank der wissenschaftlichen Begleitung durch die Pädagogische Hochschule Luzern habe eine signifikante Steigerung der Konzentrationsfähigkeit bei Kindern, die sich täglich bewegen, gemessen werden können, so Zopfi. Die Sportstunden zeigten also einen durchaus messbaren Erfolg.

Ist Lehrplan 21 schuld?

Konkret stören sich die Motionäre insbesondere an der Tatsache, dass sie von der Stadt nur fadenscheinige Begründungen für die Streichung der Lektionen erhalten hätten. «Die mit Mehrstunden vebundene Einführung des Lehrplans 21 gilt vordergründig als Hauptargument», so das Komitee.

Tatsächlich seien die politisch Verantwortlichen aber nicht mehr gewillt, die täglichen Sportstunden weiterhin anzubieten, so der Vorwurf des Kommitees an den Stadtrat. Es bestehe jedoch weder ein finanzieller noch ein politischer Druck, die Stunden zu streichen, sagt Stephan Zopfi. Die Motionäre fordern den Stadtrat deshalb auf, seinen Entscheid zurückzunehmen.

«Rechnung geht nicht auf»

Denn viel mehr als vom Lehrplan 21, glauben die Motionäre, sei die Stadt bei ihrem Entscheid von finanziellen Überlegungen geleitet worden. Bislang fanden die Sportstunden in sechs Schulhäusern statt und wurden von der Stadt finanziert.

«Politisch war das Geld nie umstritten», so Zopfi. Mit 125 Franken pro Kind im Jahr seien die Kosten zudem eher gering. Total bewege sich der Betrag zwischen 162’000 und 200’000 Franken jährlich. Für die Motionäre ist es unverständlich, dass der Stadtrat trotz Millionenüberschüssen nicht am Projekt festhalten will.

«Die mit Mehrstunden vebundene Einführung des Lehrplans 21 gilt vordergründig als Hauptargument.»

Stephan Zopfi, Mitglied des Komitees

«Die Rechnung wird letzlich nicht aufgehen», so Zopfi. Er macht einen Vergleich: Durch mangelnde Bewegung entstehen schweizweit Gesundheitskosten von rund 10 Milliarden Franken, wie Studien der Gesundheitsförderung Schweiz ergeben hätten.

Wegen der Einführung des Lehrplans 21 müsse für die Lektionen nun eine erneute Bewilligung beim Regierungsrat eingeholt werden. Die zusätzlich benötigte Lektion in der Wochenstundentafel wurde von diesem bereits zweimal bewilligt. «Wieso soll das nicht ein drittes Mal geschehen?», fragt sich Zopfi. Mit der Motion will man der Stadt  diesbezüglich Beine machen.

Stadt prüft flächendeckende Einführung

Wieso kommt der Stadtrat auf die Idee, das Bewegungsprojekt zu sistieren?  Will er ganz einfach bei den Lektionen sparen? Der zuständige Stadtrat Beat Züsli verneint: «Das Projekt war aus finanziellen Gründen auf sechs Primarschulhäuser beschränkt», sagte er gegenüber der «Luzerner Zeitung».

«Wollte man es in eine definitive Lösung überführen, so müsste diese – wie auch immer sie aussehen würde – flächendeckend sein», so Züsli. Laut den Motionären würde dies etwa 140’000 Franken kosten, wie Stephan Zopfi vorrechnet. Bei der aktuellen Finanzlage der Stadt sollte dies laut den Motionären problemlos drinliegen.

Tatsächlich ist der Stadtrat daran, eine flächendeckende Einführung der Sportstunden zu prüfen. Er hat die Dienststelle Volksschulbildung beauftragt, die Idee weiterhin zu verfolgen, erklärt Beat Züsli. 2020 solle ein Bericht darüber vorliegen, in welcher Form die tägliche Bewegungsstunde in die Regelstrukturen des Volksschulunterrichts aufgenommen werden kann.

«Eine gute, solide Lösung müsste in die reguläre Wochenstundentafel, in das allgemeine Schulangebot integriert werden.» Dennoch werde – bis auf Weiteres – die zusätzliche Sportstunde zumindest im kommenden Schuljahr gänzlich wegfallen, so Züsli.

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