Nach Hochwasser: «Es gibt Arbeit ohne Ende!»

Zuger packen im deutschen Katastrophen-Gebiet mit an

Die ersten Helfer sind bereits in Nordrhein-Westfalen am Mitanpacken. Ein Zuger organisiert freiwillige Hilfe im stark vom Hochwasser getroffenen Deutschland. (Bild: zvg)

Während sich die Hochwasser-Situation in Luzern und Zug deutlich entspannt hat, ist die Situation in Deutschland nach wie vor verheerend. Tausende Menschen stehen vor dem Nichts. Ein Zuger Ehepaar kann nicht länger zusehen und leistet beeindruckende Hilfe vor Ort.

Es sind Bilder, wie man sie sich für die Schweiz gar nicht vorstellen kann. Die braungefärbten Wassermassen reissen ganze Hänge herunter. Verbeulte Autos liegen kreuz und quer übereinander. Ganze Strassen sind zerstört. Das Unwetter hat in einigen Teilen Deutschlands eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Und während sich die Zugerinnen und die Luzerner nach dem Hochwasser nun ums Entsorgen der Sandsäcke kümmern, geht es für Tausende Deutsche um ihre Existenz.

Ein Zuger Ehepaar kann dem nicht länger zusehen. Steffen Jakob ist Bauleiter einer Zuger Strahltechnik-Firma und führt mit seiner Frau eine Eventfirma. Nun weibelt auf Facebook um Unterstützung. «Seit der Corona-Pandemie wissen wir als Eventorganisatoren, wie es ist, plötzlich mit nichts dazustehen», sagt Jakob zu zentralplus. «Und das hat uns dazu getrieben, den Menschen zu helfen, die wegen des Hochwassers plötzlich ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben.»

Deutsche Dörfer nach Unwetter noch immer mit Aufräumen beschäftigt

Besonders vom Hochwasser betroffen sind weite Teile von Nordrhein-Westfalen. Dort hilft Jakob mit seinen Unterstützerinnen mit. Allein im Landkreis Ahrweiler kamen weit über 100 Menschen durch das Unwetter ums Leben. Noch immer werden zahlreiche Menschen in den Trümmern vermisst, wie deutsche Medien berichten.

«Praktisch in ganz Deutschland gibts keine Schaufeln oder Eimer mehr.»

Steffen Jakob, freiwilliger Helfer

Jakob ist gebürtiger Deutscher und lebt seit 15 Jahren in der Schweiz. In Zug ist er gut vernetzt. So hat er über die Facebookgruppe «Zuger helfen Zugern» nach helfenden Händen und diversem Material gesucht. Und er wurde fündig: «Rund 15 Personen haben sich mir mittlerweile angeschlossen. Die ersten sind bereits in Deutschland und helfen tatkräftig beim Räumen der Dörfer mit.» Am Sonntag reist Jakob nach – inklusive einem ganzen Bus voll Material. «Praktisch in ganz Deutschland gibts keine Schaufeln oder Eimer mehr.»

Der in Unterägeri wohnhafte Steffen Jakob organisiert diese Tage unermüdlich Hilfe für das deutsche Katastrophengebiet. (Bild: zvg)

Auf Facebook hat Jakob deshalb mehrere Aufrufe für Werkzeug, Schaufeln, Besen oder Wasserkanister lanciert. Und wurde mit Angeboten überschwemmt. Daneben hat er Gummistiefel, Arbeitshandschuhe und T-Shirts für die Helfer vor Ort gekauft. «Ich glaube, wir kriegen nichts mehr in den Bus rein!»

Denn in den vom Hochwasser beschädigten Dörfern in Nordrhein-Westfalen geht es momentan vor allem um eines: Aufräumen. «Wir pumpen Keller aus, räumen den Schlamm weg, machen die Strassen frei – es gibt Arbeit ohne Ende», seufzt Jakob.

«Wir stehen erst am Anfang»

Koordiniert wird die Hilfe, auch jene der freiwilligen Helfer, von der deutschen Zivil- und Katastrophenschutzorganisation. Diese sagt, wo welche Hilfe gebraucht wird. Rund 35 Dörfer sind gemäss dem Zuger betroffen. Aus ganz Deutschland würden Landwirte mit ihren Traktoren anreisen oder Bauunternehmer Hilfe anbieten. «Ohne Freiwillige würde es nicht gehen», ist Jakob überzeugt.

Wer helfen wolle, könne das derzeit am effizientesten durch Spenden tun. Auf der Facebookseite von Jakobs Unternehmen «Strahltechnik Oechslin» haben bereits zahlreiche eine Spende zugesagt. «Ab Sonntag werden wir auch Fotos vor Ort machen und aufschalten, damit die Spender auch wirklich sehen, wohin das Geld fliesst.»

Denn bei der momentanen Hilfe soll es nicht bleiben, betont der Zuger weiter. Als Nächstes steht die Gründung eines Vereins an, damit Spenden auch im professionelleren Stil gesammelt werden können. «Wir wollen nachhaltige Hilfe, denn wenn die Dörfer erstmal aufgeräumt sind, geht es darum, die Existenz der Menschen dort wieder aufzubauen. Und das dauert noch Monate, wenn nicht Jahre. Wir stehen erst am Anfang.»

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1 Kommentar
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    MikeLeon, 29.07.2021, 23:19 Uhr

    Hut ab Herr Jakob, Respekt!

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