Petition gegen Luzerner Kantonsspital

Ballone und Pfiffe gegen Kita-Privatisierung

Übergabe der Petition gegen die Auslagerung der Kita Kunterbunt am Luzerner Kantonsspital. (Bild: les)

Das Kantonsspital Luzern verfügt über eine betriebsinterne Kinderkrippe. Diese platzt aus allen Nähten. Nun will sie das Kantonsspital auslagern. Die Betroffenen wehren sich mit einer Petition, die sie dem Kanton heute übergaben.

Rund 30 Kinder mit Indianer-Kriegsbemalungen, ausgerüstet mit Schildern und Trillerpfeien sowie farbigen Ballonen zogen diesen Mittwoch vom Theaterplatz vor das Regierungsgebäude. Begleitet wurde das farbige und laute Spektakel von rund 20 Erwachsenen. Dies machte etliche Passanten und Touristen neugierig.

Rund 1’000 Unterschriften überreicht

Organisiert hat die friedliche Demonstration der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD). Die Teilnehmer wehren sich gegen die Auslagerung der Kindertagesstätte (Kita) Kunterbunt des Kantonsspital Luzerns (LUKS). Als Zeichen des Widerstands hat der VPOD eine Petition gestartet (zentral+ berichtete) und heute 965 Unterschriften an die Luzerner Regierung übergeben. In Abwesenheit des zuständigen Regierungsrates Guido Graf übernahm Staatsschreiber Lukas Gresch die Unterschriften.

Martin Wyss (links) übergibt die Petition an Staatsschreiber Lukas Gresch (Bild: les).

Martin Wyss (links) übergibt die Petition an Staatsschreiber Lukas Gresch (Bild:les).

«Die zahlreich erschienenen Teilnehmer am Umzug machen deutlich, was für ein Schock die Auslagerung der Kita für die Betroffenen noch immer bedeutet», sagt Organisator und Geschäftsstellenleiter des VPOD Luzerns Martin Wyss. Anlass zur Sorge ist das Vorgehen des Luzerner Kantonsspitals bei der Absicht, die Kita zu privatisieren. Trotz parallel geführten Ausbauplänen und der Einstellung von zusätzlichem Betreuungspersonal hat das LUKS mit der privaten Firma «Small Foot GmbH» bereits Verträge abgeschlossen.

Entscheid ohne Absprache

Dass dieser Entscheid über die Köpfe der betroffenen Betreuerinnen, der Eltern und unter Ausschluss der Personalverbände getroffen wurde, ist laut Wyss nicht akzeptabel. «Nicht nur, weil ein solcher Führungsstil antiquiert und stets zu einer unnötigen Verschlechterung des Arbeitsklimas führt, sondern auch, weil die Mitspracherechte des Personals in den öffentlich-rechtlichen Arbeitsbedingungen und in der Sozialpartnerschaft festgeschrieben sind», hält Wyss fest.

«Die Sparmassnahmen trotz hoher Gewinne im Vorjahr sind absolut unverständlich.»
Martin Wyss, Geschäftsstellenleiter VPOD Luzern

Wyss erklärt das Hauptproblem der Kita-Angestellten: «Das LUKS will bei gleichem finanziellen Aufwand das Angebot erweitern.» Dies gehe auf Kosten des Personals, der Eltern und nicht zuletzt der Kinder. Die Mitarbeitenden werden da nicht mitmachen, es drohe allen die Entlassung, so Wyss. «Wenn das Spital sagt, sie wolle der neuen Trägerschaft keine Vorschriften bezüglich der Anstellungsbedingungen machen, so ist das sarkastisch», echauffiert sich Wyss.

Ferner seien die Sparmassnahmen trotz hoher Gewinne im Vorjahr (zentral+ berichtete) absolut unverständlich. «Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Spitalleitung gerade in Zeiten, in denen der Fachkräftemangel und die Konkurrenz zwischen den Spitälern steigt, das Image des LUKS als familienfreundlichen und modernen Betrieb auf’s Spiel setzt» sagt Wyss.

VPOD hofft auf Unterstützung des Kantons

Als Zeichen des Widerstands hat der VPOD gemeinsam mit Personen aus dem Umfelt der Kita Unterschriften gesammelt, um somit ihrem Unmut kund zu tun. Adressat ist Regierungsrat Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements. Wyss sagt: «Wir sind der Meinung, dass der Kanton seine Verantwortung wahrnehmen und sich für ein Kantonsspital mit attraktiven Arbeitsbedingungen auch in ausgelagerten Teilbereichen einsetzen muss.» Mit der Petition fordert der VPOD, dass das LUKS von der geplanten Auslagerung absieht und gemeinsam mit dem Personal nach einer Lösung sucht, die für alle Beteiligten akzeptabel ist.

Staatsschreiber Lukas Gersch nahm die Petition im Namen der Luzerner Regierung entgegen. Zum Vorwurf, dass der Kanton seine Verantwortung zu wenig wahrnimmt, wurde bisher keine Stellung genommen.

LUKS versichert Anschlussmöglichkeiten für Kita-Angestellte

Beim Luzerner Kantonsspital reagiert man sachlich auf die eingereichte Petition. Die Verträge für die Auslagerung sind bereits unterschrieben. Zum Vorwurf über die Köpfe der Kita-Betreuerinnen hinweg entschieden zu haben, entgegnet Barbara Flubacher, HR Leiterin Luzerner Kantonsspital: «Die interne Personalkommission am LUKS, die erste Anlaufstelle in personalpolitischen Fragen, war von Beginn weg involviert und unterstützt diesen Entscheid.» Weiter hält Flubacher fest, dass es für alle Mitarbeiterinnen Anschlussmöglichkeiten geben wird.

«Es ist in unserem eigenen Interesse, dass die Kinder unserer Mitarbeitenden bestmöglich betreut werden.»

Barbara Flubacher, HR Leiterin Luzerner Kantonsspital

Zur Sorge der Eltern, die Qualität der Kita würde unter der Privatisierung leiden, meint Flubacher: «Es ist in unserem eigenen Interesse, dass die Kinder unserer Mitarbeitenden bestmöglich betreut werden. Die Betreuung wird nach wie vor qualitativ hochstehend und flexibel sein. Die entsprechenden Betreuungskonzepte liegen vor.»

Eines ist klar und wird auch vom LUKS betont, die Nachfrage nach Betreuungsplätzen steigt mit dem Wachstum des LUKS. Mit den bisherigen Strukturen kann dem Anspruch des LUKS und auch der Eltern nicht mehr gerecht werden. Mit der eingereichten Petition ist das Thema nun aufs politische Parkett gelangt.

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