Immer mehr ältere Querschnittgelähmte

Visualisierung des Bauprojekts: So wird der Neubau Hemmi-Fayet aussehen. (Bild: PD)

Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil will 150 Millionen Franken in neue Infrastruktur investieren. Es soll mehr Platz für mehr Behandlungsbetten und Besucher. Zudem stellt sie sich auf mehr ältere, querschnittgelähmte Patienten ein.

Neben der Erneuerung der bestehenden Klinikräume wird bis 2019 ein Anbau für zwei Bettenstationen und medizinische Einrichtungen realisiert. Die Zahl der Betten steigt von 145 auf 174, wie die Verantwortlichen des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ) am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Nottwil bekannt gaben.

Weiter geplant ist der Bau einer wettergeschützten Passarelle für Rollstuhlfahrer und Fussgänger zwischen dem Forschungsinstitut Guido A. Zäch und dem Seminarhotel. Bis April 2017 soll zudem eine neue Tiefgarage mit 235 Parkplätzen für Patienten, Personal und Besucher entstehen.

Kapazitätsgrenze erreicht

«Die Rahmenbedingungen bei der Betreuung von Querschnittgelähmten haben sich in den vergangenen 25 Jahren stark geändert», sagte Daniel Joggi, Präsident der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Jetzt sei die Zeit gekommen, um die Klinik für die nächsten 20 Jahre fit zu machen.

Patienten und die Komplexität ihrer Verletzungen und Krankheiten hätten sich verändert, was neue Anforderungen an Personal und Infrastruktur stelle, erklärten die Klinik-Verantwortlichen ferner. Mit einer Bettenauslastung von 99 Prozent sei das SPZ in der Vergangenheit immer wieder an seine Kapazitätsgrenze gestossen.

Mehr ältere Patienten in Nottwil

Neben neuen Robotertechniken und Behandlungskonzepten würden auch immer häufiger ältere, hochgradig gelähmte Patienten betreut, sagte Joggi. Derzeit sind 1500 Querschnittgelähmte in Nottwil über 60 Jahre alt. Zum einen hätten Querschnittgelähmte heute eine nahezu normale Lebenserwartung, erklärten die Verantwortlichen. Zum anderen würden immer häufiger Querschnittlähmungen im Alter wegen Krankheiten wie etwa Tumoren auftreten.

Neben der grösseren Nachfrage ist der Kostendruck im Spitalwesen ein weiterer Grund für das Umbauprojekt, sagte SPZ-Finanzchef Pius Bernet. Der Betriebsaufwand des SPZ stieg in den letzten sechs Jahren um 16 Prozent, die stationären Vergütungstarife hingegen nur um rund zwei Prozent. Um die Lücke in der Spitalbetriebskasse zu decken, griff das SPZ vermehrt auf Gönnergelder zurück.

Mobile Trennwände

Neben mehr Effizienz, kürzeren Wegen für Personal und Patienten setzt das vom Zürcher Architekten Serge Fayet realisierte Umbauprojekt auf räumliche Flexibilität. So sollen beispielsweise Patientenräume mit Trennwänden in Einer- oder Zweier-Zimmer umgewandelt werden können. Fayet plante bereits frühere Umbauten am Paraplegiker-Zentrum und war an Spitalprojekten im Grossraum Zürich, St. Gallen und Einsiedeln beteiligt.

Die Bauarbeiten beginnen im Mai 2015 mit der Realisierung der Passarelle. Der Spatenstich für den Neubau soll am 1. Oktober stattfinden, am 80. Geburtstag des Paraplegiker-Stiftungs-Gründers Guido A. Zäch. Der Bezug der neuen Räume ist für Frühjahr 2019 vorgesehen. Die vierjährigen Bauarbeiten sollen die Kapazität der Klinik nicht einschränken, wie es an der Medienkonferenz hiess.

Kosten: 40 Prozent aus erspartem Geld

Die Kosten für die Erweiterungsbauten werden auf 75,5 Millionen Franken veranschlagt, die Erneuerung soll weitere 74,8 Millionen kosten. Zusammen ergibt das die rund 150 Millionen Franken. 40 Prozent der Kosten will das SPZ mit angesparten Mitteln finanzieren. Rund 90 Millionen Franken nimmt die Schweizer Paraplegiker-Stiftung in Form von Fremdmitteln auf. Innert 20 Jahren wurden auf dem SPZ-Areal in Nottwil bisher rund 490 Millionen Franken investiert.

Schon mehrmals ausgebaut

Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil wurde 1990 von Arzt Guido A. Zäch eröffnet. Die private Klinik ist auf die Behandlung und Betreuung von Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen und von Querschnittgelähmten spezialisiert. Die Klinik auf einem rund 75’000 Quadratmeter grossen Areal am Sempachersee wurde seit der Eröffnung mehrmals erweitert, so 1998 und 2002. Im Jahr 2005 wurde in unmittelbarer Nähe zusätzlich ein Forschungsinstitut eröffnet. Heute beschäftigt das SPZ über 1’100 Mitarbeiter. Trägerin des Zentrums ist die Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Sie nahm zusammen mit ihrer Gönner-Vereinigung 2013 durch Fundraising 75,9 Millionen Franken ein.

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon