Luzerner Verein kritisiert Schweizer Luftwaffe

Grosses Unbehagen bei Emmer Bevölkerung wegen Tiger-Kampfjets am Himmel

Ein Kampf-Jet der Schweizer Luftwaffe ist vergangene Woche in der Zentralschweiz abgestürzt. Dass der Flugbetrieb bereits wieder aufgenommen wurde, sorgt bei einem Emmer Interessensverband für Unverständnis. (Bild: VBS)

Ein Kampf-Jet der Schweizer Luftwaffe ist vergangene Woche auf der Melchsee-Frutt abgestürzt. Mittlerweile wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen. Dieser Entscheid sorgt nun für scharfe Kritik. Der Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen zeigt sich besorgt.

Auf der Melchsee-Frutt im Kanton Obwalden ist am vergangenen Mittwoch ein Kampf-Jet der Schweizer Luftwaffe auf einem Trainingsflug abgestürzt. Der Militär-Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz aus der Maschine retten und blieb unverletzt. Der Kampf-Jet vom Typ Tiger F-5 stürzte daraufhin in unbewohntes Gebiet. Gemäss dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS war der Tiger F-5 – in Payerne gestartet – als Sparringpartner der F/A-18 der Luftwaffe unterwegs, als es plötzlich zum Absturz kam.

Der Flugbetrieb wurde infolge des Unfalls vorläufig eingestellt. Doch bereits am Freitag hat die Schweizer Armee bekannt gegeben, dass der Kommandant der Luftwaffe, Divisionär Bernhard Müller, in Absprache mit dem militärischen Untersuchungsrichter beschlossen hatte, den Flugbetrieb mit dem Tiger F-5 noch gleichentags wiederaufzunehmen.

Emmer Schutzverband kritisiert Wiederaufnahme des Flugbetriebs mit Tiger F-5

Allerdings ist auch fünf Tage nach dem Flugzeugabsturz die Unfallursache noch unklar und wird von der Militärjustiz untersucht. Dass der Flugbetrieb der Tiger-Kampfjets dennoch wieder aufgenommen wird, darüber zeigt sich der Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen (SFE) besorgt.

Der Militärflugplatz Emmen ist seit 1994 nicht nur die Homebase der Kunstflugstaffel Patrouille Suisse, sondern auch wichtiger Ausgangsort für Trainingsflüge der Schweizer Luftwaffe. Von Emmen aus starten unter anderem Jet-Flugstaffeln für Trainings und Einsätze mit den Flugzeugtypen F/A-18 Hornet sowie F-5 Tiger.

SFE fordert Armee auf, keine Flüge über bewohntem Gebiet durchzuführen

«Die Wiederaufnahme des Flugbetriebs, ohne dass irgendwelche gesicherten Erkenntnisse vorliegen, ist aus Sicht des Schutzverbandes nicht verständlich. Insbesondere für die Anwohnerinnen und Anwohner des Flugplatzes Emmen schafft dies Unsicherheiten und Ängste», heisst es in einer Mitteilung des SFE vom Montag.

«Wenn ein Flugzeugtyp in der Zivilluftfahrt einen Unfall hat, bleiben sämtliche Flugzeuge des gleichen Typs daraufhin vorläufig am Boden, bis die Ursache für den Absturz geklärt ist. Die Schweizer Luftwaffe aber lässt die Tiger F-5 nur zwei Tage später wieder fliegen, obwohl die Absturzursache noch immer unklar ist», sagt Andreas Kappeler, Präsident des Schutzverbands Emmen, zu zentralplus.

Der SFE fordert von der Schweizer Armee, dass «die Armee keine Flüge, Starts, Landungen mit diesem Flugzeugtyp über bewohntem Gebiet durchführt, bis die Ursache geklärt ist und ein Absturz aus demselben Grund für andere Flugzeuge dieses Typs durch geeignete Massnahmen ausgeschlossen werden kann».

Wrack des verunglückten Kampf-Jets geborgen

Kappeler zeigt sich besorgt, da es sich beim abgestürzten Kampf-Jet der Schweizer Armee um den gleichen Flugzeug-Typ handelt wie bei denjeinigen Maschinen, die vom Militärflughafen Emmen zwecks Trainingsflügen starten. Der SFE-Präsident ist überzeugt: «Trainingsflüge sind nicht so dringend, dass man den Flugbetrieb wieder aufnimmt, bevor das Flugzeugwrack überhaupt geborgen und untersucht werden konnte. Bei der Emmer Bevölkerung herrscht grosses Unbehagen, dass nach dem Absturz so schnell wieder Tiger-Kampf-Jets am Himmel sind.»

Armee-Sprecherin Delphine Allemand erklärt auf Anfrage von zentralplus: «Es gibt zurzeit keine Hinweise, die es veranlassen würden, dass die komplette Flotte der Tiger F-5 am Boden bleiben.» Ob es letztlich technisches Versagen oder doch ein Pilotenfehler war, der zum Absturz des Kampfjets geführt hat, werden die Untersuchungen der Militärjustiz zeigen.

Am Montag konnte das Wrack der verunglückten Tiger-F-5-Maschine von der Melchsee-Frutt geborgen werden. Zuvor wurde der Tiger-Kampf-Jet zerlegt und das Kerosin abgelassen. Erst dann konnte ein Kamov-Helikopter der Heliswiss die Wrackteile zum Flugplatz Buochs fliegen.

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