Freisinnige wollen Partei auf Umweltkurs trimmen

Zuger FDP macht «Blaue Ökologie» zur geschützten Marke

Blaue Ökologie: Für Cédric Schmid, Stadtzuger FDP-Präsident, die Lösung vieler Probleme. (Bild: mam)

Es ist bekannt: Parteipräsidentin Petra Gössi hat der FDP mit einem Positionspapier eine ökologischere Ausrichtung verordnet. Nur: Kaum jemand nimmt den Freisinnigen ihren Klimakurs so richtig ab. In Zug will man dies nun ändern.

Dass die Delegiertenversammlung der FDP vor Kurzem für die Abstimmung vom 13. Juni ein Nein zur Pestizid- und zur Trinkwasserinitiative beschlossen hat, trägt auch nicht zu einem ökologischen Image bei.

Und es ärgert Cédric Schmid, den Präsidenten der Stadtzuger FDP. Er hätte gern die Trinkwasserinitiative unterstützt, weil diese im Unterschied zur Pestizidinitiative keine Verbote fordert, sondern mit einem Anreizsystem für Veränderung sorgen möchte.

Wortmarke schützen lassen

«Viele Freisinnige haben Sympathien für diese Initiative», sagt er – obwohl man parteiintern mit dieser Ansicht leider unterlegen sei. «Jedoch ist gerade in der freisinnigen Basis der Wunsch nach mehr Ökologie unüberhörbar», so Schmid.

Dem möchte die Stadtzuger Sektion Nachachtung verschaffen. Durch den freisinnigen Rechtsanwalt Alexander Kyburz hat sie kürzlich den Begriff «Blaue Ökologie» als Wortmarke eintragen und beim Amt für geistiges Eigentum schützen lassen.

Blauer Planet

Die Idee, konsequent auf blaue Ökologie zu setzen, stammt eigentlich vom Basismitglied Josef Kalt, der sie bei einem monatlichen Polit-Stamm zur Diskussion stellte, erzählt Cédric Schmid. Blau spiele nicht auf die Parteifarbe an, sondern auf Konzepte, wie sie etwa der deutsche Trendforscher Matthias Horx propagiere. Ökomodernismus sei ein verwandter Begriff.

«Schliesslich ist die Erde vom All aus gesehen auch nicht grün, sondern blau» sagt Schmid und erklärt, dass diese Form der Ökologie einer ganzheitlichen Betrachtung folge, den Menschen als Teil der Natur begreife, ihn nicht in Gegensatz zu ihr stelle.

Nützen statt schützen

Blaue Ökologie setzt auf Wandel durch Forschung und Innovationen, auf Anreize, auf Kreislaufwirtschaft. Wenn Ressourcen wiederverwendet werden, sind sie nicht mehr begrenzt, sondern fast unerschöpflich.

Mit seinem Konzept sucht sich Schmid sichtlich von den Grünen abzugrenzen, die ihm zu stark mit Verboten und schlechtem Gewissen argumentieren. «Man muss Ressourcen nicht schützen, sondern sie nützen und wieder benützen», sagt er.

Arbeitsgruppe eingesetzt

Dass blaue Ökologie auch von vielen Wirtschaftsunternehmen propagiert wird und etwa Autohersteller wie BMW ihre Nachhaltigkeitsprogramme entsprechend bewerben, bestärkt ihn in seiner Ansicht.

Die Wortmarke «blaue Ökologie» wollen die Zuger Freisinnigen für eine Strategie verwenden, die der Gesamtpartei dienen soll. Nachdem der Vorstand der Stadtsektion die kantonale Geschäftsleitung überzeugt hat, wurde kürzlich eine Arbeitsgruppe gebildet, die programmatische Forderungen für Kreislaufwirtschaft, Mobilität, Energie und Biodiversität erarbeitet. «Die Strategie soll sich natürlich weiterentwickeln», sagt Cédric Schmid. «Wichtig ist einfach, dass sie ernst gemeint und authentisch ist.»

Innovation braucht Anreize

Nun interessiert vielleicht, was die andern Parteien, die sich Ökologie schon länger auf die Fahne geschrieben haben, zur neuen freisinnigen Marke sagen: «Wir befürworten den Kurswechsel der FDP», sagt Stefan W. Huber, Co-Präsident der GLP. «Im Kampf gegen den Klimawandel und für eine nachhaltigere Wirtschaft braucht es alle Kräfte.» Die FDP könne den Begriff «blaue Ökologie» gerne als Wortmarke eintragen lassen, die Idee entspreche jedoch genau dem, was die GLP bereits seit zehn Jahren erfolgreich mache und propagiere.

Eine gewisse Skepsis ist Huber anzumerken. Gerne würde man der FDP glauben, bisher hätten sich ihre Beteuerungen aber immer als leere Worthülsen erwiesen, findet er. Es reiche nämlich nicht, einfach Innovation zu predigen. Innovation geschehe, wenn es sich für die Wirtschaft lohne und dafür brauche es Anreize und ebenso staatliche Lenkung.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Auch die Alternativen – die Grünen sehen die Hinwendung der FDP zur Ökologie grundsätzlich mit Wohlwollen. «Ökologischer Wandel ist nötig und hilfreich in jedweder Form», sagt ALG-Präsident Andreas Lustenberger. Die Abgrenzung von grüner gegenüber blauer Ökologie finde er weniger gut. «Damit werden Begrifflichkeiten und Feindbilder aus den 1980er Jahren gepflegt», sagt Lustenberger.

Naturwissenschaftler würden sich schon lange mit Umweltthemen beschäftigen. «Ich wünschte, die FDP würde sich ebenso unvoreingenommen mit ihren Erkenntnissen auseinandersetzen, wie sie sich für futuristische Thesen interessiert.» Doch wenn die FDP eine eigene Terminologie benötige, um sich dem Thema Ökologie anzunähern, «dann soll sie halt eine eigene Terminologie pflegen», sagt Lustenberger. Aus politischer Sicht befinde sie sich in einer herausfordernden Position, räumt er ein.

Umweltkurs für Bürgerliche

In der Tat politisiert die FDP rechts der Mitte und befindet sich dort in Konkurrenz zur SVP. Diese ist die einzige grosse Partei, welche Umweltthemen nicht bewirtschaftet, sondern sich im Gegenteil dadurch zu profilieren sucht, indem sie sich von ökologisch ausgerichteten Strömungen möglichst deutlich abgrenzt.

Cédric Schmid macht denn auch keinen Hehl daraus, dass die FDP mit ihrer Strategie der «blauen Ökologie» keineswegs die politische Linke erfreuen will. Gewiss, wenn andere Parteien dieselben Sichtweisen teilten, dann begrüsse man das, sagt Schmid. «Aber in erster Linie möchten wir unsere eigenen Gesinnungsfreunde für die Ökologie begeistern.» Dies in einer Form, hinter der sie stehen könnten. «Denn unser Engagement ist ernst gemeint.»

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