Halber Vorstand nimmt den Hut

Knatsch bei Netzcourage von Jolanda Spiess-Hegglin

«So geht man doch nicht mit den Leuten um», finden ehemalige Mitglieder. Im Verein scheint es ziemlich zu rumoren. (Bild: Screenshot 3sat)

Eigentlich kämpft der Verein Netzcourage gegen den Hass im Netz. Nun geht es aber plötzlich um einen internen Krach. Der halbe Vorstand hat Jolanda Spiess-Hegglin den Rücken gekehrt.

Was war da nur los? Beim Verein Netzcourage rumort es anscheinend gewaltig. So hat der halbe Vorstand den Hut genommen. Als Gründe geben einige an, dass es ihnen an Transparenz fehle oder sie den Umgang mit der Gründerin Jolanda Spiess-Hegglin als schwer empfinden. Die andere Seite spricht bei den Vorwürfen von boshaften Intrigen.

Die grosse Rochade beim Vorstand findet schon länger statt. So ist beispielsweise im Sommer Interimspräsidentin Liliane Ritzi zurückgetreten. Sie trat ihr Amt im Oktober 2021 an, weil die bisherigen Co-Präsidentinnen Tamara Funiciello (SP) und Greta Gysin (Grüne) zurückgetreten waren. Ihre Begründung war damals, dass es zu strategischen Differenzen gekommen sei.

Verein steht vor spannender Mitgliederversammlung

Gegenüber dem «Tagesanzeiger» sagt Ritzi, dass der Vorstand das Gefühl hatte, dass ihre Mitarbeit nicht erwünscht sei. «Der Vorstand kann gar nicht strategisch arbeiten, weil Geschäftsführerin Spiess-Hegglin alles selbst machen will.» Moni Nielsen, ein ebenfalls zurückgetretenes Vorstandsmitglied, ergänzt: «Erst war das Urvertrauen, dann kam die Frage nach Transparenz.» So stellte der Vorstand Fragen nach Mitgliederzahlen oder auch Ausgaben. Da sie keine zufriedenstellenden Antworten bekamen, sind sie zurückgetreten. Laut Nielsen stellten sie darauf kritische Anträge. Die Reaktion auf die Anträge: Sie wurden vom Verein ausgeschlossen. «So geht man doch nicht mit den Leuten um», sagt Nielsen gegenüber der Zeitung.

Am Freitagabend treffen sich die Mitglieder des Vereines zur Versammlung. Für die heutige Generalversammlung wurden 32 Anträge von Mitgliedern eingereicht. Sie verlangen laut der Zeitung mehr Transparenz und eine bessere Vereinsstruktur. Vier Mitglieder wurden danach von Netzcourage wegen «vereinsschädigendem Verhalten» ausgeschlossen.

Das sagt der Verein Netzcourage zu den Vorwürfen

Gegenüber dem «Tagesanzeiger» äussert sich auch Journalist Hansi Voigt. Er ist Interimsnachfolger von Ritzi und beschreibt die Kritik der letzten Monate als «querulantische Twitter-Verleumdungskampagne von vier Ex-Mitgliedern.»

Warum gibt es aber solch einen Sturm von ehemaligen Mitgliedern? «Die Gründe für das Verhalten der zwei Ex-Vorstandsmitglieder kann ich nur vermuten», sagt Voigt. Der Verein befinde sich nun in einem «heilsamen Prozess», der Vorstand formiere sich neu. Laut Voigt funktioniere der Vorstand nun hervorragend und habe sich bereits zu sechs Sitzungen getroffen.

Auch den Vorwurf der fehlenden Transparenz weist Voigt zurück. Bei der heutigen Versammlung werden alle eingegangenen Anträge präsentiert. Auch jener von Liliane Ritzi. Sie wünscht sich eine Eignungsprüfung von Spiess-Hegglin als Geschäftsführerin. «Wenn der Verein mit seinem grossartigen Zweck überleben will, muss das ohne Spiess-Hegglin in der operativen Führung geschehen.» Wie die Mitglieder darüber befinden, wird sie selbst nicht erleben, denn Ritzi ist von der GV ausgeschlossen.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Zauberstern
    Zauberstern, 06.03.2023, 01:51 Uhr

    Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, ist mir einiges klarer geworden. Unheimlicher Geltungsdrang, Unredlichkeiten , Märchen, Unehrlichkeit, Vertuschungen, geht über Leichen uvm.! Solche Charakteren können gemeingefährlich sein.
    Sie hat noch nie Netiquetten gelesen

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  • Profilfoto von Ruby
    Ruby, 06.11.2022, 09:48 Uhr

    Ein so toller Verein, der sich «gegen» Hass im Internet einsetzt, deren (Vorstands) Mitglieder aber selbst Hetze betreiben, Chatverläufe mit Hilfesuchenden veröffentlicht ist für mich kein Verein der sich für etwas gutes einsetzt, zum Glück gibt es mittlerweile sehr gute Alternativen.

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  • Profilfoto von Uersel
    Uersel, 05.11.2022, 16:05 Uhr

    Ich habe von Hansi Voigt auch keine objektive Stellungnahme erwartet.

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  • Profilfoto von Leo Gali
    Leo Gali, 05.11.2022, 10:44 Uhr

    Früher oder später scheitern die selbsternannten Weltverbesserer immer.

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    • Profilfoto von psychomodo
      psychomodo, 05.11.2022, 16:50 Uhr

      Das war schon immer so!

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  • Profilfoto von Jürg Streuli
    Jürg Streuli, 05.11.2022, 00:48 Uhr

    Jolanda Spiess-Hegglin hat mit ihren Methoden jede Glaubwürdigkeit verloren. Was diese Frau ihren Gegnern vorwirft wendet sie selber an und verspielt damit allen Goodwill. Wie in einer Sekte ist Kritik an der Führungsfigur verboten. Dazu passend gibt es die absoluten Anhängerinnen, welche zu jeder Rechtfertigung bereit sind. Schwer wiegen zudem die Vorwürfe betreffend die mangelhafte finanzielle Transparenz.

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