Drei Monate nach der Aufdeckung

Wie steht es um den Zuger Drogenhandel?

55 Kilogramm Heroin hat die Zuger Polizei im vergangenen Jahr sichergestellt und einen grösseren Drogenring ausgehoben. (Bild: zentral+)

Ende des vergangenen Jahres hoben die Zuger Polizei und die Strafverfolgungsbehörden einen grösseren Drogenring aus. Der Heroinhandel wurde dadurch schweizweit eingedämmt. Wie sieht es drei Monate später aus? Die Polizei ist sich bewusst: Ganz unterbinden lässt sich der Drogenhandel nie. Für den Sicherheitsdirektor ist es eine Frage der Ressourcen.

Es war ein spektakulärer Fall, der schweizweit für Schlagzeilen sorgte: Nach zwei Jahren Ermittlung hatte die Zuger Polizei im November 2014 einen Drogenring ausgehoben und 15 Personen festgenommen. Zug war eine Drehscheibe für den schweizweiten Heroinhandel, Millionen von Franken wurden dabei umgesetzt (zentral+ berichtete).

Zug sei eine Art «Headoffice» gewesen, erklärt Marcel Schlatter, Mediensprecher der Zuger Polizei und Strafverfolgungsbehörden. «Die Beschuldigten versorgten primär den Markt in anderen Kantonen mit Heroin, waren aber, um nicht aufzufallen, nicht selbst im Kleinhandel auf der Strasse tätig.»

Nachhaltige Schwächung der Heroinszene

So viel steht fest. Dennoch ist knapp drei Monate später immer noch vieles unklar. Ob sich die Zerschlagung des Drogenrings auch auf den Heroinhandel in Zug ausgewirkt hat, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, so Schlatter. Die Kriminalstatistik 2014 liege noch nicht vor.

«Es ist illusorisch zu glauben, wir könnten den Drogenhandel völlig unterbinden.»

Marcel Schlatter, Mediensprecher der Zuger Polizei

«Wir sind jedoch davon überzeugt, bestehende Strukturen im Kanton Zug zerschlagen zu haben.» Dank der Verhaftung von Führungspersonen gehe die Polizei von einer nachhaltigen Schwächung der Szene aus. Schlatter stellt aber auch klar: «Es ist illusorisch zu glauben, wir könnten den Drogenhandel völlig unterbinden.»

Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Beat Villiger ist politisch verantwortlich für die Sicherheit im Kanton Zug. Er sagt, er habe keine Freude gehabt, als er gehört habe, Zug sei ein Umschlagplatz für harte Drogen. «Andererseits hat der Ermittlungserfolg auch gezeigt, dass unsere Polizei wachsam ist», so Villiger.

Hohe Ausgaben, aber keine Einnahmen

Einen Imageschaden für den Kanton befürchtet der Sicherheitsdirektor aufgrund des ausgehobenen Drogenrings indes nicht. «Natürlich ist es nie gut, wenn irgendwo organisierte Kriminalität aufgedeckt wird.» Man müsse sich bewusst sein: Je weniger Polizei und Strafverfolgung in einem Kanton gewappnet seien, desto grösser sei die Chance, dass sich dort ein Drogenring bilde, sagt Villiger.

Die Zuger Strafverfolgung hat aber bewiesen, dass sie bereit ist für solche Fälle. Allerdings waren die langen und umfangreichen Ermittlungen gemäss Villiger eine starke Belastung für die Polizei und die Strafverfolgungsbehörden. «Da in vielen Kantonen gespart werden muss, fragt man sich, wie viele Ressourcen für solche Fälle eingesetzt werden können.»

Weiche oder harte Drogen – was bekämpfen?

Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren plant laut Villiger zum Thema Drogenhandel deshalb eine Aussprache mit den Strafverfolgungsbehörden des Bundes. Dabei soll geklärt werden, welche Unterstützung der Bund den Kantonen bei solch umfangreichen Ermittlungen zukommen lassen kann und wie Ermittlungen besser koordiniert werden können. «Auch soll diskutiert werden, ob der Konsum weicher Drogen weiterhin verfolgt werden oder ob nicht besser mehr Ressourcen für die Bekämpfung harter Drogen eingesetzt werden sollen.»

Denn die Ermittlung in diesem Heroinfall habe hohe Ausgaben verursacht, aber keine Einnahmen. Bei Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz können dagegen Bussen verteilt und so Einnahmen generiert werden.

Villiger betont jedoch: «In unserem Fall hat die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden anderer Kantone und des Bundes sehr gut geklappt.» Auch Polizei-Mediensprecher Schlatter spricht von einer «mustergültigen Zusammenarbeit». Es sei ein umfangreiches Verfahren. Doch die Strafuntersuchung habe gezeigt, dass der «kleine» Kanton Zug in der Lage sei, komplexe, internationale Verfahren zu bewältigen und zu koordinieren.

Noch vier Beschuldigte in Haft

Ende November hiess es seitens der Strafverfolgungsbehörden, man erhoffe sich von den Ermittlungen Anknüpfungspunkte zu anderen Drogenringen. Diesbezüglich seien die Ermittlungen noch am Laufen, erklärt Schlatter. Es lasse sich aber sagen, dass die verschiedenen Drogenszenen in der Schweiz keineswegs statisch seien. Vielmehr veränderten sie sich ständig. Der Handel werde neu organisiert und die Herkunftsorte und Schmuggelwege würden fortlaufend gewechselt.

Die Ermittler und mehrere Staatsanwälte des Kantons Zug arbeiten nach wie vor intensiv am Fall. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen, sagt der Mediensprecher. Vier der 15 festgenommenen Personen sitzen laut Schlatter immer noch in Haft. Neun seien auf freiem Fuss, Urteile aber noch ausstehend.

Teilweise seien den Freigelassenen Auflagen gemacht worden. Das bedeutet zum Beispiel, dass sie sich regelmässig melden müssen oder nicht ausreisen dürfen. Bei einer Person sei die Untersuchung eingestellt worden, eine sei schon bestraft worden. Wie lange die Untersuchungen noch dauern werden und wann mit Anklagen zu rechnen ist, kann Schlatter nicht abschätzen.

Heroin wurde noch nicht vernichtet

Die Zuger Strafverfolgungsbehörden stellten in der Türkei ein Rechtshilfegesuch. Dort sollten zwei Grundstücke beschlagnahmt werden, die den Beschuldigten zugerechnet wurden. Allerdings hat das Gesuch keinen Erfolg gebracht: «Die türkischen Behörden konnten keine Grundstücke identifizieren, die den Beschuldigten zugerechnet werden können», so Schlatter. Es sei deshalb keine Beschlagnahmung erfolgt.

Die sichergestellte Menge von 55 Kilogramm Heroin wurde übrigens noch nicht vernichtet, weil es sich um Beweismaterial handelt. Gemäss Schlatter werden die Drogen erst verbrannt , wenn rechtskräftige Urteile vorliegen.

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