Happiger Anstieg zum geplanten Standort Zeughaus

Vergrault das Luzerner Museum sein Zielpublikum?

Das Alte Zeughaus thront über der Luzerner Altstadt und soll dereinst das Luzerner Museum beherbergen.

 

(Bild: giw)

Historisches und Naturmuseum sollen dem Kantonsgericht weichen – und nach dem Zusammenschluss im Alten Zeughaus unterkommen. Den Kantonsgerichtspräsidenten freut’s – die SP zeigt sich skeptisch.

Eine scharfe Kurve und rund 20 Höhenmeter trennen den Luzerner Mühlenplatz vom Alten Zeughaus, das an erhöhter Stelle über der Luzerner Altstadt thront. Einst wurden hier Korn, Salz und später Militärkleidung eingelagert.

Derzeit müssen den steilen Anstieg über die Museggstrasse vor allem Studierende und Dozenten der PH Luzern unter die Füsse nehmen, welche einen Teil des Gebäudes für Schulräume gemietet hat. Künftig sind es möglicherweise die jährlich rund 60’000 Besucher des «Luzerner Museums für Natur und Gesellschaft», das bekanntlich aus der Zusammenführung von Historischem und Naturmuseum entstehen soll. Die Luzerner Regierung will den Standort Zeughaus Musegg vertieft als Standort prüfen, wie sie am Mittwoch bekannt gab (zentralplus berichtete). 

Schwieriger Zugang für Familien und Senioren

Die SP Kanton Luzern kritisiert den Entscheid scharf. Denn heute sind die beiden Museen beim Kasernenplatz angesiedelt, zu Fuss und mit ÖV gut erreichbar. Ein neuer Standort beim Zeughaus sei eine klare Verschlechterung, schreibt die Partei in einer Mitteilung. Nicht nur für Menschen mit Behinderung sei der Zugang nicht optimal. Auch für ältere Menschen und Familien würde ein Museumsbesuch aufgrund des steilen Zugangs deutlich erschwert. «Diese beiden Bevölkerungsgruppen stellen für ein Museum aber ein zentrales Zielpublikum dar», schreibt die SP. 

«Nicht nur Gehbehinderte profitieren, sondern ebenso ältere Personen, Familien und auch das Museum selbst.»

Barbara Schwegler Peyer, Präsidentin Hindernisfrei Bauen Luzern

Auch Barbara Schwegler Peyer bezeichnet den steilen Aufstieg als grosse Herausforderung. Werde ein hindernisfreier Zugang aber von Anfang an mitgeplant, könne sicher eine Lösung gefunden werden, zeigt sich die Präsidentin von Hindernisfrei Bauen Luzern überzeugt. Man müsse sich bewusst sein, dass ein solcher Zugang – sei es ein Schräglift oder eine andere Lösung – etwas koste. Davon profitierten am Ende aber nicht nur Gebehinderte, sondern ebenso ältere Personen, Familien und auch das Museum selbst. 

Naturmuseum sechs Millionen günstiger

Die Luzerner Regierung ist sich der schwierigeren Erreichbarkeit am Standort Zeughaus bewusst. Darum sollen nun weitere Abklärungen dazu durchgeführt werden. Auch die dezentralere Lage, die Brandschutzvorgaben im denkmalgeschützten Haus und die kleinen Fenster gelten als Herausforderungen.

Trotzdem bezeichnet die Regierung das Zeughaus als Standort mit dem grössten Potenzial – insbesondere, weil im Gebäude auch die benötigten Kulturgüterräume für die wertvollen Sammlungen des Historischen und Naturmuseums Platz fänden. Da für das Museum voraussichtlich nur rund die Hälfte der gut 5000 m2 benötigt würden, sind weitere Nutzungen im Gebäude möglich.

Im Gebäude des heutigen Naturmuseums könnte bald das Kantonsgericht tagen.

Im Gebäude des heutigen Naturmuseums könnte bald das Kantonsgericht tagen.

(Bild: les)

Ebenfalls als gut geeignet für einen neuen Standort wird vom Kanton das heutige Naturmuseum bewertet. Auch hier könnten, durch einen Ausbau des Dachgeschosses, rund 600 m2 für Kulturgüterräume geschaffen werden. Zudem käme die Variante mit geschätzten Kosten von 12 Millionen Franken im Vergleich zu 18 Millionen im Zeughaus günstiger zu stehen, wie der Kanton auf Anfrage von zentralplus mitteilt.

«Gerichtsmeile» statt vier Standorte

Die Verlagerung ins Alte Zeughaus bringt allerdings einen weiteren Vorteil mit sich: Die derzeitigen Gebäude des Historischen und Naturmuseums könnten zusammen mit einem daneben gelegenen Gebäude der PH Luzern künftig das Kantonsgericht beherbergen. Auch dazu sollen nun weitere Abklärungen gemacht werden.

«Ein zentraler Standort würde die sinnvolle Nutzung von Synergien wie namentlich Raumsynergien (gemeinsame Zugangskontrolle, Gerichtssäle, Nebenräume wie Wartezonen, Anwaltszimmer, Pausenräume etc.) ermöglichen, schreibt Finanzdirektor Reto Wyss auf Anfrage.

«Für ein wirklich gutes Ergebnis nehmen wir die Verschiebung der OE17-Kürzung in Kauf.»

Kulturdirektor Marcel Schwerzmann

Das Kantonsgericht pocht schon seit Jahren darauf, dass die heute vier Standorte und rund 100 Mitarbeiter an einem einzigen Standort zusammengeführt werden. Vorschläge beim Mattenhof in Kriens oder beim Bahnhof Ebikon wurden aber verworfen. Mit der nun vorliegenden Idee einer «Gerichtsmeile» ist Kantonsgerichtspräsident Andreas Galli sehr zufrieden. Der Standort entspreche den Anforderungen, sagt Galli gegenüber zentralplus. «Das Kantonsgericht gehört in die Kantonshauptstadt – genau wie Regierung und Parlament.» 

Sparrunde verschoben

Skeptischer ist auch bezüglich Kantonsgericht die SP. Sie stellt unter anderem in Frage, ob eine derart prominente Lage mit Reussanstoss wirklich nötig sei. SP-Kantonsrat Urban Sager verlangt von der Regierung per dinglichem Vorstoss nun Antworten zur Standortplanung von Museum und Kantonsgericht. 

Grund für die Zusammenlegung der beiden Museum sind Sparmassnahmen des Kantons. Gemäss Organisationsentwicklung OE17 sollte der kantonale Beitrag an die Museen bereits ab 2021 um jährlich 0,8 Millionen Franken gesenkt werden. Da das neue Luzerner Museum erst in rund fünf Jahren eröffnen wird, wird die Reduktion so lange sistiert.

Hat der Kanton zu optimistisch geplant? Verschiedene Abklärungen hätten länger gedauert als gedacht, sagt Kulturdirektor Marcel Schwerzmann. Auch die Vertiefungsstudie zum Zeughaus führe nochmals zu einer kleinen Verzögerung. «Aber am Ende wollen wir ja ein wirklich gutes Ergebnis. Dafür nehmen wir die Verschiebung der OE17-Kürzung in Kauf», so Schwerzmann. 

 

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