Luzerner Architekten finanzieren Eigenheime

Das Luzerner Architekturbüro Romano & Christen wirbt mit eigenen Finanzierungsmöglichkeiten für ihre Objekte. Das Vorgehen wird von Experten kritisiert und als «sehr riskante Finanzierungsstrategie» bezeichnet.       

Wie der «Tages Anzeiger» berichtet, preist das Architekturbüro in einer Werbebroschüre seine eigenen Finanzierungsdienste an: «Mit unserem Angebot, exklusiv für Objekte von Romano & Christen, können wir Ihnen für bis zu 10% des Kaufpreises einen Finanzierungsbeitrag leisten.» Dieses Darlehen entspricht einer Festhypothek zum Zins von drei Prozent mit einer Laufzeit von acht Jahren und wird nicht amortisiert.

Erst im Juni hat die Schweizerische Bankenvereinigung (SBVg) strengere Regeln für die Hypothekenvergabe verabschiedet, am 1. September 2014 treten sie in Kraft. Schon heute müssen Hauskäufer mindestens 20 Prozent des Kaufpreises selber finanzieren können. Mit dem von Romano & Christen angebotenen Darlehen benötigt ein Kunde nun weniger Eigenmittel. Allerdings sind solche Darlehen laut SBVg-Richtlinien nicht Bestandteil der Eigenmittel eines potentiellen Hauskäufers.   

Das Angebot des Architektenbüros stösst den Experten entsprechend sauer auf. «Für den Kunden biete das Angebot eine Handhabe, die strengen Eigenkapitalregeln zu umgehen, sagt Adrian Wenger vom VZ Vermögenszentrum gegenüber dem «Tages Anzeige». «Das kann vor allem für junge Käufer verlockend sein, die über zu wenig echtes Eigenkapital oder nur Pensionskassenguthaben verfügen».

Auch Ansgar Gmür, Direktor des Hauseigentümerverbands Schweiz (HEV), hält von diesem Modell nicht viel. «Das ist kaum eine nachhaltige, sondern im Gegenteil eine sehr riskante Finanzierungsstrategie.» Er ist überrascht, dass Architekten und Immobilienverwalter sich als Kreditgeber anbieten: «Diese Firmen sind oft nicht besonders liquid und beharren meistens auf Vorauszahlungen.»

Das Luzerner Architekturbüro verteidigt sein Angebot «Ein Stück vom Glück». Man arbeite mit diversen Bankinstituten zusammen, sagt Gian-Andrea Prevost, Finanzleiter von Romano & Christen. «Es geht konkret darum, Überbrückungsfinanzierung zu leisten: Ein Haus muss noch verkauft werden, damit die Wohnung gekauft werden kann. Oder eine Firma wird veräussert und die Liquidität kommt erst später.»

Matthias Holzhey, Ökonom bei der UBS, sagt dazu: «Solange die Zinsen tief bleiben und die Immobilienbranche boomt, funktioniert das Modell. Steigen aber die Zinsen, werden viele für ihre Hypotheken und Darlehen nicht mehr aufkommen können. Dann gibts einen Totalverlust – auch für die Architekturfirma.»   

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1 Kommentar
  • Profilfoto von albertmuller
    albertmuller, 10.07.2014, 20:43 Uhr

    Ich halte ein solches Angebot für sehr kurzsichtig und egoistisch. Das Architekturbüro kann so vielleicht mehr seiner Wohnungen verkaufen, der Dumme aber ist der Käufer, der sich dann plötzlich das eigene Heim nicht mehr leisten kann und Zwangsversteigerung etc. drohen. Halte das Ganze für zeimlich unseriös. Seröse Immobilenanbieter machen sowas bestimmt nicht. Mein Rat: Finger weg von solchen Angeboten, das endet nur böse!

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