Doppelte Niederlage für den Krienser Stadtrat

Stadtpräsidentin: «Das deutliche Nein ist sehr erstaunlich»

Enttäuscht: Die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf. (Bild: zvg)

Gleich zwei Niederlagen muss der Krienser Stadtrat diesen Abstimmungssonntag einstecken. Die Bevölkerung sagt Nein zur Testplanung für das Stadtzentrum. Noch viel deutlicher lehnt sie die Wiedereinführung der Erbschaftsteuer ab.

Die Bevölkerung sagt Nein zur Testplanung im Zentrum: Damit scheitert das geplante Projekt zur Umgestaltung des Gebiets rund um die Luzernerstrasse. Nur 3’953 Krienserinnen stimmten dem 300’000-Franken-Kredit zu. 5’444 Bürger lehnten ihn ab. Die Stimmbeteiligung lag bei gut 50 Prozent.

Gegen das Projekt wehrte sich die SVP, welche das Referendum ergriffen hatte. Sie bezeichnete es als teures Experiment und kritisierte insbesondere die Ideen für Tempo 30 im Zentrum.

Mit der Testplanung an der Luzernerstrasse zwischen Hofmatt und Schappe wollte die Stadt die planerischen Grundlagen schaffen, um parallel zur Sanierung der Strasse das Zentrum aufzuwerten. Stadt und Kanton hätten je 300’000 Franken ans Projekt beigesteuert.

Enttäuschte Stadtpräsidentin

«Wir bedauern das Nein der Krienser Stimmbevölkerung sehr», sagt Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf (Die Mitte) auf Anfrage. «Offenbar haben Drohungen vor einem bevorstehenden Verkehrskollaps mehr Wirkung gezeigt als das Versprechen, mit einem ganzheitlichen Ansatz die Lebensqualität im Zentrum zu steigern.» Besonders die Sorge vor Tempo 30 und einem Verkehrschaos hätten wohl viele verunsichert.

Wie es nun weitergeht, ist unklar. Der Kanton saniert die Luzernerstrasse sowieso. Aber links und rechts neben der Kantonsstrasse werde alles beim Alten bleiben statt attraktiver werden, sagt Kaufmann-Wolf und bedauert diese verpasste Chance. «Wir werden nun versuchen, die Anliegen der Stadt Kriens und der Stadtentwicklung auf anderen Wegen einzubringen, wenn der Kanton Luzern die Luzernerstrasse saniert.»

So hätte sich Kriens das Projekt vorgestellt:

Stadt erhebt weiterhin keine Erbschaftssteuern

Noch deutlicher scheiterte die zweite Vorlage. Nur gerade knapp 30 Prozent der Krienser wollen für direkte Nachkommen wieder eine Erbschaftssteuer erheben. Die Idee der Vorlage: Wenn ein direkter Nachkomme über 100’000 Franken geerbt hätte, müsste er ein Prozent davon der Stadt abliefern. Etliche Luzerner Gemeinden erheben diese Steuer, zum Beispiel auch die Stadt Luzern.

«Wir müssen jetzt zuerst analysieren, wieso die Vorlage so hochkant abgelehnt wurde. Und danach schauen: Wo können wir das fehlende Geld einsparen? Das wird nicht einfach.»

Christine Kaufmann-Wolf, Stadtpräsidentin von Kriens

Der Stadtrat erhoffte sich davon jährliche Mehreinnahmen von 200’000 Franken. Es war ein Puzzleteil im Paket, mit dem die leere Stadtkasse saniert werden soll.

Doch eine deutliche Mehrheit wollte von diesem Plan nichts wissen: Nur gerade 2’677 Krienserinnen stimmten den Plänen zu, 6’709 sagten Nein. Im Vorfeld machten FDP und SVP gegen die Erbschaftssteuer mobil. Die beiden Parteien waren es auch, welche das Referendum ergriffen hatten.

«Es hätte nur ganz wenige betroffen. Und dann auch nur jene, die sich nach einer grossen Erbschaft in einer privilegierten Situation befunden hätten. All diese guten Gründe reichten nicht», sagt Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf am Abstimmungssonntag. Sie erklärt sich das damit, dass Steuerthemen für die Stimmbürger grundsätzlich immer unattraktiv seien. «Dennoch ist das deutliche Nein sehr erstaunlich.» 

Insbesondere auch, weil in Kriens kürzlich eine Debatte über die Sparmassnahmen bei der Kinderbetreuung aufgeflammt ist. Man hätte also meinen können, die Bevölkerung habe nun hautnah erlebt, was die knappen Finanzen für Folgen haben können. Doch die Erbschaftssteuer scheint für die Mehrheit der falsche Weg zu sein, um dem entgegenzutreten. Oder aber: Sie waren mit den Sparmassnahmen so unzufrieden, dass sie ihren Frust mit einem (doppelten) Nein an der Urne zum Ausdruck brachten.

Stadtrat muss über die Bücher

So oder so: Der Auftrag, die städtischen Finanzen ins Gleichgewicht zu bringen, bleibt. Doch dazu muss der Krienser Stadtrat jetzt neue Wege finden. «Wir müssen jetzt zuerst analysieren, wieso die Vorlage so hochkant abgelehnt wurde. Und danach schauen: Wo können wir das fehlende Geld einsparen? Das wird nicht einfach.» 

Der Abstimmungssonntag dürfte dem Krienser Stadtrat noch zu denken geben. 2020 wurde die gesamte Exekutive bekanntlich bei den Wahlen ausgewechselt. Nun zeigt sich einmal mehr, dass es auch das neue Gremium nicht schafft, die Bevölkerung für wichtige Projekte an Bord zu holen.

Sonnige Stimmungslage bei der SVP – sie gewinnt zweimal und ist entsprechend erfreut:

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9 Kommentare
  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 17.02.2022, 11:24 Uhr

    Ich glaube die Politik der Krienser Stadtregierung dürfte sich im diesjährigen Fasnachtsgeschehen in Kriens gehörig niederschlagen… Tja wer so stümperhaft vorgeht der darf sich nicht wundern wenn er auf dem «politischen Hosenboden» landet.

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  • Profilfoto von Luchsfan
    Luchsfan, 14.02.2022, 18:32 Uhr

    Dieses Resultat verwundert mich gar nicht.
    Nach den Vorfällen der letzten Wochen (Abschaffung der Ferienbetreuung, Verteuerung der Mittagsverpflegung für Kinder) kann ich das sogar verstehen.
    Man kann nicht auf der einen Seite behaupten man sei eine Familienfreundliche Gemeinde aber auf der anderen Seite solche wichtige Dinge wie die Ferienbetreuung und den Preis des Mittagessens für Kinder verändern.
    Familienfreundlichkeit besteht nicht nur aus Familienfreundlichem Bauen.

    Zudem heisst es man müsse aus finanziellen Gründen diese Anpassungen machen da das Geld nicht reicht aber auf der anderen Seite will man 300’000 Franken für ein Testkonzept ausgeben.
    Zudem will man dann die Bevölkerung noch weiter schröpfen indem man die Erbschaftssteuer wieder einführt.

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  • Profilfoto von Traugott Witzleben
    Traugott Witzleben, 13.02.2022, 21:26 Uhr

    Die ungebrochen stümperhafte Unprofessionalität der Krienser Stadtregierung sucht seinesgleichen.

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    Fabrizio DiMeola, 13.02.2022, 19:41 Uhr

    Erstaunlich ist diese Uneinsichtigkeit der Krienser Exekutive! Kriegen keinen Fuss vor den anderen. Schreiten offenbar blind voran, unfähig die politische Ausgangslage nüchtern, sachlich und auf Erfahrung beruhend zu analysieren. Fazit: Einmal mehr tummeln sich hier Leute in der Politik, die evidenterweise besser die Finger davon liessen!

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    • Profilfoto von P. Nigg
      P. Nigg, 13.02.2022, 20:52 Uhr

      1. Die Politiker:innen sind vom Volk gewählt und damit legitimiert.
      2. Weder der Ihrige, noch einer der untenstehenden Kommentare enthält einen substanziellen Ansatz, wie die Stadtregierung ihre Aufgaben erfüllen soll, wenn man ihr systematisch die Mittel entzieht.

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  • Profilfoto von Paul
    Paul, 13.02.2022, 17:51 Uhr

    Oje! Das hat nun doch jeder gewusst wie es rauskommt. Gesparrt auf kosten der Familien und geldrauswerfen auf der anderen Seite…… ihr armen krienser was habt ihr da gewählt …..

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  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 13.02.2022, 17:47 Uhr

    Der gesamte Stadtrat von Kriens muss nach diesem Abstimmungswochenende endlich aufhören gegen den Willen des Volkes zu politisieren. Jetzt sollte auch der Hinterste und Letzte gemerkt haben, dass die Krienser Bevölkerung keine höheren Steuern will. Mit 71.5% Nein! In welcher Form auch immer. Auch eine Erhöhung des Steuerfusses von jetzt schon sehr hohen 1.95 auf 2.05 Einheiten sollte sofort vom Tisch sein. Das wird nie durchkommen. Das Stadthaus muss mit dem vorhandenen Geld haushalten. Alles andere wird vom Volk klar nicht akzeptiert.

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  • Profilfoto von schaltjahr
    schaltjahr, 13.02.2022, 15:32 Uhr

    Geschätzte Frau Kaufmann, die heutigen, sehr deutlichen, Niederlagen zeigen nur einmal mehr, dass der Stadtrat von Kriens bei der Bevölkerung das Vertrauen verloren hat. Das Gewurstel und die peinlichen Auftritte einzelner Stadträte trägt viel dazu bei .. Gehen sie mit ihren Miträten in sich und sagen sie dem Volk endlich wie der » Frische Wind » nun aussehen soll …
    Den Parteien würde ich dasselbe Empfehlen …

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  • Profilfoto von Renggloch Böög
    Renggloch Böög, 13.02.2022, 14:50 Uhr

    Langsam sollte auch der Hinterst und Letzte in Kriens gemerkt haben, dass der «frische Wind» im Provinzrat der Gemeinde Kriens nicht mehr als lauwarm entwichenes Fürzchen ist. Die paar Selbstdarsteller politisieren sowas von am Volk vorbei…… Bin gespannt, wie sie diese krachende Niederlage wieder der alten Regierung in die Schuhe schieben werden.

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