Neues Hörexperiment mit Ringo Starr & Co.

Hochschule Luzern sucht Geheimformel des Grooves

Schlagzeuger Dave Doran bei einem Konzert von Hendrix goes Funk im Musikpavillon am Luzerner Quai.  (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Hochschule Luzern lanciert ein grosses Online-Hörexperiment: Luzerner Wissenschaftler wollen herausfinden, wieso uns bestimmte Songs zum Tanzen animieren und andere nicht. Jeder darf sich ab sofort als Musikkritiker versuchen.

Es gibt Songs, zu denen muss man sich einfach bewegen. Doch was ist es genau, das den Hörer zum Mitwippen animiert? Um Antworten darauf zu finden, suchen Forscher der Hochschule Luzern jetzt nach der Geheimformel des Groove. Dazu lancieren sie Hörexperiment im Web, bei dem sich jeder als «Musikkritiker» versuchen kann.

Die besten Schlagzeuger im Test

Das funktioniert so: Beim Projekt, das vom Schweizerischen Nationalfonds SNF gefördert wird, konzentrieren sich die Luzerner Wissenschaftler auf das Schlagzeug. Dafür stellten sie eine Art «Top 50»-Liste berühmter Drummer vor allem aus der Pop-, Funk- und Rockmusik zusammen. Darunter findet man Grössen wie Ringo Starr (The Beatles), Chad Smith (Red Hot Chili Peppers) oder John Bonham (Led Zeppelin). Von jedem dieser Schlagzeuger wählten sie markante Drum-Passagen aus jeweils fünf Songs, transkribierten diese in Notenschrift und analysierten diese mit einer hochschuleigenen Software.

Aufgrund dieser Daten konnten die Forscher 250 Schlagzeug-Beats und die Spielweise der Schlagzeuger detailgetreu rekonstruieren. «Dies ermöglicht uns, die Wirkung des Schlagzeugs unabhängig von den anderen Instrumenten zu untersuchen», sagt Olivier Senn, Forscher am Departement Musik der Hochschule Luzern.

Pop- und Rock-Songs beurteilen

Beim Online-Hörexperiment darf jede und jeder mitmachen. Wer sich an der anonymisierten Online-Umfrage beteiligt, bekommt einige der 250 Schlagzeug- Beats zu hören und kann diese bewerten: Gefällt der Rhythmus? Hat man Lust, danach zu tanzen? Will man diesen Beat auf einer Party hören? Und so weiter.

Gleichzeitig möchten die Forscher feststellen, ob Profimusiker ein Schlagzeugmuster anders beurteilen als Laien oder ob es Unterschiede bezogen auf das Alter, das Geschlecht oder den musikalischen Geschmack der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gibt. Ziel sei es, so Senn, eine möglichst grosse Menge an Datenmaterial zu erhalten und nach Korrelationen zwischen Schlagzeugmustern und Höreindrücken zu suchen.

«Es muss grooven und packen»

«Die Musik muss grooven und ihr Rhythmus uns packen», sagt Olivier Senn. Vor vier Jahren begannen er und sein Team dem Geheimnis des Groove auf den Grund zu gehen. Denn: «Körperbewegung anzuregen und zu koordinieren ist neben der Steuerung von Gemütszuständen eine der wichtigsten Funktionen der Musik im Alltag. Zu verstehen, wie die Mechanismen der musikalischen Bewegungsanregung funktionieren, ist daher eines der grossen Themen der Musikpsychologie», erläutert Senn.

Groove-Effekte werden auch klinisch genutzt, insbesondere bei der Therapie von Parkinson-Patienten. «Eine geeignete musikalische Stimulation kann ihre Koordination beim Gehen unterstützen», sagt Senn. Um den Groove-Effekt künftig genauer erklären und einordnen zu können, lancieren die Forscher der Hochschule Luzern nun das öffentliches Hörexperiment im Web.

Online-Umfrage (in Englisch) und weitere Informationen zum Projekt: www.hslu.ch/groove

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