Studie aus Luzern

Onlineshops vernachlässigen nachhaltige Produkte

Nur in wenigen Onlineshops können die Kunden dank Suchfilter gezielt nachhaltige Produkte suchen. (Screenshot: Webseite Zalando)

Nachhaltige Produkte sowie ein umweltschonender Versand sind für Kundinnen von Onlineshops ein wichtiges Bedürfnis. Davon sind auch die Onlinehändler überzeugt. Im Geschäftsalltag besteht diesbezüglich aber noch viel Luft nach oben, wie eine Befragung der Hochschule Luzern zeigt.

Wie stark steht Nachhaltigkeit auf der Agenda von Schweizer Onlinehändlern? Zum zweiten Mal in Folge hat die Hochschule Luzern (HSLU) im Auftrag der Schweizerischen Post die Nachhaltigkeit im Schweizer E-Commerce untersucht. Dabei zeigte sich: Zwei Drittel aller Anbieter sind davon überzeugt, dass eine nachhaltige Ausrichtung ihrer Onlineshops die Wettbewerbsfähigkeit steigern kann. Sechs von zehn Onlineshop-Betreibern sehen Nachhaltigkeit als wichtiges Kundenbedürfnis.

Allerdings: Die Nachhaltigkeit bei den Produkten sowie bei der Verpackung und der Logistik ist nur gerade für drei von zehn Onlineshop-Betreibern eines der wichtigsten Unternehmensthemen.

Nachhaltige Produkte im Shop kaum sichtbar

«Gute Gründe, nachhaltiger zu werden, gibt es für die Onlinehändler genug. Aktives Handeln und die Umsetzung von konkreten Massnahmen brauchen natürlich Zeit und Ressourcen», wird Thomas Wozniak, Studienleiter und Dozent an der Hochschule Luzern, in einer Mitteilung zitiert. Weit höher auf der Agenda stehen bei den Onlineshop-Betreibern das eigene Wachstum, die Prozessautomatisierung und -optimierung und die Marktplatzpräsenz. «Der Onlinehandel ist stark am Wachsen. Viele Anbieter sind in erster Linie damit beschäftigt, die Prozesse zu optimieren und sich von den Mitbewerbern abzuheben», so Wozniak.

Auch wenn die Nachhaltigkeit bei Kunden ein grosses Bedürfnis zu sein scheint: In den Onlineshops werden nachhaltig produzierte Produkte nach wie vor selten entsprechend gekennzeichnet. Nur 17 Prozent aller Onlinehändler heben nachhaltige Produkte in ihren Shops hervor (im Vorjahr waren es 14 Prozent). Eine Möglichkeit, nachhaltige Produkte herauszufiltern, gibt es sogar nur bei 13 Prozent aller Shops (Vorjahr: 11 Prozent).

«Auswahlfilter und Hervorhebungen könnten die Kundschaft schon vorher abholen und wären eine sinnvolle Ergänzung.»

Thomas Wozniak, Studienleiter HSLU

Zwar integrieren mehr als die Hälfte der Onlinehändler Informationen zu Nachhaltigkeitsaspekten der Waren in den Produktbeschrieben – dies jedoch eher versteckt. «Onlinehändler verschenken damit Potenzial, nachhaltig orientierte Konsumentinnen und Konsumenten tatsächlich zu erreichen», ist sich Thomas Wozniak sicher.

Denn wer nachhaltige Produkte sucht, muss sich zu den nötigen Informationen durchklicken. «Auswahlfilter und Hervorhebungen könnten die Kundschaft schon vorher abholen und wären eine sinnvolle Ergänzung», empfiehlt Wozniak.

Onlinehändler verwenden weniger Plastik

Besser schneiden die Onlinehändler in Sachen Nachhaltigkeit bei der Verpackung der Ware ab. 2021 verzichten 40 Prozent der Onlineshops bei der Umverpackung der Produkte auf Plastik, ein Jahr zuvor waren es noch 30 Prozent. 39 Prozent aller Anbieter kommen beim Füllmaterial komplett ohne Plastik aus (2020: 34 Prozent). Bei rund der Hälfte der Onlinehändler kommt bei der Verpackung und bei der Füllung Recycling-Material zum Einsatz. Rund ein Viertel der Anbieter setzt zudem auf Mehrwegverpackungen.

Beim Verpacken lässt sich auch mit der richtigen Wahl der Paketgrösse Ressourcen schonen – das tun laut eigenen Angaben drei Viertel der Onlineshops. «Das spart nicht nur Ressourcen beim Materialeinsatz, sondern reduziert auch die notwendigen Transport- und Zwischenlagerkapazitäten», sagt Wozniak. «Ausserdem wundern sich am Ende auch weniger Kundinnen und Kunden, warum so viel Luft im Karton ist.»

Mehr Möglichkeiten für klimaneutralen Versand

Auch nachdem das Produkt das Warenlager verlassen hat, erzeugt es einen ökologischen Fussabdruck. Wie gross er ist, hängt von der Auslieferung ab. Knapp die Hälfte der befragten Onlinehändler bieten die Abholung bei eigenen Filialen an. In vier von zehn Onlineshops werden alle Produkte in einem Paket geliefert, wenn eine Kundin innert Kürze mehrere Dinge bestellt und diese Option gutheisst. Beide Möglichkeiten reduzieren die Anzahl von Lieferfahrten.

Wesentlich seltener angeboten werden Lösungen wie Velo-Lieferdienste oder Transporte mit dem E-Cargo-Bike. Nur 13 Prozent aller befragten Unternehmen bieten solche Lieferoptionen an. «Gerade auf der sogenannten letzten Meile macht es viel Sinn, auf lokale schlanke und umweltfreundliche Lösungen für die Auslieferung zu setzen», so Wozniak. «Das dürfte also auch im Interesse der Städte und Gemeinden sein.» An der Umfrage haben laut HSLU 248 Unternehmen teilgenommen.

Thomas Wozniak und Michael Nussbaumer von der Hochschule Luzern sprechen in diesem Video-Talk der Post über ihre Studie:

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