Sie spielen auf Risiko: Zwei Männer kämpfen für das 110-Meter-Hochhaus
Toni Bucher und Nick Christen setzen sich seit sechs Jahren für ihre Pilatus Arena ein. Langsam werden sie ungeduldig. Fünf Millionen Franken sind schon ausgegeben, damit bald 4’000 Menschen in der Krienser Sport- und Eventanlage Platz finden. Bevor es los geht, ist aber noch eine grosse Hürde zu nehmen.
«Wir sind guter Dinge», sagen die beiden Initianten des Grossprojektes Pilatus Arena. Entstehen sollen zwei Hochhäuser, mindestens zwei Restaurants und vor allem eine Sport- und Eventhalle für rund 4'000 Fans in Kriens. «Sport. Event. Zukunft.» steht an der Wand. Damit präsentieren die zwei Unternehmer das Projekt, an dem sie gemeinsam mit den Investoren Eberli Sarnen und Helvetia Versicherungen bereits sechs Jahre arbeiten.
Die beiden gestikulieren im Sitzungszimmer der Halter AG im vierten Stock des Swissporarena-Annexes: Auf der einen Seite Nick Christen (50), ehemaliger Handballer und heute CEO der HC Kriens-Luzern AG, auf der anderen Seite Toni Bucher (63), einst Chef beim Sarner Bauunternehmen Eberli AG.
«Das Swissporarena-Konzept funktionierte, ohne dass der Geldsäckel des Steuerzahlers damit belastet worden wäre.»
Toni Bucher, Initiant der Pilatus Arena
Bucher hat bereits das FCL-Stadion mit den beiden Hochhäusern zu verantworten. Der Luzerner mit lauschigem Wohnsitz oberhalb der Kantonspolizei Luzern und einem Weinberg in Mallorca, ist stolz darauf: «Das Swissporarena-Konzept funktionierte, ohne dass der Geldsäckel des Steuerzahlers damit belastet worden wäre.»
200 Parkplätze sind geplant
Toni Buchers Stichwort: «Querfinanzierung der Sportanlage durch Mantelnutzung». So will der Unternehmer zusammen mit dem CEO des Handballclubs Kriens-Luzern jetzt auch endlich die Pilatus Arena hochziehen. Sie soll Heimat des NLA-Vereins werden, der in den veralteten Spielstätten von Maihof und Krauerhalle nicht mehr überlebensfähig ist. Auch Schul- und Unisportlern sowie andere Sportclubs aus den Bereichen Volleyball, Basketball, Unihockey oder anderen Sportarten sollen Platz finden. Zudem sind rund 410 Wohnungen mit 200 Parkplätzen geplant.
Mittlerweile werden mehr Details bekannt: 71 Prozent der nicht ganz 13'000 Quadratmeter grossen Parzelle nimmt die Halle in Anspruch, 13 Prozent die Mietwohnungen und 16 Prozent die Eigentumswohnungen im Turm. Das Dach werde begrünt. Begegnungszonen werden rund um die Halle entstehen und es gibt voraussichtlich zwei Restaurants. «Wohnen und Treffen» soll die neue Überbauung bieten.
Hoch hinaus für den Sport
110 Meter hoch hinaus wollen die Initianten – und damit das grösste Gebäude der Innerschweiz bauen. «Hochverdichtet», nennen sie das. «Solch ein Hochhaus macht unsere Region doch attraktiv, spart wertvollen Boden und bietet tolle Wohnungen.»
In den letzten 15 Jahren seien in der Region das KKL, zwei grosse Fussballstadien (Luzern und Kriens) und die Eishockeyarena in Zug gebaut worden. «Doch es gibt nicht nur Kultur, Fussball und Eishockey», sagt Nick Christen. «Die anderen Sportarten sind auf der Strecke geblieben.» Das sehen Politiker aus allen Parteien. Sie haben am Projekt Gefallen bekundet, da dank sogenannter «Public Private Partnership» die 39 Millionen Franken teure Halle durch die Mantelnutzung querfinanziert werden kann.
- Projekt: Sport- und Eventhalle für 4’000 Zuschauer, zwei Hochhäuser mit 410 Wohnungen und 1’000 Quadratmetern für Gewerbe und Dienstleistungen sowie ein Parkhaus mit 200 Plätzen
- Investoren: Helvetia Versicherungen, Halter AG und Eberli Sarnen AG
- Kosten: Gesamtinvestitionen von über 200 Millionen Franken, davon fliessen 39 Millionen in den Bau der Halle
- Beiträge: 3 Millionen vom Bund (Nationales Sportanlagenkonzept), 4 bis 6 Millionen aus Swisslos-Lotterieerträgen des Kantons Luzern
- Siegerprojekt: Giuliani Hönger Architekten Zürich
- Baustart: 2021
Sie kann so dem Betrieb übergeben werden, ohne dass dieser die Erstellung finanzieren muss. Genau so, wie dies beim Fussballstadion auf der Allmend funktioniert hat. Zudem zahlt der Bund drei Millionen Franken und der Kanton sechs Millionen Franken, da die Halle eine wichtige Versorgungslücke im Sport schliesst. Auch wenn auf das ehemaligen Krienser Sumpfgebiet vielleicht eher ein Biotop gepasst hätte. «Doch es ist Bauzone und mit S-Bahn optimal erschlossen – der politische Weg erfordert aber viel Zeit», erklärt das Duo.
Projekt auf wackligem Grund?
Und der Boden macht das Bauland schwierig: Im Sumpf muss auf eine Tiefe von 60 Meter gepfählt werden. Ein Projekt auf wackligem Grund? Die beiden winken ab: Im November kommt das Projekt in den Einwohnerrat Kriens, damit noch die Teilzonenordnung genehmigt werde. Es braucht von der Seite der Pilatus Arena viel Überzeugungsarbeit in der Politik. Und auch in der Bevölkerung. «Wir sind zuversichtlich, dass die Politik und die Bevölkerung das Projekt akzeptieren und auch für den Hallensport in der Zentralschweiz eine solche Infrastruktur ermöglichen.»
Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass die Pilatus Arena eine einmalige Chance ist für den Sport, Kriens und die Region. Das Projekt bringe Leben ins Quartier: Der Um- und Ausbau des Bahnhofes Mattenhof ist schon in vollem Gange, Restaurants, Begegnungsmöglichkeiten, Gewerbeflächen und der eine oder andere Laden sind geplant.
Initianten rechnen nicht mit zusätzlichen Staus
Die Öffentlichkeit sei sich bewusst, wie wichtig eine solche Halle für die Vereine sei. Das habe die Abstimmung in Luzern vor drei Jahren gezeigt: fast 64 Prozent Zustimmung gab es zum Landverkauf. Mobilität und Aussenräume, die beiden Herausforderungen des Projektes, seien klar deklariert.
Es gäbe kaum zusätzliches Verkehrsaufkommen, versichern die beiden. Bis zu 17'000 Menschen aufs Mal sei man sich im FCL-Stadion gewohnt, auch an Messen in den Lugahallen könne man oft mehr als 10'000 Besucher pro Tag begrüssen – «da wird es bei uns mit maximal 4'000 Besuchern der Pilatus Arena wohl kaum zu zusätzlichen Staus kommen», sind sie überzeugt. «Wir nehmen das Thema Mobilität aber sehr ernst.» Das Mobilitätskonzept sei in enger Zusammenarbeit mit Gemeinden und Kanton erstellt worden.
«Bei einem Nein kann unser Club kürzester Zeit dicht machen.»
Nick Christen
Falls es wider Erwarten zu einem Nein in der Gemeinde komme, dann, sagt Christen zwar leise, aber seine Worte haben dennoch die Dringlichkeit einer Warnung: «Dann kann unser Club innert kürzester Zeit dicht machen. Dann gibt es für den HC Kriens-Luzern, der ein Budget von 1,45 Millionen Franken hat, auf oberstem nationalem Niveau, der NLA, keine Zukunft mehr.»
Professioneller Sport lässt sich heute nur noch in modernen Stadien realisieren, in denen die Kunden und Sponsoren einen klaren Gegenwert erhalten. Dies ist in den heutigen Infrastrukturen des HC Kriens-Luzern nicht mehr möglich, da die nationale Konkurrenz im Bezug auf Hallen den Zentralschweizern weit voraus ist. In den bisherigen Hallen sind beispielsweise nicht einmal mehr TV-Übertragungen möglich. Auch Sponsoring lässt sich kaum mehr realisieren, Gäste können nur sehr marginal bewirtet werden.
«Zukunft», das ist ein Wort, das von den beiden Männern oft benutzt wird. Die zwei glauben an ihr Projekt, auch wenn sie immer noch mit Kritikern rechnen. Doch auch frühere Skeptiker der Swissporarena – darunter namhafte Politiker – konnte Toni Bucher schon überzeugen: «Viele von Ihnen treffe ich immer wieder zufrieden an FCL-Heimspielen an. Auch haben schon einige gesagt, sie könnten sich durchaus vorstellen, aufs Alter hin in die Hochhäuser zu ziehen.»
Extrem boomende Gegend
Die beiden Bauherren wollen eine neue Wohnstadt mit 410 Wohnungen kreieren. Und das in einer extrem boomenden Gegend: Rund um die Kuonimatt werden derzeit enorm viele Wohnungen gebaut – manche Experten prophezeien Leerstand und sinkende Mieten.
Doch Bucher und Christen glauben an ein Alleinstellungsmerkmal bei den Wohnungen zur Finanzierung der Pilatus Arena. Sie seien sehr attraktiv, toll gelegen und bestens erschlossen. «Zudem sind rund 100 der Mietwohnungen nach dem hippen Konzept von Movement gebaut», erklärt Toni Bucher, das ideal für Singles und Zwei-Personen-Haushalte sei. Mit verschiebbaren Elementen kann die Wohnsituation je nach Tageszeit und Bedarf verändert werden.
«Mal ist das Appartement vorwiegend Küche, dann Arbeitsplatz – und in der Nacht bietet es Platz für genügend Schlafraum.»
Nick Christen
Dazu haben die Verantwortlichen des Mitinvestors Halter ein Konzept entwickelt, das sich an den Lebensgewohnheiten der Zukunft orientiert. Kleinwohnungen ab 36 Quadratmetern, die dank der flexiblen Einrichtung grössere Nutzflächen bieten. «Mal ist das Appartement vorwiegend Küche, dann Arbeitsplatz – und in der Nacht bietet es Platz für genügend Schlafraum. Man mietet von der Fläche her nur eine Einzimmerwohnung , hat aber die Nutzungsmöglichkeiten wie in einer Dreizimmerwohnung», erklärt Christen. Movement-Wohnungen sind bereits in Zürich und Basel in Bau.
So präsentiert sich Movement im Video:
Nebst Zukunft fallen auch noch andere Stichworte: «Risiko» etwa. Die beiden Männer sind sich bewusst: «Die Investoren Eberli Sarnen AG, Helvetia Versicherungen und Halter haben bei der Pilatus Arena schon viel in die Entwicklung investiert. Das ganze Projekt ist präzise so kalkuliert, damit die Halle vollumfänglich finanziert werden kann – da besteht kein Spielraum mehr.» Bisher wurden für Planungen und Entwicklung schon fünf Millionen Franken ausgegeben – ohne dass ein Stein gesetzt worden wäre. Dies weil die Teilzonenordnung noch nicht genehmigt ist.
Ist diese Hürde genommen, soll es nach den Initianten bald losgehen. Baubeginn wird soll Anfang 2021 sein.