Luzerner Symphoniker auf musikalischer Zugreise

Nächster Halt: Mozart

Das anschliessende Konzert im Tibits (Bild: Daniel Spiesecke)

Talentierte Jungmusiker durften sich beim Luzerner Sinfonieorchester ein Konzert wünschen. Die Gewinner entführten das Publikum auf eine musikalische Zugreise durch den Kanton Luzern. Eindrücklich war dabei besonders, wie Mozart sich im Tunnel anhörte.

Es ruckelt und quietscht. Ein Zug schiebt sich über die Gleise von Schüpfheim bis nach Luzern. An Bord ist dieses Mal nicht die übliche Kakophonie aus Stimmengewirr aller Generationen und die üblichen Fahrgeräusche zu hören. Denn am Sonntag präsentierte das Luzerner Sinfonieorchester das «Wunschkonzert im Zug». Im hinteren Abteil hatten sich dazu junge Musiker aufgebaut, die dem Publikum eine klingende Reise bescherten.

Die Idee zu diesem besonderen Konzert kam von Annina Zumbühl, Jeannine Fischer und Jonas Elmiger. Die drei Schüler nehmen an der Talentförderung Musik des Kantons Luzern teil. Ein Teil ihres Unterrichtes findet in Luzern statt, weswegen die drei Schüpfheimer die Bahnstrecke in- und auswendig kennen. Als das Luzerner Sinfonieorchester dann einen Wettbewerb veranstaltete, der die beste Konzertidee suchte, nahmen sie die Gelegenheit wahr: Eine musikalische Zugfahrt sollte es sein. Die Jury war schnell überzeugt und half den Dreien, ihre Idee umzusetzen.

Ein kurzer Ritt auf einer schnellen Maschine

Im Zentrum des Bahnkonzertes stand Mozarts 11. Klaviersonate, KV 331, oder jedenfalls das Thema des ersten Satzes. Der Komponist und Musikdozent Luigi Laveglia, der auch im Rahmen der Talentförderung Unterricht gibt, bearbeite die Sonate zu einer, in seinen Worten, Konzeptimprovisation. Das heisst: Die etwa acht beteiligten jungen Instrumentalisten hatten neben den Noten noch einen Ablaufplan vor sich, an dessen Spielanweisungen sie sich orientierten.

Die Oboen trugen die meiste Zeit das Thema vor, das in Versatzstücken immer wieder zu hören war. Wechselnde Instrumentenformationen steuerten rhythmische Elemente und kontrastierende Stimmen bei. Für ein kleines Zugabteil mit nicht gerade musikerfreundlichen Sitzen und Abständen, boten die Musiker ein erstaunliches Ensemble auf. Cajón, Posaune, Violine, Cello, Glockenspiel und Flügelhorn spielten auf, mit vollem Einsatz wurde aber auch geklatscht, getrommelt und gepfiffen.

Dynamischer Streckenabschnitt bis Malters

Die kluge Bearbeitung orientierte sich dabei durchaus an der Streckenführung. Die Idylle von Schüpfheim bis Wolhusen spiegelte sich auch in der Musik, die in Klangflächen präsentiert wurde. Auf dem schnellen Streckenabschnitt bis Malters kam auch ordentlich Dynamik in die Performance; die Instrumente oszillierten dann in Linien zwischen den Dreiklangstönen, die das Thema trugen.

Dazu entlockten die Künstler den Instrumenten erstaunliche Töne, so dass die Hörer in der kaleidoskopen Soundcollage nicht mehr zwischen Umgebungs- und künstlerisch erzeugten Geräuschen unterscheiden konnten. Am Eindrucksvollsten war die Einfahrt in einen Tunnel vor Luzern. Präzise mit der Einfahrt umgarnten die Hörer wieder Klangflächen, die der Fahrt unter der Erde ein eigenes Flair gaben.

«Wir wollten den Mut belohnen»

Das Wunschkonzert endete erst im Bahnhofsgebäude Luzern. Die Reisenden auf den Bahnsteigen staunten nicht schlecht über die lebhafte Gruppe, die sich durch die Wartenden kämpfte. Beim Apéro im Tibits gab es Zugaben sowie die Preisverleihung von 1000 Franken für die drei Initiatoren, durch den Intendanten des Luzerner Sinfonieorchesters, Numa Bischof Ullmann. «Wir wollten mit diesem Konzert den Mut der Schüler belohnen und ihnen eine Chance geben, ihre eigenen Ideen mit uns umzusetzen.» Im nächsten Jahr sei wieder mit speziellen Angeboten für Nachwuchsmusiker zu rechnen.

Ein kleines Nachspiel hat das ganze allerdings noch: Initiant Jonas Elmiger berichtete, dass er auf seiner Bahnreise zum Musikunterricht jetzt immer die Musik im Ohr hat. Damit muss er leben.

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