Abruptes Ende am Luzerner Freigleis

Für Velofahrer bleibt die Neubad-Kreuzung ein Knackpunkt

Vor dem Neubad treffen mehrere Strassen «unharmonisch» aufeinander, wie ein parteiübergreifendes Postulat kritisiert.

Ein parteiübergreifendes Postulat fordert freie Fahrt für Velofahrerinnen vor dem Luzerner Neubad. Dem Stadtrat gefällt die Idee – eine rasche Umsetzung kommt trotzdem nicht infrage.

Das Freigleis hat sich in den vergangenen Jahren als eine wichtige Veloroute zwischen der Luzerner Neustadt und Kriens sowie Horw etabliert. Auf dem gut ausgebauten Velo-Highway brausen nicht nur Velos von A nach B, das Freigleis ist auch ein beliebter Weg bei Spaziergängerinnen, Joggern und Eltern mit Kinderwagen.

Doch besonders für Velofahrer nimmt die effiziente Verbindung bei der Einmündung in die Bireggstrasse – vor dem Kulturzentrum Neubad – ein abruptes Ende. Wer vom Freigleis in Richtung Bahnhof fahren will, hat gegenüber dem Verkehr auf der Bireggstrasse keinen Vortritt. Die Fraktionen der Grünen, der SP sowie der GLP im Grossen Stadtrat bemängeln dies. Die verschiedenen Strassen würden vor dem Neubad «unharmonisch» aufeinandertreffen. Zudem sei die Verkehrsführung unklar und Velos hätten vorwiegend keinen Vortritt.

Postulat fordert direkte Verbindung

In einem Postulat fordern die drei Parteien deshalb, dass der Stadtrat die Prioritätenordnung an der «Neubadkreuzung» prüft (zentralplus berichtete). Künftig sollen die Neustadt- und die Eschenstrasse sowie das Freigleis direkt miteinander verbunden sein. Der Verkehr auf der Sternmatt- und der Bireggstrasse hätte dann keinen Vortritt mehr. «Ziel ist eine klare Verkehrsführung für Velofahrende und Zufussgehende mit möglichst durchgehendem Vortritt auf der Achse Freigleis-Neustadtstrasse», heisst es im Postulat.

Die Postulanten fordern, dass es eine direkte Verbindung zwischen Neustadt- (1) und Eschenstrasse (2) sowie dem Freigleis (3) gibt (grün). Die Verbindung zwischen Biregg- (4) und Sternmattstrasse (5) hätte dann keinen Vortritt mehr (rot).

Der Stadtrat betont in seiner am Donnerstag veröffentlichten Antwort, dass ihm die Veloförderung ein Anliegen sei. Er anerkenne darum das Anliegen des Postulats im Grundsatz und nimmt dieses entgegen.

«Eine Veränderung der Vortrittsverhältnisse hätte weitreichende Auswirkungen auf den Verkehrsfluss im Quartier zur Folge.»

Stellungnahme Luzerner Stadtrat

Einen Sturm der Euphorie hat dies bei den Postulanten denn aber noch nicht ausgelöst. Jona Studhalter, der das Postulat im Namen der Grünen-Fraktion unterzeichnet hat, sagt sogar: «Für mich ist die Antwort unbefriedigend.» Wo liegt also das Problem?

Stadtrat will langfristig planen

Der Teufel liegt im Detail. Denn trotz grundsätzlicher Zustimmung sieht die Stadtregierung eine zeitnahe Umsetzung der Forderungen nicht vor. «Eine Veränderung der Vortrittsverhältnisse [...] hätte unter den vorliegenden Verkehrsbelastungen weitreichende Auswirkungen auf den Verkehrsfluss im Quartier zur Folge. Diese müssten mit einem konkreten Projekt aufgezeigt werden.»

Zudem, ergänzt der Stadtrat in seiner Antwort, stehe das gesamte Quartier vor einem Umbruch. Mit dem Wegzug der Feuerwehr aufs EWL-Areal sowie der geplanten Arealentwicklung rund um die Bireggstrasse und den Steghof wird sich das Gebiet in den nächsten Jahren deutlich verändern. Teil dieser Arealentwicklung wird auch die Planung des Verkehrs sein. In diesem Zusammenhang sei es dann angebracht, die Strassenführung sowie deren Gestaltung zu überprüfen.

«Der Vorstoss ist nicht als Planungsempfehlung für das Jahr 2027/28 formuliert, sondern soll früher umgesetzt werden.»

Jona Studhalter, Grossstadtrat Junge Grüne

Dies wird allerdings nicht vor 2023 der Fall sein. Erst dann plant der Stadtrat eine Studie zur Planung der Strassenräume im Gebiet. «Ob die Vortrittsverhältnisse geändert werden können, wird sich im Laufe dieser Planungen und der weiteren Projektierungsarbeiten zeigen.» Mit einer möglichen Umsetzung der Pläne ist daher frühestens ab 2027 zu rechnen.

Welche kurzfristigen Massnahmen?

Für Grossstradtrat Jona Studhalter ist dies zu spät: «Der Vorstoss ist nicht als Planungsempfehlung für das Jahr 2027/28 formuliert, sondern soll früher umgesetzt werden.» Darum stehe im Postulat extra, dass bei der Planung auf die Bedürfnisse der Feuerwehr Rücksicht genommen werde. Nach dem Wegzug sei diese Forderung hinfällig. Darum fordert Studhalter, dass der Stadtrat die Änderung der Vortrittsverhältnisse schon vor dem Wegzug der Feuerwehr prüft.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es für Studhalter und die anderen Postulanten dennoch: Der Stadtrat ist nämlich bereit, kurzfristige Verbesserungsmassnahmen zu prüfen. «Was der Stadtrat darunter versteht, ist mir schleierhaft», gibt Studhalter aber zu bedenken. Und auch der zuständige Stadtrat Adrian Borgula will auf Anfrage keine konkreten Ideen verraten. Mögliche Ideen müsse der Stadtrat zuerst nun prüfen. Der Stadtrat habe aber in der Vergangenheit an verschiedenen Orten gezeigt, dass er kurzfristige Verbesserungsmassnahmen schnell umsetzen könne.

Für die Realisierung solcher kurzfristiger Massnahmen rechnet der Stadtrat mit Kosten im tiefen fünfstelligen Bereich. Nun ist der Grosse Stadtrat am Ball. Dieser wird das Postulat an der kommenden Sitzung Mitte Februar diskutieren.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Jona Studhalter
  • Gespräch mit Adrian Borgula
  • Postulat «Neubadkreuzung»
  • Stellungnahme des Stadtrats auf das Postulat
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8 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 26.11.2023, 09:55 Uhr

    Mit dem PW hat man auch keine freie Fahrt und müssen sich an die Verkehrsregeln halten!
    Nur gewisse Velo Rowdis wollen sich nicht daran Halten,die viel Strenger gebüsst werden sollten!
    Sie sind nämlich die rücksichtlos ÖV Verkehr gefährden und sogar Fussgänger auf dem Fussgängerstreifen nötigen!Letzmals ist mir sogar im Einkaufs Zentrum ein fahrender Velofahrer entgegenkommen!
    Nicht nur Junge,sondern auch Ältere Velorodwis sollte mit Velo Entzug bestraft werden!

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  • Profilfoto von Stefan (Quartierbewohner)
    Stefan (Quartierbewohner), 04.02.2022, 13:14 Uhr

    Ich gehe eine Wette ein, dass der Wegzug der Feuerwehr nochmals neu diskutiert wird und/oder Ersatzstandorte abgeklärt werden müssen. Dass allgemein das EWL-Areal noch einige Diskussionen auslösen und Änderungen erfahren wird. Da könnte man doch gleich das ganze Quartier und Verkehrsregime dort neu denken.
    Bis dahin fällt den Velofahrern (gehöre auch zu den fleissigen Nutzern des Freigleis) kein Zacken aus der Krone, wenn sie auf den Verkehr achten müssen. Die Situation mit dem komplizierten Knoten Steghof (Geissmattring, Voltastrasse, Sternmattstrasse) ist sowieso schon herausfordernd. Ein zusätzlicher Vortritt für Velos nur 20 m weiter vorne inkl. Feuerwehrausfahrt würde die Situation definitiv verzwickter machen.
    Velos bevorzugen JA! Aber bitte dort, wo es Sinn ergibt. Besser eine breite Velospur auf der Neustadtstrasse mit Weiterführung den Gleisen entlang unter der Langensandbrücke vorantreiben.

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  • Profilfoto von Hugo
    Hugo, 04.02.2022, 09:32 Uhr

    wir haben momentan sehr viel Arbeit

    dieses Problem können wir nich vor 2045 lösen

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  • Profilfoto von Jasi
    Jasi, 03.02.2022, 17:38 Uhr

    2027 und wir haben nun 2022

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  • Profilfoto von Philipp
    Philipp, 03.02.2022, 13:35 Uhr

    Naja, die Verkehrsführung ist eigentlich Sonnenklar. Nur hält sich leider kein Radfahrer daran. Zudem ist es doch paradox. Man will Radfahrer bevorzugen, den öffentlichen Verkehr bevorzugen und die Fussgänger sollen auch noch überall Vortritt haben. Und dann fragt man sich warum der motorisierte Verkehr im Stau steht und die Strassen verstopft.

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  • Profilfoto von Rene
    Rene, 03.02.2022, 12:08 Uhr

    Naja, man muss dort halt ab und zu anhalten und ein Auto durchlassen. So unklar ist die Verkehrsführung auch nicht wenn man auf den Boden oder die Beschilderungen schaut. Aber da hörts halt schon bei vielen auf.
    Ich hätte natürlich nichts dagegen wenn ich zukünftig mit dem Velo einfach durchsausen könnte. Was interessiert mich schon die Lärm- und und Luftbelastung der Anwohner wegen den stehenden Autos in der Bireggstrasse.

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    • Profilfoto von JonSerious
      JonSerious, 03.02.2022, 13:32 Uhr

      M.m.n ist das Hauptproblem, dass die Velofahrer vom Freigleis nicht wirklich an der Kreuzung stehen. Die meisten, die zum Bahnhof wollen wechseln zuvor auf die Eschenstrasse, damit man geradeaus weiter über die Kreuzung kann. Das macht das ganze sehr unübersichtlich.
      Aber dass der Vortritt eigentlich klar geregelt wäre und es oft an der Verkehrstauglichkeit von Einzelnen liegt, stimmt natürlich.
      Bin mir auch nicht sicher, ob es sinnvoll ist, wenn die Velos vortritt haben. Vielleicht wäre ein Kreisel die dynamischste und sicherste Variante.

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  • Profilfoto von JonSerious
    JonSerious, 03.02.2022, 11:49 Uhr

    Die Kreuzung beim Neubad ist definitiv problematisch.
    Die Velofahrer haben aber auch weiter hinten, bei der Kreuzung mit der Moosmattstrasse keinen Vortritt. Durch die Strassenmarkierung (weisse Quadrate) auf der 30er Strasse wirkt es aber irgendwie so – zumindest ist das meine Erklärung, wieso andere Velofahrer dort oft einfach rausfahren, bzw. auf dem Freigleis weiterfahren, als hätten sie Vortritt.
    Ich weiss nicht, was die Lösung wäre. Bei Vortritt Freigleis kämen die Autofahrer zu gewissen Zeiten wahrscheinlich kaum durch.

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