FCL-Nostalgiker haben seit Freitag ihren eigenen Fanclub. «Härzbluet 1901» nennt sich ein neu gegründeter Verein, der sich an Fans richtet, die seit Jahrzehnten dem FC Luzern treu sind – und von Pyros und Gewalt nichts wissen wollen.
Viel wird sie heraufbeschworen, die ach so schöne Zeit, damals auf der alten Luzerner Allmend. Wie man sich nach dem Spiel in den Armen lag – einheimische und gegnerische Fans zusammen, notabene. Nein, Krawalle habe es nur selten gegeben und sowieso: Auf der Allmend hätten noch alle Fans mitgesungen und mitgetanzt, sodass die Stehrampe anfing, zu wackeln.
Solche Geschichten waren am Freitagabend in der Swissporarena oft zu hören. Hier fand in den Katakomben die Gründungsversammlung des jüngsten FCL-Fanclubs «Härzbluet 1901» statt. Gegen 20 FCL-Fans waren gekommen, um ihrer Liebe und langjährige Treue zum Club Ausdruck zu verleihen.
Ärger über Gewalt und Pyros
«Ja, wir sind etwas melancholisch», sagt Angela Bryner (40) aus Dagmersellen, Präsidentin des Vereins «Härzbluet 1901». «Heute können wir uns mit der Fanszene nicht mehr so recht anfreunden. Diese Gewalt und die Pyros sind nichts für uns», sagt sie. Deshalb habe sie zusammen mit Michael Gründeler (38) aus Ebikon und Sandra Geisseler (37) aus Wauwil beschlossen, ihre eigene Fanszene, ihren eigenen Fanclub zu gründen.
«Wir richten uns an ältere Fans, die mit uns über vergangene Zeiten plaudern wollen. Viele haben die Meisterfeier damals 1989 im Stadion miterlebt. Da gibt es viele Geschichten», sagt Michael Gründeler. Deshalb liegt die Grenze für eine Vereinsmitgliedschaft beim Jahrgang 1985.
«Wer in den letzten zehn Jahren kein Stadionverbot hatte, ist sicher ein anständiger Fan.»
Michael Gründeler, Fanclub-Mitbegründer
Eine weitere Bedingung für Mitglied-Anwärter ist, dass sie mindestens seit zehn Jahren kein Stadionverbot hatten. «Zehn Jahre deshalb, weil vielleicht einer mal eine Jugendsünde beging, die er nun bereut. Wer in den letzten zehn Jahren kein Stadionverbot hatte, ist sicher ein anständiger Fan», so Gründeler.
Familien erwünscht
Der Verein «Härzbluet 1901» möchte sich zudem insbesondere an Familien richten. Deshalb gibt es neben der Einzel- auch eine Familienmitgliedschaft. Eine Familie mit zwei Elternteilen und Kinder bis 18 Jahre zahlt pro Jahr 100 Franken für die Vereinsmitgliedschaft, Einzelmitglieder 60 Franken. Tatsächlich waren am Freitagabend einige Familien anwesend. Aber auch viele Einzelpersonen, die sich bis dahin noch nicht gegenseitig kannten.
Meisterfeier wegen Schwangerschaft verpasst
Unter ihnen war auch Irène Odermatt (53) aus Beckenried. Schon als kleines Mädchen sei sie im FCL-Stadion gewesen. Hier lernte sie auch ihren Ehemann kennen. Später dann habe sie leider nicht im Stadion sein können, als der FCL 1989 den Titel holte. «Ich war hochschwanger. Das hat mich schon gereut». Deshalb wolle sie unbedingt nochmals einen Kübel gewinnen.
Ein FCL-Fanurgestein ist auch Ruedi Lussi (41) aus Oberdorf. Seit 30 Jahren pilgert er zu den Spielen des FC Luzern, hat den Club noch gegen Feyenoord Rotterdam oder Juventus Turin spielen sehen.
«Heute gibt es ja viele Modefans, die nicht mal mehr Roger Wehrli kennen.»
Ruedi Lussi, Fanclub-Mitglied
«Heute gibt es ja viele Modefans, die nicht mal mehr Roger Wehrli kennen», sagt Lussi. Deshalb hoffe er, dass er bei «Härzbluet 1901» auf Gleichgesinnte treffe.
Selfies mit Cristian Ianu
Dass sich langjährige FCL-Fans zu einem Fanclub zusammengeschlossen haben, ist auch bei ehemaligen FCL-Spielern nicht unbemerkt geblieben. So überraschte FCL-Legende Stefan Wolf die Gründungsmitglieder mit einer Videobotschaft. Wolf wünschte ihnen alles Gute und hoffte, sie mal persönlich kennenlernen zu dürfen.
Aber ein Spieler aus dem aktuellen FCL-Kader war gar physisch anwesend: Cristian Ianu zeigte sich gekonnt charmant, posierte für Fotos und gab Autogramme. Ob der Name des neuen FCL-Fanclubs ein bisschen auf ihn abfärbte, werden die kommenden Spiele zeigen. Es ist zu hoffen. Denn «Härzbluet» kann der FCL in seiner momentanen Situation sicher gebrauchen.
Bereits der zwölfte FCL-Fanclub |
Der neue FCL-Fanclub ist in bester Gesellschaft. Er ist mittlerweile der 12. Fanclub des FCL. Gemäss der Vereins-Webseite existieren bereits folgende Support-Organisationen:
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