Wie der Unterricht für Luzerner Schüler funktioniert

Jetzt muss das Klassenzimmer auf den Kopf gestellt werden

Der Schulunterricht muss jetzt digital stattfinden. (Bild: stem.T4L/Unsplash)

Die Schulen bleiben bis mindestens 19. April geschlossen. Lehrerinnen und Lehrer arbeiten unter Hochdruck an Möglichkeiten, den Fernunterricht sinnvoll zu gestalten. Ein schwieriger Balanceakt, wie ein Experte der Pädagogischen Hochschule Luzern erklärt.

Die Schulhaustüren sind verschlossen. Der Unterricht muss im Kinderzimmer, am Küchentisch oder in der Stube stattfinden. Wie stellt man ein Schulsystem, in dem der Präsenzunterricht im Klassenzimmer im Zentrum steht, komplett auf den Kopf? Was funktioniert? Was nicht?

Mit solchen Fragen und alternativen Unterrichtsformen setzte sich das Zentrum für Medienbildung und Informatik der Pädagogischen Hochschule Luzern (Zembi) schon lange vor der gegenwärtigen Krise auseinander. «Die Lehrpersonen sind im Moment brutal gefordert», weiss Zembi-Co-Leiter Urs Utzinger. «Viele müssen einen Kaltstart hinlegen und extrem schnell vorwärtsmachen.»

Technisch möglich, bisher kaum genutzt

Das Thema Fernunterricht ist an sich nichts Neues, bestätigt Utzinger: «Die technischen Voraussetzungen dazu sind nicht das Problem. Da bisher aber keine Notwendigkeit bestand, haben sich die wenigsten in die Materie vertieft.»

Man könne den Lehrpersonen diesbezüglich keinen Vorwurf machen. «Der Präsenzunterricht wird bei uns stark gepflegt. Zu Recht, wie ich denke. Er erlaubt den direkten Austausch und fördert auch die wichtigen sozialen Aspekte des Lernens.»

Nun aber ist man gezwungen, neue Wege zu gehen. Das Zembi erreichen deshalb in diesen Tagen immer wieder Anfragen zum Umgang mit Lernplattformen und geeigneten Unterrichtsstoffen.

Massgeschneiderte Aufgaben sind nicht realistisch

Die Schwierigkeit besteht darin, beim Lernstoff die richtige Balance zu finden, sagt Utzinger. «Werden die Lernenden überfordert, klinken sie sich schneller aus als im regulären Unterricht. Unterfordert das Material, geht das Interesse schnell verloren.»

Die meisten Klassen sind sehr heterogen zusammengesetzt. Idealerweise müssten die Lehrerinnen und Lehrer deshalb individuelle Aufgaben für ihre Schülerinnen und Schüler ausarbeiten. Das ist für die Lehrpersonen zurzeit nicht möglich, zu leisten. «Je länger der momentane Zustand andauert, desto eher ist so etwas vorstellbar. Im Moment ist das aber noch nicht realistisch», sagt Utzinger. Man steht erst am Anfang dieses Prozesses.

Utzinger warnt deshalb davor, den einfachsten Weg zu gehen. Ein Beispiel: «Lernvideos, wie sie nun etwa das SRF anbietet, können eine gute Sache sein. Es reicht aber nicht, wenn die Lernenden diese einfach anschauen. Sie müssen dabei aktiv gefördert werden.» Beispielsweise indem sie Stichworte notieren, Fragen zum Video beantworten oder eine Zusammenfassung des Clips machen müssen.

Klassen organisieren sich via Plattformen und Chats

Die Kommunikation zwischen Lehrern und Klasse findet grösstenteils via «Microsoft Teams» statt, wie Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann kürzlich bestätigte. Auf der Plattform können grössere Gruppen zu Chats zusammengezogen werden. «Das ist insofern eine gute Sache, als dass man so trotz allem einen gewissen sozialen Austausch beibehalten kann», sagt Utzinger.

«Teams» erlaubt es überdies, den Schülerinnen und Schülern Arbeitsblätter, Präsentationen und Videolinks bereitzustellen, erklärt Utzinger. Daneben wird in der Zentralschweiz etwa die Plattform www.learningapps.org verwendet. Dort können Aufgaben hochgeladen und von den Schülerinnen und Schülern direkt gelöst werden.

Hochschule arbeitet an Info-Liste

Darüber hinaus besteht eine grosse Anzahl von interessanten Lernapps. «Einige davon können den Fernunterricht etwas auflockern. Mit der Quiz-Plattform ‹Kahoot!› zum Beispiel kann auf spielerische Art Unterrichtsstoff geprüft werden. Allerdings wird vorwiegend Faktenwissen abgefragt», sagt Utzinger.

Die Pädagogische Hochschule Luzern arbeitet deshalb derzeit eine Liste von Tipps und Tricks für Lehrerinnen und Lehrer aus. Diese wird laufend erweitert und ist unter www.phlu.ch abrufbar.

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