Einblick in Gesetz und Geschichte

Ob du in Luzerner Brunnen baden darfst

Baden in den Brunnen von Luzern – ist das überhaupt erlaubt? Nach unserem interview mit «pflotschnass», gehen wir dieser Frage nach. (Bild: @pflotschnass)

Am Freitag haben wir darüber berichtet, dass Aargauer für einen Instagram-Account in Luzerner Brunnen baden. Aber – darfst du überhaupt in den Stadtbrunnen baden? Wir gehen der Frage nach und tauchen zusätzlich in die Geschichte der Bauwerke ein.

Auf dem Instagramprofil «pflotschnass» werden seit Sommer 2020 Brunnen auf ihre Badewanne-Tauglichkeit getestet und bewertet. Hinter der Idee stecken die 27-jährige Badenerin Anina Riniker und der 31-jährige Fabian Gut aus Aarau.

Ihr Hobby hat sie auch schon in die Stadt Luzern geführt, wo sie mehrere Bäder nahmen. Das Fazit von Fabian Gut: Luzern gefällt. «Luzern hat extrem viele schöne Brunnen. Gut möglich, dass wir hier bald weitere Tests machen», meint er (zentralplus berichtete).

Ist es überhaupt erlaubt, in den Stadtbrunnen zu baden?

Fabian Gut erwähnte schon in unserem Interview, dass er auch ab uns zu böse Blicke aus der Bevölkerung erntete. Ist es eigentlich erlaubt, in den Brunnen zu baden? Genau dies wollte zentralplus von der Stadt Luzern wissen.

Die Antwort des Strasseninspektorats: «In der Stadt Luzern besteht keine explizite Regelung zum Baden in den Brunnen der Stadt Luzern. Viele der öffentlichen Brunnen sind jedoch als historische Kulturgüter geschützt und dienen hauptsächlich der Trinkwasserversorgung.»

Sich an einem heissen Tag im Brunnenwasser abzukühlen ist also grundsätzlich erlaubt. «Zum Baden empfehlen wir aber einen Sprung in den schönen Vierwaldstättersee oder die Reuss», ergänzt das Strasseninspektorat. Apropos Reussschwimmen: Einige grundlegende Hinweise dazu findest du hier.

Eintauchen in die Geschichte der Luzerner Stadtbrunnen

Es ist klar, dass die Brunnen in der Stadt ursprünglich nicht als «Badewannen» gedacht waren. Seit über 600 Jahren versorgen sie die Bevölkerung mit Trinkwasser. Die Denkmalpflege der Stadt Luzern gibt einen Einblick in die Geschichte: «Bis ins 19. Jahrhundert erfolgte die Versorgung der Bevölkerung mit frischem Trinkwasser und Brauchwasser fast ausschliesslich über Brunnen, denen deshalb eine entsprechende Bedeutung zukam.»

Die Brunnen stehen in der Stadt oft an sehr markanten Stellen. Zum Beispiel die Brunnen auf dem Weinmarkt oder dem Kapellplatz. «Sie waren somit auch ein Treffpunkt für die Bürger, an denen Austausch und gesellschaftliches Leben stattfand», erklärt die Denkmalpflege.

Im Mittelalter führten vier Holzleitungen Quellwasser aus dem Kriensertal in die Stadt Luzern. 400 Jahre lang sprudelte aus 166 Brunnen frisches Trinkwasser: das alte Luzerner Brunnennetz. Heute existieren über 200 Brunnen in der Stadt und das alte Netz funktioniert auch heute noch. Es ist im Besitz der EWL und wird unabhängig vom restlichen Leitungsnetz betrieben. Ausserdem braucht dieses Netz keinen Strom und ist daher auch heute in einer Krise ein zuverlässiger Wasserspender.

Die grünen Linien markieren die Leitungen des alten Brunnennetzes. Drei Stränge gelangen
von den Fassungen in Kriens nach Luzern und bedienen auch heute die ältesten Brunnen mit Quellwasser. (Quelle: Stadt Luzern / swisstopo)

Bedeutung hat sich gewandelt – und wandelt sich nun erneut

Die Luzerner Brunnen sind ein wichtiger Teil des Stadtbilds. Und auch wenn sie nicht mehr den Grundbedarf an Wasser tausender Menschen in Luzern decken, «haben sie immer noch den Zweck, die Stadtbevölkerung und die Touristen auf Spaziergängen durch die Stadt zu jeder Zeit mit Trinkwasser zu versorgen», schreibt die Denkmalpflege.

In der aktuellen Weltlage ändert sich erneut die Bedeutung der schönen Bauwerke. Denn: «In Zeiten des Klimawandels ist das Bewusstsein um die Wasserversorgung wieder gestiegen», sagt die Denkmalpflege. Und sie unterstreicht, dass dieses alte Brunnennetz durch die Unabhängigkeit vom restlichen Wassernetz eine wichtige Rolle spielt. «Diese Brunnen sind massgebliche Elemente in der Notfallorganisation des Gemeindeführungsstabs», schreibt die Denkmalpflege.

Wenn du die Brunnen in Luzern entdecken willst, gibt dir die Website «Lucernewater» alle nötigen Informationen.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Hannah
    Hannah, 31.08.2022, 13:43 Uhr

    Es ist nicht die Frage ob man darf oder nicht, man macht es einfach nicht
    Gerade der heutige Bericht zeigt auf, dass viele Bassin in Badis als WC benutzt werden.
    Wollen wir das, wohl kaum

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  • Profilfoto von Fabian Gut
    Fabian Gut, 29.08.2022, 12:49 Uhr

    Das baden in Brunnen hat nichts mit Respektlosigkeit des Trinkwassers zu tun. Sobald das Wasser aus dem Hahnen in den Brunnen fliesst ist es auch ein Trinkwasser mer sonder Schmutzwasser, dass abgeleitet wird. (Sofern die Brunnen nicht in einem Zirkulationskreislauf erschlossen sind was aber zur folge hätte, dass das Wasser nicht mehr als Trinkwasser deklariert werden darf)
    Da ist es Respektloser, die Brunnen mit Trinkwasser permanent laufen zu lassen. Aber wir wollen ja den Sinn und Unsinn von Brunnen in Städten nich noch Politisieren.
    Ich sehe das baden in Brunnen als einen Nutzen von Wasser, was ausser dem schönen Bild kein weiterer grossen Nutzen mehr aufweist.

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    • Profilfoto von Knastelbart
      Knastelbart, 30.08.2022, 10:35 Uhr

      Pro Brunnen hat es mehrere hundert Einwohner und längst nicht alle Brunnen sind badetauglich. Würden alle Luzerner ihr «Recht» wahrnehmen dann hätte sehr bald niemand mehr Spass an den Brunnen.
      Jetzt haben wir also ein paar Argauer in unseren Brunnen, ich kann also davon ausgehen, dass es wohl keinen Platz mehr für mich hat.

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  • Profilfoto von Werthmüller
    Werthmüller, 29.08.2022, 07:03 Uhr

    Man muss nur nicht immer fragen ob man darf oder nicht! Einfach machen!

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    • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
      Kasimir Pfyffer, 29.08.2022, 09:15 Uhr

      Nein, eben nicht. Es gibt noch so etwas wie Anstand und Respekt vor dem Trinkwasser, vor allem in diesem Jahr mit der Rekord-Trockenheit. Man muss nicht jeden Blödsinn machen, nur weil es vielleicht ein lustiges Selfie gibt.

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