Das plant die neue Intendantin am Theater Casino Zug

Das Theater Casino Zug hat ab August eine neue Intendantin. Ute Haferburg wird das Haus gehörig umkrempeln und will mehr Menschen ansprechen. zentralplus hat mit ihr über Ideen und Aktualität gesprochen.

Schreibende Person

Kathrin Egolf

Ute Haferburg sitzt in ihrem Chalet in Chur. Viel Schlaf bekommt sie derzeit nicht, denn sie pendelt zwischen Graubünden und Zug hin und her. Anfang Jahr hat sie nach der Freistellung von Katrin Kolos eher spontan die Intendanz des Theater Casino Zug angeboten bekommen (zentralplus berichtete). Viel Vorbereitung für die nächste Spielzeit hat es da nicht gegeben. Sie weiss aber, in welche Richtung sie das Theater Casino lenken will.

Zehn Jahre lang hat Haferburg das Theater Chur geleitet. Ein Mehrspartenhaus mit einem Publikum aus einer alpinen Randregion. Nun übernimmt sie auf 1. August offiziell die Intendanz am Theater Casino Zug, mitten in der Wirtschaftshochburg und dem Expat-Kuchen der Deutschschweiz (zentralplus berichtete).

Ein Theater ist Teil der Stadt

Da Haferburg die Intendanz kurzfristig angeboten bekommen hat, trägt das Programm der Spielzeit 22/23 noch nicht wirklich ihre Handschrift. Das Programm haben zum grossen Teil ihre Vorgängerinnen gemacht. Das erste Halbjahr wurde heute Morgen in Zug vorgestellt. Für das Programm der zweiten Spielzeithälfte konnte Haferburg noch einige Ideen einbringen.

«Mit meinem eigenen Programm werde ich dann 2023/2024 richtig beginnen», sagt die Intendantin. Zuerst sei es aber wichtig, die Stadt kennenzulernen: «Für mich ist es eine Grundvoraussetzung, dass ich die Stadt, in der ich einen Kulturbetrieb leite, von Grund auf kennenlerne und dort wohne. Ich möchte die vielen Gesichter von Zug und seinen Bewohnerinnen kennenlernen, sie evaluieren und schauen, welche Publikumsschichten und Möglichkeiten es gibt, sie fürs Theater zu begeistern.»

Die Deutsche arbeitet seit 25 Jahren in der Schweiz und ist gut vernetzt. In Zug will sie sich jetzt zuerst auf die lokalen und regionalen Kunstschaffenden und Orte konzentrieren.

Ein Post-Covid-Theater sieht anders aus

Eine zentrale Herausforderung wird der Publikumsschwund sein. «Jetzt nach Corona ist das eine grosse Herausforderung. Aber es ist auch die Chance eines Richtungswechsels», sagt Haferburg. Auch am Theater Casino Zug spürt man die Auswirkungen der Pandemie noch immer.

Auch deshalb ist es für sie klar, dass sie ein breiteres Publikum ansprechen möchte als bisher und den Schwerpunkt auf die Vermittlung setzen wird. Bisher habe sie gute Erfahrungen damit gemacht, die Stadt und ihre Bewohner stärker einzubinden.

«Vor allem möchte ich das reine Gastspielhaus mit Ko- und Eigenproduktionen bereichern und mit der Schweizer Theaterlandschaft vernetzen», erklärt Ute Haferburg. Das hat sie auch schon am Theater Chur so gemacht.

In Zug will Haferburg darum zum einen Projekte mit lokalen und regionalen Kunstschaffenden entwickeln. Zum anderen sucht sie die Zusammenarbeit mit anderen Theatern. Im Kopf hat Haferburg in erster Linie Chöre, Musikgruppen und Vereine in Zug. Zudem möchte sie partizipative Projekte lancieren, in denen Professionelle und Laien zusammenarbeiten.

Ohne Vermittlung geht es heute nicht mehr

Ein bedeutender Teil dieser Aufbauarbeit in der nächsten Saison sei die Vermittlung. Haferburg möchte das Theater mehr öffnen und die verschiedenen Generationen besser ansprechen. Vorgesehen ist daher auch eine Vermittlungsstelle, die sich in diesem Bereich aktiv engagiert.

Dazu gehören auch Angebote für ein junges Publikum und für Schulen. «Mit den Schulen möchte ich eng zusammenarbeiten. Da sollte viel mehr passieren. Jedes Kind sollte mindestens einmal in seiner Schulzeit eine Aufführung im Theater Casino Zug erlebt haben.» Und das führt zu einer weiteren Entwicklung am Haus: Es wird mehr Schauspiel geben.

Doch auf was müssen sich die Zugerinnen gefasst machen? Ute Haferburg beruhigt: «Ich werde sicher nicht nur experimentelles Theater nach Zug holen. Mich interessieren besonders Produktionen für Zug, die eine spannende Auseinandersetzung mit der sogenannten Klassik bieten, aber auch aktuelle Themen auf die Bühne bringen.»

Haferburg weist in diesem Zusammenhang auf zwei Gastspiele in der nächsten Spielzeit hin: das Stück «born to shine» vom Jungen Theater Basel zum sozialen Druck auf Jugendliche und «Les Italiens» vom Lausanner Regisseur Massimo Furlan zur Gastarbeiterinnen-Generation.

Englisches Programm für die Expats

Sie werde aber sicher auch Installationen, Musik-, Figuren- und Kindertheater einbauen und damit die Sparten ausbreiten. Damit will sie auch dem Einwohnermix gerecht werden. Sie plant darum, die erfolgreiche Stand Up Comedy mit «English Theater» zu ergänzen. Gerade in Zug, wo viele Expats mit geringen Deutschkenntnissen leben, spricht sie damit eine ganz neue Zielgruppe an.

Der grosse Comedy-Bereich, für den das Theater bekannt ist, wird fürs Erste so beibehalten. Aber es wird auch mehr von der jungen Poetry-Slam-Szene zur klassischen Comedy hinzukommen. Patty Basler, Fatima Moumouni oder Renato Kaiser wurden alle drei mit dem Kabarett-Oscar, dem Salzburger Stier, ausgezeichnet. Das sei für Liebhaber der klassischen Comedy wahrscheinlich eine kleine Umstellung, die jedoch bereits durch Haferburgs Vorgängerinnen eingeleitet wurde.

Hinweis zur Schreibweise: Das Theater Casino Zug verwendet für die Kommunikation den Gender-Doppelpunkt. zentralplus hingegen wechselt zwischen weiblicher und männlicher Form ab. Deswegen wurde die Schreibweise angepasst.