Ballonpilot berichtet von Unfall

Hünenberg: Das geschah im brennenden Korb des Heissluftballons

Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen, Schwerverletzte gab es trotzdem. (Bild: zvg)

Als die Feuerwehr am Samstagmorgen in Hünenberg eintrifft, brennt ein Heissluftballon. Mehrere Personen an Bord verletzten sich. Jetzt erzählt der Pilot, was sich im Korb abspielte.

«Ballonfahren ist eines der wohl letzten Abenteuer unserer heutigen Zeit. Geniesse mit uns, sanft und sicher im Weidenkorb, eine Reise der ganz besonderen Art.» So steht es auf der Website eines Zuger Anbieters von Ballonfahrten. Doch am Samstagmorgen ging die Reise, die auf einer Wiese in Hünenberg starten sollte, schief.

Beim Startmanöver im Bereich Mattenboden habe der Heissluftballon kurz nach 6 Uhr Feuer gefangen, schreibt die Zuger Polizei am Mittag in einer Medienmitteilung. Der Ballon sei aus «kurzer Distanz unsanft auf dem Boden gelandet». Zum Zeitpunkt des Unfalls befanden sich sieben Personen im Korb, von denen sich drei «erheblich verletzten». Vier weitere erlitten leichte Verletzungen.

Heissluftballonpilot widerspricht der Polizei

Hanspeter Arnold ist der Inhaber von Hampi’s Ballonfahrten. Er organisierte den missglückten Flug und war als Pilot im Korb. Gegenüber zentralplus erzählt er, was passiert ist. Dass die Polizei von «erheblichen Verletzungen» schreibe und behaupte, der Ballon sei bereits abgehoben, könne er nicht nachvollziehen.

«Es trat eine Propangaswolke aus, die sich wegen der Flamme am Brenner entzündete.»

Hanspeter Arnold, Inhaber von Hampi’s Ballonfahrten

«Wir standen mit dem Heissluftballon am Boden, es war kurz vor dem Start. Ich habe dann die externe Füllflasche, mit der wir den Ballon füllen, abgehängt.» Er habe bemerkt, dass es ein Leck am Anschluss der Flasche zum Schlauch gab. «Es trat eine Propangaswolke aus, die sich wegen der Flamme am Brenner entzündete.»

Es habe weder eine Stichflamme noch eine Explosion gegeben, erzählt er. «Es ist nicht so, wie man sich das in den Filmen vorstellt.» Durch das Feuer habe der Korb an einer Ecke Feuer gefangen. Er habe drei der Fahrgäste gebeten auszusteigen.

Heisse Luft aus brennenden Heissluftballon lassen

Dass die anderen Fahrgäste bleiben mussten, liege an der Funktionsweise eines Heissluftballons. Wenn ein Ballon auf ein gewisses Gewicht eingestellt ist, muss mit der Klappe an seiner Oberseite erst heisse Luft abgelassen werden, bevor der Korb leichter werden kann – ansonsten hebt der Ballon ab. Hanspeter Arnold öffnete das Ventil und nahm die anderen drei Fahrgäste auf die noch nicht entflammte Seite des Korbs.

«Ich musste sichergehen, dass der Ballon nicht mit dem brennenden Korb und mir abhebt.»

Hanspeter Arnold

Bald habe er dann auch die anderen drei Gäste gebeten auszusteigen. Doch in der Hektik seien zwei von ihnen beim Austritt auf die unebene Wiese gestürzt. Wie sich später im Spital herausstellen sollte, prellte sich eine Person die Rippe, eine andere zerrte sich die Bänder.

Die Reste des brennenden Heissluftballons bei Hünenberg. (Bild: zvg)

Arnold blieb alleine in dem brennenden Korb und liess weiter Luft aus dem Ballon ab. «Ich musste sichergehen, dass der Ballon nicht mit dem brennenden Korb und mir abhebt.» In der Zwischenzeit führte seine Frau die Gäste weit weg. Als er fertig war, verliess er den Korb und ging zu den anderen. «Von genügend Abstand haben wir dann gesehen, wie der Ballon komplett abgebrannt ist.»

Aussagen unterscheiden sich

Die Polizei sei erst später aufgetaucht, als schon alles «abgefackelt war», meint er. Im Einsatz standen 20 Angehörige der Feuerwehr Hünenberg, mehrere Rettungswagen der Rettungsdienste Zug und Küssnacht am Rigi, das Notarzteinsatzfahrzeug des Rettungsdienstes Zug, mehrere Patrouillen der Zuger Polizei und ein Mitarbeiter des Feuerwehrinspektorats. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen.

«Wir machen das schon seit 33 Jahren, aber so ein Vorfall ist noch nie vorgekommen.»

Hanspeter Arnold

Als zentralplus mit Hanspeter Arnold spricht, kommt dieser gerade aus dem Spital. Er bestätigt: Ihm und auch allen Passagieren gehe es gut, alle wären bereits wieder aus dem Spital entlassen worden. «Ein gerissenes Band, eine geprellte Rippe, kein Blut.»

Heissluftballon brennt – Bundesanwaltschaft ermittelt

Spuren hinterlassen hätte das Erlebnis trotzdem. «Wir machen das schon seit 33 Jahren, aber so ein Vorfall ist noch nie vorgekommen.» Rund 3000 Ballonfahrten habe Arnold bereits unternommen. Sein Unternehmen habe alle erforderlichen Bewilligungen für die Ballonfahrt, sagt er.

Warum es zu dem Unfall kam, ist unklar. Arnold selbst vermute ein defektes Rückschlagventil, wie er gegenüber zentralplus erzählt. Doch um Gewissheit zu erlangen, ermittelt jetzt die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST.

Ausserdem hat die Zuger Polizei die Bundesanwaltschaft informiert, die für die Strafverfolgung im Luftfahrtbereich zuständig ist. Sie wird gemeinsam mit der Zuger Polizei ermitteln.

Frank Kleiner, stellvertretender Kommunikationsleiter der Zuger Polizei, hält auf Anfrage verschiedene Punkte fest: Zum einen seien die Rettungsorganisationen zwar während des eigentlichen Vorfalls nicht vor Ort, danach aber «sehr schnell» auf Platz gewesen, was auch Zeugen bestätigen würden. Ausserdem habe die Polizei vom «Startmanöver» gesprochen und nicht, dass der Korb bereits abgehoben gewesen sei.

Punkto Schwere der Verletzungen erklärt Kleiner, dass sich die Polizei stets auf die Angaben der medizinischen Fachkräfte, welche die Verletzten betreuen, stütze. «Der Verletzungsgrad wird nie von einem Polizisten bestimmt.» Abschliessend sagt der Mediensprecher, der Rettungseinsatz der involvierten Organisationen sei professionell und korrekt abgelaufen.

Hinweis: Der Artikel wurde am Montagmittag mit der Aussage des Polizeisprechers ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der Zuger Polizei
  • Telefonat mit Hanspeter Arnold, Inhaber von Hampi’s Ballonfahrten
  • Website von Hampi’s Ballonfahrten
  • Telefonischer und schriftlicher Austausch mit Frank Kleiner, stv. Kommunikationsleiter der Zuger Polizei
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