Feier auf Landsgemeindeplatz

Zug: 10 Jahre Unesco-Welterbe «prähistorische Pfahlbauten»

Andreas Bossard (Präsident Archäologischer Verein Zug), Regierungsrat Andreas Hostettler (Vorsteher der Direktion des Innern), Regierungsrat Stephan Schleiss (Vorsteher der Direktion für Bildung und Kultur) und Stadtpräsident Karl Kobelt an der feierlichen Eröffnung der Ausstellung zum Jubiläum des Unesco-Welterbes. (Bild: Dorothea Hintermann)

Der Kanton Zug beherbergt drei Pfahlbausiedlungen, die seit zehn Jahren zum Unesco-Welterbe gehören und damit zu den bedeutendsten archäologischen Kulturgütern der Welt. Dieser Geburtstag wird an diesem Wochenende mit einem Infostand auf dem Landsgemeindeplatz gefeiert.

Bei der Zuger Archäologie steht der Juni im Zeichen des 10-Jahre-Jubiläums Unesco-Welterbe «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen». Dies, weil der Kanton Zug mit drei Pfahlbau-Stationen einen direkten Bezug dazu hat: «Oterswil», «Riedmatt» und «Sumpf» (alle Gemeinde Zug).

Die drei Fundstellen haben durch ihre Aufnahme ins Unesco-Welterbe im Jahre 2011 den gleichen Status erhalten wie beispielsweise die Pyramiden in Ägypten, die Akropolis in Athen oder die Grosse Mauer in China. Ein besonderes Merkmal des Pfahlbau-Welterbes ist die Tatsache, dass es als einziges unter der Erd- oder Wasseroberfläche liegt und daher nicht direkt zugänglich ist. Das Pfahlbauten-Welterbe befindet sich zudem nicht – wie beispielsweise die Akropolis in Athen - an einem einzigen Ort, sondern verteilt sich über insgesamt 111 Fundstellen in sechs Ländern (Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien und Frankreich).

Pfahlbauten sind zentral für die Erforschung der europäischen Urgeschichte

Optimale Erhaltungsbedingungen machen die Pfahlbauten unter der Erd- oder der Wasseroberfläche «zu Fundstellen von besonderer Bedeutung und hoher wissenschaftlicher Aussagekraft», schreibt die Direktion des Innern und die Direktion für Bildung und Kultur des Kantons Zug in einer Mitteilung.

Die Pfahlbauten ermöglichen auch einen faszinierenden Einblick in die Zeit der ersten bäuerlichen Gesellschaften, die schliesslich die Grundlagen der modernen Gesellschaft legten (Ackerbau, Sesshaftigkeit, Tierhaltung, Herstellung von Keramik, Verarbeitung von Metall usw.). Mit keiner anderen archäologischen Quellengattung könne in Europa die Entstehung und Entwicklung jungsteinzeitlicher und bronzezeitlicher Gesellschaften, ihrer Kultur, Wirtschaft und Umwelt detaillierter erforscht werden.

Die Pfahlbauten haben eine grosse Bedeutung für die Erforschung der europäischen Urgeschichte. Die schweizerischen Siedlungen nehmen eine Sonderstellung ein, denn sie werden seit dem 19. Jahrhundert wissenschaftlich erforscht und stellen ein Element der nationalen Identität dar.

Zuger Rohstoffhandel gab es schon vor Jahrtausenden

Im Rahmen der Rettungsgrabungen «Alpenblick» bei Cham in den Jahren 2009/10 konnten viele kostbare Funde sichergestellt werden. Darunter befinden sich Gegenstände, die weitreichende kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen in Europa während Jahrtausenden belegen.

Aus der Jungsteinzeit stammen Schmuckperlen aus Marmor aus Südfrankreich und die Klingen von Dolchen wurden mit Feuerstein aus Apulien und aus dem Pariser Becken gefertigt. Während der Bronzezeit wurden Schmuckperlen aus Bernstein aus dem Baltikum importiert und die Perlen aus Fayence (einem glasähnlichen Material) aus Frankreich. Rohstoffhandel hat im Kanton Zug somit nachweislich eine jahrtausendalte Tradition.

Wissenschaftliche Auswertung ist bald abgeschlossen

Die Rettungsgrabung war nötig, weil nördlich der bestehenden Überbauung «Alpenblick» in Cham zwei neue Hochhäuser («Alpenblick II») mit einer Tiefgarage erstellt wurden. Deshalb wurden gemäss gesetzlichem Auftrag vor Baubeginn die 5000 Jahre alten Siedlungsreste wissenschaftlich untersucht und die Funde sichergestellt. Für diese Rettungsgrabung hiess der Kantonsrat 2009 fast einstimmig einen Objektkredit von 4,27 Millionen Franken gut.

Die Grabung begann im Juli 2009 und wurde termingerecht Anfang Dezember 2010 beendet. Seither läuft die wissenschaftliche Auswertung, die bald abgeschlossen sein wird. Die Rettungsgrabung übertraf die damaligen Erwartungen. Überreste von fünf prähistorischen Pfahlbaudörfern konnten freigelegt werden, darunter das jüngste Steinzeit-Seeuferdorf der Schweiz überhaupt.

Aktionen zum 10-Jahre-Jubiläum in Zug

Den 10-jährigen Geburtstag des UNESCO-Welterbes «Pfahlbauten» feiern das Museum für Urgeschichte(n) und das Amt für Denkmalpflege und Archäologie unter Einhaltung von Schutzmassnahmen mit verschiedenen Anlässen und Aktionen:

Infostand auf dem Zuger Landsgemeindeplatz, 26./27 Juni 2021

Am Wochenende des 26./27. Juni sind die beiden Institutionen jeweils von 10 bis 18 Uhr mit einem Stand auf dem Zuger Landsgemeindeplatz präsent. Dort kann sich die Zuger Bevölkerung bei Fachleuten über das Unesco-Welterbe «Pfahlbauten» und über die Archäologie informieren, Originalfunde bestaunen und erfahren, wie und wo man im Kanton Zug in die Zeit der Pfahlbauer eintauchen kann. Für Kinder wird ein spielerischer Zugang angeboten.

Pfahlbauer im Museum für Urgeschichte(n)

Die Funde aus den drei Welterbe-Stationen und aus vielen weiteren Zuger Pfahlbausiedlungen werden im Museum für Urgeschichte(n) ausgestellt. Dort lässt sich in der Dauerausstellung auf vielfältige Art und Weise in die geheimnisvolle Welt der Pfahlbauer eintauchen. Veranstaltungen, Führungen und Vorträge bringen den Alltag der ersten Bauern am Zugersee Menschen jeden Alters auf lebendige Weise näher. Aus Anlass des Jubiläums bietet vom 26. Juni bis Ende Dezember eine neue Info-Wand zusätzliche Informationen über die Zuger Welterbe-Stationen und die Pfahlbauforschung.

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