Lokale Literaten ausgezeichnet

Ganze 47 literarische Arbeiten wurden bei der Zentralschweizer Literaturförderung 2015/16 eingereicht, knapp die Hälfte davon waren Debüts, heisst es in einer Mitteilung der Literaturförderung. Die fünfköpfige Jury zeichnete nun vier der anonym eingegangenen Texte aus.

Je einen Werkbeitrag in der Höhe von 22 000 Franken erhalten der Kinder- und Jugendbuchautor Carlo Meier sowie Carlo Stuppia. Mit einem Beitrag von 8000 Franken wird der Text von Beat Vogt gefördert. Ebenfalls ein Förderbeitrag von 8000 Franken geht an Dolores Linggi. Die Literaturförderung wird alle zwei Jahre von den sechs Zentralschweizer Kantonen gemeinsam ausgeschrieben.

Zu den Ausgezeichneten:

Den im Kanton Zug wohnhaften Autor Carlo Meier (geb. 1961) braucht man einem jungen Publikum nicht mehr vorzustellen. Seine Kinder- und Jugendbuchreihe Die Kaminski-Kids umfasst mittlerweile bald 20 Bände und gehört zu den grossen Erfolgsgeschichten der Schweizer Kinder- und Jugendliteratur. Seine nun vorgelegte Jugendbuch-Trilogie Paradise Valley verspricht Spannung, Aktion und Tempo. Ein geheimnisvolles Amulett, das die Protagonistin Lena zu ihrem 16. Geburtstag erhält. Ein abgelegenes Tal ohne WLAN, in dem eine totalitäre Gemeinschaft lebt, die sich vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen möchte. Eine jugendliche Film-Crew, die einem Rätsel auf der Spur ist: Das alles ist Paradise Valley. Überzeugt hat die Jury nebst dem ausgeklügelten Plot auch die literarische Form der vorliegenden Kapitel, die sich stark an die Filmsprache anlehnt. Schnelle Wechsel – klare Schnitte. Paradise Valley ist spannungsgeladenes Kino zum Lesen.

In seinem Romanprojekt Chiaroscuro erzählt Carlo Stuppia (geb. 1972, wohnhaft in Lachen) die Geschichte des Ich-Erzählers Salvatore Cafagna (genannt Susu) und seiner Eltern. In die Welt geworfen wird der Schelm Susu in Rapperswil, wohin die junge Familie aus der Armut im Süden Siziliens geflüchtet ist. Als er sich in der Pubertät in Drogendelikte verstrickt, wird Susu von seinen Eltern zwecks Seelenheilung in die vermeintlich gefahrlose Heimat geschickt. Im kleinen sizilianischen Dorf verliebt sich Susu in Violetta, die Tochter seines Taufpaten, und trifft auf den Dorftrottel Gianni, der sich als Berater in Liebesdingen anbietet und den Ich-Erzähler in verhängnisvolle und schräge Abenteuer verwickelt. Carlo Stuppia gelingt ein Werk, das zuallererst von und in der Sprache lebt, aber auch liebevoll und detailgenau die Protagonisten und Szenen beschreibt. In atemlosen Sätzen und mit barocker Sprachlust reisst er die Leserinnen und Leser mit, als würden sie einem farbenfrohen Film oder einem Theaterstück folgen.

Das Romanprojekt Aussetzer des in Luzern lebenden Autors Beat Vogt (geb. 1972) hat die Jury besonders wegen der Originalität und Brisanz des Themas und wegen seiner klugen Konstruktion überzeugt. Beat Vogt verbindet in diesem vielstimmigen Text sowohl Liebes- als auch Familiengeschichte mit der Frage nach der Gleichheit vor dem Gesetz. Die Protagonistin des Romans stösst bei der Arbeit an ihrer Masterarbeit, die sich mit Diskriminierung im Justizsystem der Schweiz beschäftigt, auf ein Familiengeheimnis, das ihre eigene Geschichte und Wahrnehmung komplett infrage stellt. Dies erzählt Beat Vogt souverän und einfühlsam auf mehreren Zeitebenen und aus der Sicht von vier verschiedenen Figuren. Die Jury ist sehr gespannt darauf, den fertigen Roman zu lesen.

Dolores Linggi (geb. 1969), wohnhaft in Goldau, gehört wie Beat Vogt und Carlo Stuppa zu jenen Autorinnen und Autoren, von denen noch keine eigenständige Publikation vorliegt. Vereinzelt hat Dolores Linggi bisher Texte und Gedichte in Zeitungen und Anthologien veröffentlicht. Beim Zentralschweizer Literaturwettbewerb hat sie sich mit Gedichten und Prosaminiaturen beworben. Sensible Beobachtungen und eine eigenständige Stimme zeichnen die verschiedenen Textproben aus. Lyrisch und stimmig verzahnt die Autorin Natur und zwischenmenschliche Erfahrungen und erschliesst damit neue Assoziationsräume. Vielfältig in Form und Inhalt sind noch nicht alle Gedichte gleichermassen ausgereift. Doch die feingezeichneten Sprachbilder sowie der Mut zu Reduktion und Auslassung haben die Jury überzeugt und berührt. Mit ihrem Förderbeitrag ermutigt sie Dolores Linggi, ihr Schreiben weiterzuverfolgen.

Die Jury der Zentralschweizer Literaturförderung 2015/2016 stand unter der Leitung von Regula Walser (Lektorin). Ihr gehörten ausserdem an: Katja Alves (Autorin), Alexandra von Arx (Literaturkritikerin), Matthias Burki (Verleger) und Ulrike Ulrich (Autorin).

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