Luzerner Theater und Salle Modulable

«Es wird schizophren»

Eine fast unheimliche Einigkeit herrscht zwischen dem künftigen Direktoren Benedikt von Peter (l.) und dem Stiftungratspräsidenten Kurt W. Meyer. (Bild: jav)

Die Freude über die Wahl des künftigen Direktors ist gross am Luzerner Theater. Denn seine Erfolge als Künstler sind bemerkenswert. Unter seiner Leitung wird es jedoch zu einigen Veränderungen kommen, nicht nur in Sachen «Salle Modulable».

Benedikt von Peter schwimmt noch etwas im kalten Wasser. «Vor zwei Monaten hat das Ganze für mich erst begonnen.» Über drei Monate habe der Brief von Luzern in Bremen herumgelegen, bevor er bei ihm auf den Schreibtisch flatterte.

«Vorher hatte ich keine Ahnung von Luzern und davon was hier vor sich geht.» Erst als Luzern auf ihn zukam, entstand bei ihm auch das Interesse. Die Kennenlernphase ist damit extrem kurz, aber offensichtlich auf beiden Seiten sehr postiv ausgefallen. «Wir wussten sofort: Den wollen wir», so Stiftungratspräsident Kurt W. Meyer. «Und die Freude war gross, als klar war, dass er auch uns wollte», lacht er.

Die Arbeit hat begonnen

Kaum ist die Wahl von Benedikt von Peter als künftiger Direktor kommuniziert (zentral+ berichtete), beginnt bereits ein Teil seiner Arbeit. «Ich dachte, nun hätte ich etwas Ruhe, doch dem ist gar nicht so», amüsiert sich von Peter.

«Er ist bereits voll eingespannt in die Entwicklung des ‹Theater Werk Luzern (TWL)›», so Meyer. «Dieser Fachmann hat bisher gefehlt. Nun haben wir ihn.» Deshalb erwartet wohl nicht nur Meyer einen grossen Schub in der Arbeit am TWL.

Solche Erwartungen ergeben sich aus von Peters bisherigen Arbeiten. Er beschäftigt sich stark mit den Veränderungen im Theater. Dem anderen Publikumsverhalten, den Strukturen und auch dem Druck durch politische Sparmassnahmen in der Kultur. «Diese Tatsache hat unseren Entscheid ganz klar beeinflusst», so Meyer.

«Die Salle Modulable soll eine Kuh mit fünf Beinen werden.»
Benedikt von Peter, zukünftiger Direktor des Luzerner Theaters

«Man muss neue Strukturen schaffen, ohne das Jetzt aus den Augen zu verlieren», sagt von Peter. Auch für ihn macht gerade diese Umbruchphase Luzern so attraktiv. Daneben seien es auch die Aufteilung in drei Sparten und die Nähe zu den Mitarbeitern und zum Publikum, die ihn überzeugt hätten. Ausserdem empfinde er das kleine Haus als sehr flexibel.

Auch Stiftungsrats-Mitglied Gisela Widmer ist begeistert: «Es ist ein grosser, glücklicher Zufall, dass sich die Entwicklung der Karriere von Benedikt von Peter perfekt mit der Situation in Luzern überschneidet.»

Eine neue Form von Raum

Wichtig sei ihm, den Raum zu verlassen, den Guckkasten zu sprengen. Die Idee einer «Salle Modulable» liege sehr nahe an seinen Vorstellungen einer neuen Form von Theaterraum. «Es soll eine Kuh mit fünf Beinen werden.»

Dass von Peter aus dem Musiktheater kommt, sei toll und komme der Zusammenarbeit mit dem Luzerner Sinfonieorchester entgegen, sei aber nicht entscheidend gewesen, so Meyer. «Es hätte auch jemand aus dem Sprechtheater sein können.» Es habe nichts damit zu tun, dass die Salle Modulable von gewissen Personen als reine Musik- und Opernbühne ausgelegt worden war. (zentral+berichtete)

«Die ersten Jahre ist Kontinuität angesagt.»
Kurt W. Meyer, Stiftungsratspräsident des Luzerner Theaters

In den ersten Spielzeiten werde von Peter das Haus so weiterführen, wie es derzeit ist. «Selbstverständlich mit seiner eigenen Handschrift, wie es auch Dominque Mentha derzeit tut.» Aber in den ersten Spielzeiten wird sich strukturell noch nicht gross etwas ändern. «Die ersten Jahre ist Kontinuität angesagt.» Man hofft darauf, durch von Peter das Haus noch erfolgreicher zu machen. Wenn man sich etwas mit dem künftigen Direktor auseinandersetzt, scheint das ein nicht zu hoch gestecktes Ziel zu sein. Von Peters Inszenierung der Oper «La Traviata» in Hannover war beispielsweise ein solcher Erfolg, dass gar Tickets auf Ebay gehandelt wurden. Allgemein hat von Peter bereits in jungen Jahren eine steile Karriere erahnen lassen. «Ich bin früh gehypt worden», gibt von Peter dabei zu.

Mit dem Alten arbeiten, das Neue planen

Zu Beginn wird von Peter sich mit dem jetzigen Haus des Luzerner Theaters auseinandersetzen. «Ich mag den Raum sehr.» Es sei bereits sehr viel darin gemacht worden, «doch ich will den Raum nochmals neu erfahrbar machen, ihn öffnen, mit dem Bau anders umgehen».

Gleichzeitig wird er sich laufend mit der Entwicklung des TWL beschäftigen. «Es wird schizophren werden, immer an beides zu denken. Sich damit auseinanderzusetzen, wie und wo das neue Haus stehen wird und währenddessen mit dem alten Bau zu arbeiten.»

Die Jugendlichkeit von Peters sei in diesem Fall ein grosses Plus: «Es handelt sich um einen langwierigen Prozess. Und wir wollten jemanden, der mit uns die ganze Wegstrecke mitgehen kann und will», so Meyer.

Veränderungen im künstlerischen Team

Wie sich das künstlerische Team mit ihm verändern will, weiss von Peter zum Teil bereits. «Es wird eine Stellvertreterin geben, die langjährige und auch Schweiz-Erfahrung mitbringt», verrät von Peter. Und er werde bestimmt auch andere kreative Köpfe, mit denen er bereits gearbeitet habe nach Luzern holen.

Was der Wechsel für das Team unter Dominique Mentha bedeuten wird, ist noch unklar. «Ich werde das Team erstmal kennenlernen und mir ein vollständiges Bild machen, bevor ich solche Entscheidungen treffe.» Aber es werde bestimmt auch grössere Veränderungen geben.

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