Zahl der Gesuche massiv angestiegen

Caritas warnt: Corona-Krise stürzt viele Menschen in den finanziellen Ruin

Die Marginalisierung am unteren Rand der Gesellschaft drohe sich auszuweiten – bis in den Mittelstand hinein. Davon ist Caritas Luzern überzeugt. (Bild: fotolia.com)

Das Rettungspaket des Bundesrates wegen der Corona-Krise weist «gravierende Lücken» auf. Davon ist die Caritas Luzern überzeugt. Sie ruft das Kantonsparlament deshalb dazu auf, aktiv zu werden.

«Wer vorher noch knapp auf eigenen Beinen stand, droht nun in die Armut abzurutschen», warnt Caritas Luzern. Die Corona-Krise bedeute Menschen, die nur knapp über der Armutsgrenze leben, eine «dramatische Verschlechterung der Lebenssituation».

Die Armut am unteren Rand der Gesellschaft drohe sich auszuweiten – bis in den Mittelstand hinein. Davon zeugen die vielen Gesuche um Hilfe, die in den letzten Wochen bei der Caritas Luzern eingegangen sind.

Seit Ende März sind 85 Gesuche eingegangen

Seit Ende März 2020 wurden bei der Caritas Luzern 85 Gesuche gestellt, davon alleine 47 Gesuche in den letzten zwei Wochen. Für viele Menschen, die bereits vor der Corona-Krise auf jeden Rappen angewiesen waren, sei die Lage nun noch prekärer geworden. Betroffen sind Einzelpersonen genauso wie Mehrpersonenhaushalte – darunter viele Alleinerziehende – schreibt Caritas Luzern.

Wegen Kurzarbeit, einer Kündigung oder Auftragsabnahmen bei Selbstständigerwerbenden fehlt den Betroffenen Ende Monat das Geld, um Miete, Krankenkassenprämien oder Telefonrechnungen zu bezahlen.

Sie seien dringend auf Hilfe angewiesen. Die Caritas Luzern kann ihnen zur Überbrückung der Notsituation zwar kurzfristig helfen, längerfristig seien jedoch andere Massnahmen nötig.

Unterstützung hat «gravierende Lücken»

Das Hilfspaket des Bundesrates angesichts der Corona-Krise sei zwar begrüssenswert, weise aber gravierende Lücken auf. Es erreiche die Menschen mit den tiefsten Einkommen und Armutsbetroffene nur ungenügend. «Und genau diese Menschen brauchen Unterstützung, weil sie nicht auf Ersparnisse zurückgreifen können», so Caritas Luzern.

Deshalb brauche es jetzt Lösungen, wie zum Beispiel die Verdoppelung der Prämienverbilligung, die Erhöhung der Kurzarbeitsentschädigung für tiefe Einkommen auf 100 Prozent, unbürokratische Direktzahlungen für Direktbetroffene oder die Aufhebung der Rückzahlungspflicht der Sozialhilfe.

Erschütternde Bilder aus Genf

«Die kommende Session vom 18. Mai 2020 bietet dem Luzerner Kantonsparlament die Gelegenheit, diese Lücken zu schliessen und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen», so Caritas Luzern. Sie fordert das Kantonsparlament dazu auf, ein Unterstützungsprogramm auszuarbeiten.

Dafür, dass sich die Armut in der Schweiz ausbreitet, sprechen Bilder aus Genf. Sie zeigen 1500 Menschen aus der ganzen Schweiz, die sich am Samstag vor dem Eishockeystadion des HC Genf-Servette einfanden. Drei Stunden standen die Hilfbedürftigen an – für ein Päckchen Reis, Teigwaren und Mehl.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Gery Blum
    Gery Blum, 06.05.2020, 16:37 Uhr

    Ich verstehe das nicht. Welche Personen sind hier konkret betroffen? Als Schweizer oder hier angemeldeter Ausländer kann ich doch jederzeit Sozialhilfe beantragen, wenn mein Einkommen zum leben nicht reicht, und Flüchtlinge erhalten mindestens Nothilfe. Diese Leistungen sind von Corona nicht betroffen. Hier möchte ich erst einmal genauere Angaben.

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