Die Krise beim FCL ist hoffentlich überwunden, das Ziel lautet wieder Europa League. Dazu müssen drei Punkte diesen Samstag auswärts beim FC Zürich her. Weitere News: Babbel ist wieder fit, darf auf die Trainerbank und schwärmt von seinem Ex-Club. FCL-Flügel Christian Schneuwly trifft auf seine alten Kollegen und freut sich, wenns seinem Grosi ans Portemonnaie geht.
Nach dem 1:1 vergangenes Wochenende gegen den Grasshoppers Club Zürich gastiert der FCL erneut auswärts im Letzigrund. Gegner diesen Samstagabend ist allerdings der FC Zürich. Für die beiden Mannschaften auf den Tabellenplätzen fünf und acht geht es darum, den Abstand auf die Europa-League-Plätze zu verringern. Gelingt dies nicht, droht das trostlose Mittelfeld und gähnende Langeweile bis Ende Saison. Denn den Abstiegsstrudel hat man verlassen, und bei der momentanen Verfassung der taumelnden Gegner aus Lugano und St. Gallen wird er die beiden Blau-Weiss-Clubs auch nicht mehr erfassen – hoffen zumindest die Fans.
An der Pressekonferenz diesen Freitag trat ein gutgelaunter Chef-Coach Markus Babbel vor die Medien. Grund: Der Rekurs gegen seine Sperren ist immer noch hängig, die Anhörung findet erst nächste Woche statt. Babbel war die ganze Woche krank: «Vom Hörensagen hat die Mannschaft gut trainiert.» Jetzt komme ein Gegner, der den Fokus auf die Defensive legen werde. Deshalb sei es schwierig, Torchancen zu erarbeiten. «Und mit Kershakov haben sie vorne einen, der die Dinger reinhaut.» Im Gegensatz zum Spiel gegen die Grasshoppers soll beim FCL wieder der totale Wille sichtbar sein.
Dieser Donnerstagabend bot einen Fussball-Leckerbissen. Der FC Liverpool warf Borussia Dortmund aus der Europaleague: 4-3-Sieg dank eines Treffers in der Nachspielzeit und nach einem 0-2 und 1-3-Rückstand. Der Deutsche Markus Babbel lief einst selbst an der Anfield Road auf.
Babbel meinte zum Wahnsinns-Spiel: «Allgemein mag ich guten Fussball, aber das Spiel war schon aussergewöhnlich.» Und es habe auch gezeigt, dass man qualitative Mängel mit Willen, Leidenschaft und der Unterstützung des Publikums wettmachen könne. «Ich konnte sowieso nur gewinnen – als Ex-Liverpooler oder als Deutscher.» Und zur unglaublichen Stimmung in Liverpool meinte er: «Das ist der helle Wahnsinn. Man bekommt als Spieler einen Energieschub – erklärbar ist das nicht.» Und Babbel meinte augenzwinkernd: «Ich bleibe so lange hier, bis der FCL eine solche Stimmung erzeugt – ob sie wollen oder nicht.»
Schneuwly trifft auf Ex-Klub
Für einen wird das Spiel diesen Samstag etwas Besonderes. FCL-Mittelfeldspieler Christian Schneuwly, der im Winter von Zürich nach Luzern wechselte, spielt zum ersten Mal im Letzigrund gegen seine ehemaligen Kollegen. «Wir haben ja in der Swissporarena schon gegeneinander gespielt», so Schneuwly. In der kleinen Schweizer Liga spiele man so oft gegeneinander, da sei das nichts Aussergewöhnliches. «Als junger Spieler ist es eher etwas besonders.» Aber auch die Bilanz von Schneuwly mit zwei Toren und einem Assist in den letzten vier Spielen passt. «Ja, ich habe meine Position beim FCL gefunden und harmoniere gut mit meinem Bruder.» Die grösste Veränderung, die der Wechsel mit sich brachte, war der Dialekt, sagt Schneuwly lachend und wird dann gleich wieder ernst: «Mich beeindruckt beim FCL vor allem die professionelle Infrastruktur.»
Trainer Babbel lobt den Neuzugang. «Christian ist ein sehr intelligenter Spieler, der – egal, wo man ihn hinstellt – die Position gut ausfüllt. Er hat eine hohe Spielintelligenz.» Schneuwly verfüge über ein gutes Gefühl, zu erkennen, wann es schnell gehen müsse und wann man Geduld brauche. «Er kapiert das Spiel.»
89-jährige Grossmutter fiebert mit
Privat ist Schneuwly ebenfalls glücklich in Luzern. Er ist ein Familienmensch. Auch mit seinem ältesten Bruder, der nicht als Fussballprofi aktiv ist, sei er häufig im Kontakt. «Dass ich mit Marco unsere Erlebnisse beim selben Klub teilen kann, ist natürlich schön. ‹Das fäägt›». Lustige Anekdote: Bei jedem Tor erhält Schneuwly ein «Fünfliber» vom seinem Grosi. «Das hat sie beibehalten. Sie hat Freude, wenn sie in der Zeitung liest, dass wir getroffen haben.» An die Spiele kommt die 89-Jährige allerdings nicht mehr.
C. Schneuwly: Wir drei Brüder sind sehr eng verbunden miteinander. Und ja, der Fünfliber vom Grossi pro Tor gibt es auch immer noch!#FCZFCL
— FC Luzern (@FCL_1901) 15. April 2016
Harmonie ist für den Familienmensch Schneuwly wichtig. «Ja, es soll menschlich zu und her gehen, und jeder muss denselben Stellenwert haben.» Er selber hat noch keine Familie. Deshalb trifft man den Freiburger ab und zu gemeinsam mit seinem Bruder Marco und Dave Zibung auf dem Golfplatz an.
Angreifen, um Spannung hochzuhalten
Schneuwly macht einen sehr ruhigen, gelassenen und zuversichtlichen Eindruck. Und das, obwohl seine Zeit beim FCL mit sechs Niederlagen begann. «Am Anfang der Karriere denkt man schon noch, dass es immer weiter bergauf gehen muss.» Aber mittlerweile sei ihm bewusst, dass es auch schlechtere Phasen gibt. «Ich habe mir angeeignet, hier eine gute Mischung zu finden. Ich bin ein bodenständiger und sozialer Typ.» Zur überwundenen Krise sagt Schneuwly: «Es gab ja keinen anderen Weg, als optimistisch zu bleiben.»
Über die Möglichkeiten in dieser Saison sagt Schneuwly, dass sich der FCL richtig Europa-League-Plätze orientiert. «Wir müssen jetzt punkten. Am besten schon am Samstag gegen den FCZ.» Er will nicht, dass es in den letzten Wochen einfach um nichts mehr geht. Genau das wollen die Fans von ihm hören.
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