ÖV-on-Demand

Kleinbus auf Bestellung: Projekt in Baar (vorerst) aufgeschoben

Die Gemeinde Baar hat gemeinsam mit dem kantonalen Amt für Raum und Verkehr (ARV) sowie den Zugerland Verkehrsbetrieben (ZVB) die Schaffung eines ÖV-on-Demand-Angebots geprüft. (Bild: zvg)

Quartiere besser erschliessen, Leerfahrten vermeiden und die ÖV-Nutzung stärken: Unter dieser Prämisse hat die Gemeinde Baar die Schaffung eines ÖV-on-Demand-Angebots geprüft. Vorerst wird auf eine Einführung verzichtet. Auch aus Kostengründen.

Die Idee hinter dem Angebot «ÖV-on-Demand»: Quartiere, die durch den öffentlichen Verkehr nicht oder kaum erschlossen sind, werden mit mehreren Kleinbussen bedient, die auf Abruf Fahrgäste abholen.

Die Gemeinde Baar hat in den vergangenen Monaten diese Idee genauer unter die Lupe genommen hat. «Das Bevölkerungswachstum und der Siedlungsdruck bedingen, dass wir das ÖV-Angebot ausbauen und neue Formen der Mobilität entwickeln», wird der zuständige Gemeinderat Zari Dzaferi in einer Medienmitteilung der Gemeinde zitiert.

Ziel der Gemeinde ist es, sämtliche grössere Quartiere zu erschliessen – auch jene, in denen ein klassischer ÖV mit Linienbussen nicht umsetzbar ist. ÖV-on-Demand bietet sich dafür an. Dabei stehen in einem festgelegten Perimeter zu klar definierten Zeiten mehrere Kleintransporter zur Verfügung, die per App bestellt werden können. Auf einen fixen Busfahrplan, eine einheitliche Linienführung und klassische Haltestellen würde verzichtet. Gemeinsam mit dem kantonalen Amt für Raum und Verkehr (ARV) sowie den Zugerland Verkehrsbetrieben (ZVB) wurde das Potenzial in der Gemeinde abgeklärt und eine Studie in Auftrag gegeben.

Quartiere erschliessen, Leerfahrten vermeiden

Neben einer besseren Erschliessung der Quartiere soll durch ein On-Demand-Angebot die Anzahl der Leerfahrten verringert werden. «Auf zahlreichen Linien verkehren in Fahrplan-Randzeiten grosse Busse mit einer geringen Auslastung», so Angebotsplaner Patrick Stöcklin vom ARV.

Hier gebe es aus ökologischen und ökonomischen Überlegungen Optimierungsbedarf. Deshalb ist das ARV sehr daran interessiert, neue und zukunftsorientierte Mobilitätsformen zu finden. Die Digitalisierung bietet hier neue Möglichkeiten, wie Uber oder Airbnb beweisen. «Die Zukunft der Mobilität ist multimodal», sagt Philipp Hofmann, Leiter Markt bei den ZVB. «Für uns gilt es, am Ball zu bleiben und die Digitalisierung besser zu nutzen.»

«Kosten im Ungleichgewicht»

Die Studie eines Zuger Unternehmens kommt zum Schluss, dass sich ein On-Demand-Angebot im untersuchten Perimeter in der Gemeinde Baar umsetzen lässt. Die bisher schlecht oder nicht erschlossenen Gebiete Sonnrain, Früeberg, Mühlegasse und Schutzengel könnten besser an den ÖV angebunden werden. Auch könnten die Leerfahrten auf der Linie 31 (Baar–Sihlbrugg Dorf) in den Randzeiten und am Sonntag verringert werden.

Allerdings fallen die Kosten für das vorgesehene Konzept der Gemeinde «weitaus höher aus als vermutet», wie die Gemeinde Baar mitteilt. Für das On-Demand-Angebot entstehen gemäss Schätzung Initialkosten von knapp 150'000 Franken sowie jährliche Betriebskosten von rund 1,4 Millionen Franken.

Ist damit alles umsonst gewesen? Der Baarer Gemeinderat Zari Dzaferi verneint. Ein Besuch in den Zürcher Stadtteilen Altstetten und Albisrieden habe gezeigt, dass ÖV-on- Demand funktionieren kann. Dort wird derzeit ein 18-monatiges Pilotprojekt durchgeführt. Die gemachten Erfahrungen gelte es abzuwarten, um auch in Baar am Ball zu bleiben. «In einem nächsten Schritt muss das Angebot so optimiert werden, dass das Kosten-Nutzenverhältnis ausgewogener ist», blickt Zari Dzaferi in die Zukunft. Die Umsetzung von ÖV-on-Demand ist damit aufgeschoben – aber nicht aufgehoben, so die Gemeinde.

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