Keine Kriegstreiber in Luzerner Parlamente

Friedenskonferenz Bürgenstock: eine PR-Veranstaltung

Vor drei Jahren übte die Luzerner Polizei fürs WEF am Bürgenstock. Ein grosses Sicherheitsdispositiv wird auch für die geplante Friedenskonferenz nötig sein. (Bild: Luzerner Polizei)

Luzern bestellt Ende April seine lokalen Parlamente neu. Auch wenn sich die Frage «Aufrüstung oder Friedensbemühungen» im Ukraine-Krieg nicht hier entscheidet, so sind Gewählte auch in übergeordneten Fragen wichtige Meinungstragende. Daher gilt es zu bedenken, wem vermehrt politischen Einfluss zugeschrieben wird.

Wir stehen kurz vor einem europäischen Krieg, auch wenn dies im Alltag weitgehend verdrängt wird. Der Westen hat sich in seinen Positionen verkalkuliert. Man versprach dem Volk, die Wirtschaftssanktionen würden Russland zu Fall bringen. Die Schweiz verliess in ihrer Angst vor einem Abseitsstehen kurzerhand das Territorium der Neutralität zum Preis einer erheblichen Schmälerung der positiven Reputation beim Rest der Welt.

Russland blieb nicht ohne Schaden, aber den grössten tragen wir hier im Westen in Form von exorbitanten Heiz- und Stromrechnungen, eingefrorenen Sozialleistungen und massiv verteuerten Lebensmitteln. Die Abfallcontainer der grossen Detailhändler werden nicht nur in Deutschland immer beliebter.

Ukraine steht mit dem Rücken zur Wand

Trotz massiven westlichen Waffenlieferungen im Gefolge von gruseligen emotionalen Speichelleckereien, darunter auch von Würdenträgern der Schweiz, steht die Ukraine militärisch gegenwärtig mit dem Rücken zur Wand. Die Moral des Heeres liegt am Boden, die Rekrutierung ist schwierig. 600’000 junge Ukrainer haben das Land frühzeitig verlassen, weil sie nicht auf dem Opferaltar der westlichen Wertegemeinschaft ihr Leben lassen wollen.

Mehr desgleichen verlängert nur das Leid um weitere Monate. Selbst wenn der amerikanische Senat sein letztes Hilfspaket von 61 Milliarden bewilligt, wird dies kein Sieg auf dem Schlachtfeld besiegeln. In Amerika zeichnet sich im Hinblick auf eine allfällige Wahl von Donald Trump zum Präsidenten bereits ein Desengagement ab. Die USA können sich überdies keine weitere Kriegsniederlage leisten.

In zu grossen amerikanischen Schuhen

Statt sich der Stimme des SPD-Vorsitzenden Rolf Münzenich anzuschliessen, der laut über eine Einfrierung des Krieges nachdachte, scheuen die meisten EU-Länder nicht davor zurück, in die viel zu grossen Schuhe der Amerikaner zu steigen, um den Krieg im Alleingang weiterzuführen. Präsident Macron redet grossspurig daher, seine Truppen einem sinnlosen Krieg zu opfern. Doch weil auch das der Ukraine nur weitere Kriegsopfer beschert, besteht die Gefahr der offiziellen Kriegsbeteiligung durch die Nato, die den Schritt faktisch bereits vollzogen hat. Dann liegt der Einsatz Russlands von strategischen Atomwaffen auf der Hand. Deutschland hat mit seinen Kriegszentren Wiesbaden und Ramstein wahrscheinliche Ziele.

Frieden, im Munde der Würdenträger ein Gotteswort, wenn es um Feierlichkeiten von Bruder Klaus geht, im Hinblick auf «Teufel» Putin ein No-Go.

Auch Luzern und Bürgenstock-Konferenz gefordert

Was auf dem Bürgenstock für Mitte Juni als kostspielige Friedenskonferenz inszeniert wird, wohlverstanden ohne Einladung an Russland, verdient zurecht das Etikett PR-Veranstaltung, wie sie auch von Nationalrat Franz Grüter, einst Präsident der aussenpolitischen Kommission, öffentlich betitelt wurde. Sie dient vorwiegend der Stärkung der Allianz der Kriegshungrigen rund um Ursula von der Leyen und deren Bereitschaft für einen europäischen Krieg sowie dem Ego von zwei Bundesräten. Echte Friedensbemühungen plant man gemeinsam mit beiden Kriegsparteien ohne Prunk und Protz. Doch diese Chance hat die Schweiz mit der Übernahme der EU-Sanktionen längst vertan. 

Um zurückzukehren zur Ausgangslage der bevorstehenden Wahlen: Werte Frau und Herr angehende Stadt- und oder Gemeinderätin, engagieren Sie sich im Ukraine-Konflikt für einen Waffenstillstand gekoppelt an Friedensverhandlungen unter Beizug beider Parteien oder sind die aufrüstungswilligen Kriegstreibenden Ihre Freunde? Die Befürchtung, erstmals im Leben auf einen Urnengang verzichten zu müssen, ist nicht abwegig. Die Hoffnung stirbt zuletzt. 

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13 Kommentare
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    Heidi Joos, 21.04.2024, 11:11 Uhr

    Die NZZ publizierte soeben am 21. April den Arikel: Russland und die Ukraine wollten gleich zu Beginn den Krieg beenden und verpassten die einmalige Chance. Zwei Politikwissenschaftler kamen erstmals Einsicht in die Verhandlungsprotokolle der Istanbuler Friedenskonferenzen. Wenngleich auch der Autor sich in eigenen Interpretationen übt, um das bisherige Narrativ zu stützen, so zeigt es doch klar: Mit Russland kann man verhandeln. Doch der Westen beantwortete dies mit einer zusätzlichen Aufrüstung, mit der es Russland zu besiegen galt. Ein Unterfangen, das bis dato deutlich misslang und zu viele Leben kostete. Wer ist da Aggressor? Heidi

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    • Profilfoto von Corry Gunz
      Corry Gunz, 21.04.2024, 22:05 Uhr

      Und Sue glauben vermutlich auch an den Storch und den Osterhasen. Zwei Tagen vor seinem Vernichtungskrieg sagte Putin auch, dass er nicht vorhabe, die Ukraine anzugreifen. Und mit solchen Lügnern wollen Sie verhandeln?

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    Roli Greter, 18.04.2024, 05:50 Uhr

    Ein grosses Lob an dieser Stelle an die Redaktion für die Veröffentlichung von differenzierten, wenn auch abweichenden, Meinungen. Genau so geht Journalismus.

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  • Profilfoto von Franz
    Franz, 17.04.2024, 17:15 Uhr

    Das ist eben der Unterschied zwischen den Altlinken wie Heidi Joos oder in DE dem Bündnis Sahra Wagenknecht, die ihren Prinzipien wie Bündnisfreiheit, also Nato-Ablehnung, und Pazifismus treu geblieben sind, und den Junglinken, die plötzlich zu Nato-/US-Fans und Rüstungsexperten mutiert sind. Die transatlantische Sicht kann man sich täglich in der NZZ, im Tagi oder bei der SRG bestätigen lassen. Danke an zentralplus für die Veröffentlichung dieser guten Kolumne!

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    • Profilfoto von Boris Macek
      Boris Macek, 17.04.2024, 18:18 Uhr

      Was bedeutet denn Pazifismus in diesem Fall? Das die Ukraine sich ergeben muss, 38 Mio. Ukrainer ihre Freiheit verlieren und einen Autokraten zum Präsidenten bekommen. Tschüss Demokratie, tschüss Meinungs- und Medienfreiheit. Aber Hauptsache wir in Westeuropa haben wieder billiges Öl und Gas. Nein, auf diesen heuchlerischen Pazifismus kann ich wirklich verzichten.

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      • Profilfoto von Franz
        Franz, 17.04.2024, 20:07 Uhr

        Was haben denn die USA in der Ukraine zu suchen seit dem Maidan-Putsch 2014? Es ist doch offensichtlich, dass die Ukraine für einen Stellvertreterkrieg gegen Russland benutzt wird. Ziele sind die Schwächung Russlands sowie die Zerschlagung der Kooperation und das Säen von ewiger Zwietracht zwischen Westeuropa, insbesondere DE, und Russland. Deshalb musste auch die Erdgaspipeline zerstört werden. Es geht wie immer, wenn die Nato interveniert, um geopolitische Interessen der USA. Die Auffassung, die Nato sei ein Verteidigungsbündnis, ist einfach zu widerlegen (Angriffe auf Serbien, Irak, Libyen, Afghanistan, unzählige Regime Changes weltweit, Hunderte Militärstützpunkte weltweit – warum wohl?).

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          Boris Macek, 18.04.2024, 06:42 Uhr

          Du könntest hinstehen, und sagen: "Ok, vielleicht stossen unsere Pazifismus-Konzepte aus dem Vietnam-Krieg bei einem Putin an ihre Grenzen". Niemand würde dir übel nehmen, dass du deine Positionen von damals angesichts der aktuellen Lage überdenkst.

          Stattdessen stürzt du dich dankbar auf den völlig abstrusen Narrativ der russischen Propaganda und wirst Teil der leider riesigen russischen Troll-Armee. Das ist extrem enttäuschend. Ich hätte bei euch Altlinken wirklich etwas mehr Würde und Intellekt erwartet.

          PS: Selbst wenn deine Theorie stimmen würde, sehe ich eigentlich immer noch keinen einzigen Grund, sich auf die Seite eines machthungrigen und skrupellosen Putin zu stellen, welcher die Menschenrechte mit Füssen tritt und sein Volk unterdrückt.

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  • Profilfoto von Heidi
    Heidi, 17.04.2024, 14:44 Uhr

    Lieber Boris, auf die Kürze mag es erscheinen, wie du es interpretierst. Bedenke aber, jeder Krieg hat seine Vorgeschichte. Dem Angriff ging ein 8-jähriger innerukrainischer Bürgerkrieg vor aus. Russland verschickte im Dezember vor dem Krieg Vertragsentwürfe an die USA und die Nato, in denen sie der Angst Ausdruck verliehen, ihr Sicherheitsbedürfnis werde nicht ernst genommen. Die Warnungen wurden von der Gegenseite verhöhnt. Russland war überdies auch anlässlich der Istanbuler-Friedenskonferenz vom April 2022 zu einem Rückzug und Frieden bereit. Die USA rieten der Ukraine davon ab. Warum wohl? Ähnliches erfährst du von Ex-Nato-General und Ex-Vorsitzender der Russland-Ukraine-Konferenz Harald Kujat auf dem Netz.
    Zur Nichteinladung von Russland siehe SRF vom 12.4.2023, Cassis

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    • Profilfoto von Cedric Kunz
      Cedric Kunz, 17.04.2024, 17:13 Uhr

      Biegen Sie sich die Fakten einfach nach Gutdünken zurecht oder sind Sie tatsächlich nur so naiv der russischen Propaganda aufgesessen? In den Istanbuler Verhandlungen erklärte Russland, ihre Haltung zum Donbas und zur Krim sei unverhandelbar und Gespräche zwischen den Präsidenten seien nicht möglich. Da ist nirgends etwas von einer Bereitschaft von Frieden und Rückzug zu sehen, oder zwischen wem soll dieser denn entschieden werden, wenn nicht von Putin und Selenski selbst?

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    • Profilfoto von Boris Macek
      Boris Macek, 17.04.2024, 19:09 Uhr

      Nein, das erscheint nicht nur in Kürze so. Das kann man 300x durchdenken, und am Ende bedeutet es jedes einzelne Mal: Die Ukraine soll sich halt für Europa opfern.
      Als ob damit irgendetwas gewonnen wäre. Dann kommt eben Moldau dran als nächstes. Das hat Putin ja unmissverständlich klar gemacht. Er will die Sowjetunion zurück. Man muss ihm ja nur mal richtig zuhören. Nein, deine Sicht Heidi mag gut gemeint sein, ist aber einfach nur zynisch und eine moralische Bankrotterklärung.

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    Gerry W., 17.04.2024, 14:19 Uhr

    Eine etwas sehr beliebige und einseitige Schuldzuschreibung. Was sollen die Schweiz und die Welt denn sonst tun, wenn nicht den Aggressor Russland mit Sanktionen belegen und den Opfern helfen? Andernfalls geht es ins Mittelalter zurück, wo sich der Stärkere nimmt, was ihm beliebt. Zudem sind die Schweizer Sanktionen mit dem Neutralitätsrecht im Einklang.

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  • Profilfoto von Franz
    Franz, 17.04.2024, 13:29 Uhr

    Stadtrats- und Gemeinderatskandidaten sollten ihre Bundesräte kritisieren? Das würde den Herren Burkart und Pfister bestimmt gefallen.

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  • Profilfoto von Boris Macek
    Boris Macek, 17.04.2024, 13:14 Uhr

    Was für ein Schwachsinn! Schäm dich zentralplus dies zu publizieren! Das zu lesen ist kaum auszuhalten. Komplette Täter / Opfer Umkehr! Dazu Falschaussagen (Russland sei nicht eingeladen – das stimmt doch nicht. Russland hat bereits im Januar gesagt, dass es nicht kommen will). Faktisch laufen die Forderungen darauf hinaus, die Ukraine solle aufgeben und halt hoffen, dass sich dann Russland damit zufriedengibt. Es gibt nicht mal einen Appell an Agressor Russland, endlich abzuziehen.

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