SBB-Strecke Zug-Walchwil

Ende der bahnlosen Zeit am Zugersee: In der S2 bleibt es eng

Die SBB-Linie am Ostufer des Zugersees im Bereich des Bahnhofs Walchwil. (Bild: wia)

In wenigen Tagen wird die Strecke zwischen Zug und Arth-Goldau wieder eröffnet. Baulich wurde dem Zugersee entlang vieles verändert. Der manchmal knappe Platz in der S-Bahn wird bleiben.

Fertig Umweg: Mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember wird die Streckensperre am Ostufer des Zugersees nach eineinhalb langen Jahren aufgehoben. Das freut besonders die vielen Pendler: Oberwil und Walchwil sind dann endlich wieder per Zug erreichbar – und wer per S-Bahn weiter in Richtung Süden reist, muss ab Mitte Dezember nicht mehr die mühsame Umsteigerei in Rotkreuz auf sich nehmen. «Die Arbeiten sind terminlich auf Kurs», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli auf Anfrage.  

Noch braucht es ein paar Tests

Noch im Frühjahr war nicht sicher, ob es zeitlich reichen würde. Nun aber scheint der Wiedereröffnung der Strecke nichts im Wege zu stehen. Derzeit werde der Einbau der Bahntechnik-Anlagen fertiggestellt: «Es stehen noch Restarbeiten an Fahrbahn, Fahrleitung, Elektro- und Telecomanlagen an sowie die Inbetriebnahme der gesamten Anlage.» Und auch Tests seien noch nötig: «Anfang Dezember wird das Diagnosefahrzeug die Gleisgeometrie sowie die Lage und Höhe der Fahrleitungsanlage überprüfen.»

Aber passieren sollte eigentlich nichts mehr, eine Verzögerung der Wiedereröffnung scheint nunmehr ausgeschlossen: «Die restliche Zeit bis zum Fahrplanwechsel würde reichen, um allfällig nötige Nachjustierungen vorzunehmen», so SBB-Sprecher Reto Schärli. Die Arbeiten dem Zugersee entlang umfassten die Errichtung einer 1,7 Kilometer langen neuen Doppelspur nördlich von Walchwil und Sanierungsarbeiten in vielen Bereichen der übrigen Strecke zwischen Arth-Goldau und Zug. Die SBB versprechen sich davon unter anderem sicherere Verbindungen und einen stabilere Umsetzung des Fahrplans.

Gleich viele Plätze in der S-Bahn

Keine Änderung wird es beim Rollmaterial geben. Dies jedenfalls nicht im für die Region wichtigen S-Bahn-Bereich. Dabei war die «Haupt»-S2, also jener Takt, der die Kantone Zug, Schwyz und Uri miteinander verbindet, schon vor der Sperre in den Spitzenzeiten sehr gut frequentiert und das Platzangebot entsprechend knapp. Das konnte dazu führen, dass etwa am frühen Morgen auch mal der Fussboden zum Sitzplatz umfunktioniert wurde. Und daran wird sich nun auch nach der Wiedereröffnung bis in eine ziemlich ferne Zukunft nichts ändern.

Das ist mehr als eine Randnotiz. Gerade jetzt in der Corona-Zeit kommt der Belegung der Züge besondere Bedeutung zu. Zwischen Zug, Rotkreuz und Luzern zum Beispiel verkehrt ein Teil der S-Bahn-Züge jeweils mit einer Doppelkomposition, also mit zwei aneinandergereihten Flirt-Zügen von Stadler Rail. Das macht die Pendlerei deutlich angenehmer. «Ab Fahrplanwechsel wird das bestellte Angebot gefahren», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli zur S-Bahn am Zugersee. In der Tat: Im Regionalverkehr sind es die Kantone, die das Angebot bestellen und mitbezahlen.

«In der Stosszeit gehört dies zum Alltag einer S-Bahnlinie und gilt nach gängiger Praxis als zumutbar.»

Florian Weber, Zuger Baudirektor

Der Zuger Baudirektor Florian Weber (FDP) erklärt: «Es sind bis und mit Ausbauschritt 2035 keine zusätzlichen Massnahmen für die S2 geplant.» Trotz neuer Linie wird sich an den Sitzkapazitäten in den S-Bahn-Zügen zwischen Zug und Schwyz also nichts ändern. Auch nicht zu den Spitzenzeiten. Warum eigentlich? Dazu der Zuger Baudirektor: «Der Halbstundentakt am Gotthard führt dazu, dass die S2 durch attraktive Schnellzugsverbindungen entlastet wird.» Einige Reisende aus dem Kanton Uri und dem Schwyzer Talkessel würden wohl künftig den Schnellzug anstelle der S2 benutzen. Anzumerken ist aber, dass es auf dieser Strecke den Halbstundentakt für Schnellzüge teilweise schon vor der Sperrung gab.

Die S2 sei bisher nur auf einzelnen Zügen und in einzelnen Streckenabschnitten stark besetzt, sagt Florian Weber. «In der Stosszeit gehört dies zum Alltag einer S-Bahnlinie und gilt nach gängiger Praxis als zumutbar.» Die Flirt-Fahrzeuge seien extra für viele Stehplätze ausgerüstet und ermöglichten dadurch sehr hohe Transportkapazitäten. «Das Angebot der S2 wird durch die Kundinnen und Kunden, den Bund und die Kantone Zug, Schwyz und Uri finanziert.» Auch ein allfälliger Verstärkungs-Flirt müsste auf diese Art bezahlt werden. Aber eben: Weil das zur Verfügung stehende Angebot bis auf Weiteres ausreiche, stelle sich die Frage nach Doppeltraktionen oder Verstärkungszügen nicht.

Die Sache mit den kurzen Perrons

Michael Müller, Mediensprecher des Bundesamtes für Verkehr (BAV), gibt auf Anfrage zu bedenken, dass Angebotsverbesserungen mittels Doppeltraktion meist die Beschaffung von zusätzlichem Rollmaterial zur Folge hätten. Dies, weil während der Hauptverkehrszeiten kein überzähliges Rollmaterial zur Verfügung stehe. Die Beschaffung von neuem Rollmaterial habe jeweils eine lange Vorlaufzeit. Zudem könnten die einzelnen Kantone in dieser Frage auch nicht alleine entscheiden.

Wie viel Mehrkosten eine Doppelkomposition gegenüber einem einfachen Flirt-Zug verursacht, will SBB-Sprecher Reto Schärli nicht bekannt geben. Geschäftszahlen würden die SBB nicht im Detail veröffentlichen. Schärli macht noch auf einen weiteren Punkt aufmerksam. Ausser in Walchwil, in Zug-Lindenpark und im Bahnhof Zug selber seien auf Zuger S2-Gebiet die Perrons zu kurz für den Einsatz längerer Züge. Bloss: Das Ganze ist natürlich auch eine Frage der Priorisierung. Auf der anderen Seeseite sind die Haltestellen offensichtlich lang genug gebaut worden.

Fazit: Zu Spitzenzeiten wird es in einzelnen Zügen der S2 – trotz eben beendetem Ausbau – wohl auch künftig ziemlich eng bleiben.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Michael Schmidt
    Michael Schmidt, 05.01.2021, 15:08 Uhr

    Die Umleitung über Rotkreuz war nun wirklich kein grösseres Problem, auf diese Weise it man mal auf der anderen Seite des Zuger Sees entlang gekommen. Die S2 ist ja bisher auch weiterhin gefahren, nur eben ab/bis Rotkreuz, Corona-bedingt scheinen bisher deutlich weniger Fahrgäste unterwegs, Platzengpässe gab es in der Zwischenzeit keine und dies sind nur zu Spitzenzeiten zu erwarten.

    Heute geht es zum ersten mal wieder via Walchwil, mal sehen, vermisse fast im Vorhinein die Strecke via Rotkreuz, welche auch ihre Reize hat.

    Sehr reizlos und uncharmant allerdings finde ich die neuen Züge Giruno und die Komposition des Treno Gottardo. Deutlich reduziert in der Wertanmutung. Es ruckelt mehr und härter. Fahrgeräusche lauter. Abteile kürzer und damit engerer Eindruck. Einstiege weiter weg von Restaurant. Die Toiletten nicht in extra Abschnitten. Im Giruno geht die automatische Tür auf, wenn jemand auf die Toilette geht und wieder raus… Im Treno Gottardo das Bistro ist kein extra Abteil mehr wie im Voralpen-Express: da ist die ‹Küche/Bistro› jetzt genau neben der Toilette einerseits und man steht dem Zugang zum Abteil im Weg. Die Farbpalette überall reduziert gegenüber bisherigen Zügen. Keine gelben Zwischenwände mehr, Sitzfarben 2. Klasse reduziert. Restaurant Giruno so wenig charmant als wäre es die Kantine im Star Wars Todesstern.

    Alls wollte man den Spass am Zugfahren verderben…Was sag ich den Touristen die fragen, warum die Kaffemaschine und das Bistro direkt offen neben der Toilette ist…das ist eben so in der Schweiz…das kann man ja von einem Zughersteller und SBB nicht anders erwarten?

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  • Profilfoto von Martin Stuber
    Martin Stuber, 08.12.2020, 13:56 Uhr

    Den entscheidenden Punkt verpasst der Artikel leider: weil die neu gebaute 1.7 km lange Doppelspur in Walchwil am falschen Ort steht, bleibt es beim Stundentakt zwischen Zug und Erstfeld. Halbstundentakt gibt es nur zwischen Zug und Walchwil…
    Den vorausgehenden politischen Kampf auch im Kantonsrat hat die ALG zusammen mit Teilen der SVP und anfänglich auch der SP geführt und leider verloren. Das sind nun die Folgen. Die S2 wird noch viel zu reden geben.

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  • Profilfoto von Leonie Walker
    Leonie Walker, 05.12.2020, 10:26 Uhr

    Sanierungen an bestehenden Anlagen sind in Ordnung. Der Ausbau des öV hingegen, sei es mittels Doppelspur oder eines zusätzlichen Angebots, ist reine Geldverschleuderung. Die Kosten für die 1,7 km sind absurd hoch in Relation zum «Mehrwert». Die Ersatzbusse sind ja meist leer in der Gegend herumgefahren, in den Randstunden sowieso, und oft zwei hintereinander. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass es in den Zügen eng wird. Zwischen Zug und Walchwil wird sowieso weiterhin ein Bus pro Stunde verkehren. Und wer von zu Hause aus arbeiten kann, wird dies auch nach Corona tun.
    Der Profit fällt bei den Bau- und Transportfirmen an, die satte anderthalb Jahre (!) eine sichere und hochprofitable Auslastung hatten. Die Immissionen durch Lärm, auch nachts, Erschütterungen, Abgase etc. hingegen hatten die Anwohner. Und wie viel CO2 wurde eigentlich bei diesem 18-monatigen Ausbau ausgestossen? Umweltfreundlicher öV? Von wegen.

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  • Profilfoto von Hansruedi Küttel
    Hansruedi Küttel, 05.12.2020, 09:05 Uhr

    Schade, dass der Artikel mit einem so groben Fehler beginnt: In der Bildlegende steht, die Doppelspur sei nun durchgehend. So ein Unsinn!!

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    • Profilfoto von Claudio Birnstiel
      Claudio Birnstiel, 05.12.2020, 11:44 Uhr

      Guten Tag Herr Küttel
      Vielen Dank für Ihren Hinweis. Sie haben natürlich recht. Da ist uns bei der Abschlussredaktion des Artikels ein Fehler unterlaufen. Wir entschuldigen uns dafür und haben ihn korrigiert. Wir wünschen Ihnen ein erholsames Wochenende.

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