So ist die Mitmachplattform gestartet

Luzern geht erste Schritte in Richtung digitale Demokratie

«Dialog Luzern» ist seit wenigen Wochen online. (Screenshot) (Bild: zvg)

Online Ideen einbringen, sich austauschen und mitreden: Eine neue Plattform soll das digitale Stadtleben von Luzern beflügeln. Ein erster Blick auf die Seite zeigt: Es gibt noch Luft nach oben. Doch das Vorbild aus Barcelona ist bestechend.

Vieles wandert ins Internet ab. Oft ist das Leben in der weiten Welt des Webs anonymer, unpersönlicher, teilweise auch unfreundlicher. Doch es geht auch in die umgekehrte Richtung. Immer mehr Städte und Gemeinden versuchen, einen digitalen Dorfplatz zu errichten, auf dem sich die Bürger konstruktiv einbringen können. Auch politisch nimmt die Zivilgesellschaft zunehmend eine grössere Rolle ein.

Die Stadt Luzern hat kürzlich ebenfalls den ersten Schritt in diese Richtung unternommen. Seit wenigen Wochen ist die neue Plattform «Dialog Luzern» online. Sie soll zum einen Organisationen eine Bühne bieten, zum anderen der Bevölkerung. «Ideen und Inputs sollen auf Dialog Luzern gehört, diskutiert und weiterentwickelt werden», versprach die Stadt bei der Lancierung.

Noch fehlt die Breite

Erste Vorschläge und Diskussionen sind denn auch bereits angestossen worden. Ob Tourismus nach der Coronakrise, der Verkehr in Reussbühl, die Sanierung der Schule Moosmatt oder das Monsterprojekt Durchgangsbahnhof: Die Themen zeigen, dass sowohl ganz lokale Fragen als auch solche von städtebaulich grosser Bedeutung zu reden geben.

Manche Debatten sind von der Stadt selber in Gang gesetzt worden, andere von registrierten Nutzern. Daneben findet man Veranstaltungen in der Region sowie Informationen von Vereine und Organisationen.

«Wir sind uns bewusst, dass es Zeit braucht, um die Plattform mit Leben zu füllen.»

Stefan Metzger, Digitalchef

Nach drei Wochen läuft die Debatte insgesamt aber noch auf eher tiefer Temperatur. Trotzdem sagt der Stadtluzerner Digitalchef Stefan Metzger: «Wir sind mit dem Start sehr zufrieden.» Inzwischen haben sich über 100 Teilnehmer registriert – nur so kann man mitdiskutieren. Insgesamt haben bereits rund 1800 Personen die Webseite besucht. Im Durchschnitt seien die Personen mehr als vier Minuten auf der Plattform, so Metzger. «Das ist für uns ein positives Zeichen, weil es aufzeigt, dass die Inhalte interessant sind.»

Dass die Plattform noch nicht das bunte Stadtleben bereithält, das sich die Verantwortlichen davon versprechen, ist für Metzger nicht überraschend. «Wir sind uns bewusst, dass es Zeit braucht, um sie mit Leben zu füllen.» Zudem sei es von Anfang an klar gewesen, dass die Plattform langsam wachsen solle.

So findet man aktuell beispielsweise noch keinen Marktplatz, um online Gegenstände zu tauschen oder Nachbarschaftshilfe zu organisieren. Dafür eine Umfrage zu diesem Thema. Die Stadt will zuerst wissen, was die Bedürfnisse sind. Denn die Nutzer sollen mitreden, wohin der Weg geht.

«Likes» für die besten Ideen: Barcelona zeigt, was möglich ist

Wie weit er gehen kann, demonstriert die spanische Stadt Barcelona auf eindrückliche Weise. Dort hat die Opensource-Software, die Luzern verwendet, ihren Ursprung. Inzwischen wird sie in vielen Städten weltweit eingesetzt, etwa in New York oder Helsinki.

In Barcelona ist «Decidim» (zu deutsch: wir entscheiden) inzwischen fester Bestandteil der Lokalpolitik: Bürger haben online bereits rund 10'000 Ideen eingebracht, ein grosser Teil davon wurde bereits angenommen und umgesetzt. Die Nutzer können oft über die verschiedenen Vorschläge online abstimmen und so entscheiden, was Realität wird. Sie nehmen so direkt Einfluss auf die Gestaltung der Politik – und können auf der Plattform anschliessend verfolgen, wie es mit dem Projekt voran geht. Damit gehört die Stadt zu den Pionieren in Sachen Smart City.

Portraet Stefan Metzger
Stefan Metzger ist der erste Chief Digital Officer der Stadt Luzern. (Bild: Bruno Augsburger/Stadt Luzern)

Was ist nötig, damit die Plattform in Luzern auch diesen Stellenwert erreicht? «Es braucht vor allem Zeit und viele spannende Inhalte», sagt Chief Digital Officer Stefan Metzger. «Je mehr über Dialog Luzern läuft, desto mehr Nutzerinnen und Nutzer werden die Plattform besuchen. Und je mehr Dialog Luzern besucht wird, umso spannender wird es, im Rahmen von Projekten Ideen, Meinungen und Rückmeldungen abzuholen.» 

Denkbar, dass die Stadt Luzern sich dereinst online mit der Bevölkerung über die Eckpunkte für das neue Luzerner Theater austauscht oder über die Frage, ob Velofahrer für die neuen Parkplätze am Bahnhof bezahlen sollen. «Wir sind überzeugt, dass sich in den nächsten Monaten viel entwickeln wird», sagt Stefan Metzger von der Stadtverwaltung. «Auch Barcelona hat mal klein angefangen.»

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