«Allmend Rockt» findet nicht statt

Zu wenige Acts für zu viele Festivals

Wird dieses Jahr im Juni nicht rocken: Die Swissporarena im Rahmen des Festivals «Allmend Rockt». (Bild: Fotomontage: cha Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Diesen Juni hätten erneut Tausende von Zuschauern zum «Allmend Rockt» in die Swissporarena pilgern sollen. Allerdings macht den Veranstaltern «die Situation auf dem Künstlermarkt» einen Strich durch die Rechnung. Erfahrene Veranstalter bestätigen die schwierige Lage. Das Problem ist allerdings viel grösser.

Es war ein Spektakel sondergleichen: 10’000 Zuschauer trudelten bei der ersten Ausgabe des «Allmend Rockt» in der Swissporarena ein. Das Aushängeschild Gölä begeisterte die Massen – die Veranstalter zogen eine durchwegs positive Bilanz (zentral+ berichtete). Sogleich gab die Allmend Rockt GmbH bekannt, dass sie «alles daransetzen wolle», für die zweite Ausgabe im Juni 2015 ein Spitzenprogramm auf die Beine zu stellen. Und jetzt das.

Zu hohe Gagen gefordert

Dieses Jahr wird die Swissporarena nicht in eine Konzertbühne verwandelt – denn das «Allmend Rockt» findet nicht statt. Dies, obwohl schon viel Zeit in die zweite Ausgabe des Festivals investiert wurde. «Austragungsdatum und Infrastruktur waren bereits gebucht, die Planung relativ weit fortgeschritten», so die Veranstalter in einer Mitteilung. Allerdings sei die Situation auf dem Künstlermarkt schwierig, das Angebot ziemlich ausgetrocknet. Zudem würden Gagen gefordert, die ein wirtschaftliches Gelingen zu einem unannehmbaren Risiko machen würden.

Die ewig umstrittene Billettsteuer

Luzern ist einer der wenigen Kantone, in dem eine Billettsteuer erhoben wird. Diese beträgt zehn Prozent vom Eintrittsgeld. Der Steuer unterliegen alle Veranstaltungen, zu denen der Zutritt gegen ein Eintrittsgeld gewährt wird, wie Theatervorstellungen, Kino- und Videovorstellungen, Tanz- und Variétévorführungen, Konzerte und andere musikalische Darbietungen, Vorträge oder auch Zirkusvorstellungen. Diese Abgaben verwendet die Stadt zur Förderung von Kultur und Sport.

Die Billettsteuer wird in den Kantonen Luzern, Freiburg, Solothurn, Aargau, Tessin (nur für Kinos), Waadt, Neuenburg und Jura als Kantons- oder als fakultative Gemeindesteuer erhoben. In Luzern sind es unter anderem die Gemeinden Stadt Luzern, Emmen, Sursee oder Willisau. Sursee beispielsweise hat die Steuer Ende 2009 abgeschafft.

Die Verantwortlichen wollten über die Mitteilung hinaus keine Stellung zur Absage von «Allmend Rockt» nehmen. Zum ausgetrockneten Küstlermarkt sagt Marcel Bieri, Geschäftsleiter des B-Sides Festival: «Es ist gut möglich, dass dies insbesondere für Acts zutrifft, welche eine Swissporarena füllen würden. Allerdings ist das Vorhaben schon sehr ambitiös, jedes Jahr einen solchen Grossanlass auf die Beine zu stellen und man muss wohl damit planen, dass es auch mal nicht klappt, einen geeigneten Act zu finden.»

Zu wenig Erfahrung der Organisatoren?

Vielleicht spiele auch eine gewisse Unerfahrenheit der Organisatoren für solch grossen Anlässen mit. Marcel Bieri nennt die Wirren um die Exklusiv-Show von Gölä im letzten Jahr: «Ich frage mich schon, weshalb die Veranstalter sich nicht mit einem Exklusiv-Vertrag abgesichert haben und Gölä im April auch noch am Snowpenair auf der kleinen Scheidegg gespielt hat. Wenn ein solches Aushängeschild auftritt, dann müsste wohl sichergestellt werden, dass der Künstler nicht kurz vorher in der Deutschschweiz auftritt.»

Doch im Grossen und Ganzen seien die Bedingungen schwierig, ein wirtschaftlich erfolgreiches Festival dieser Grössenordnung auf die Beine zu stellen und durchzuführen. «Allmend Rockt sollte etwas Aussergewöhnliches sein. Wenn man diesen Anspruch hat und gleichzeitig einen so grossen Konzertort wie die Swissporarena füllen will, muss man mit internationalen Hochkarätern auffahren», so der B-Sides Geschäftsleiter. Ab einem gewissen Niveau sei es – insbesondere als neuer Veranstalter – schwierig und es braucht Zeit, Geduld und gute Beziehungen, die grossen Agenturen von sich zu überzeugen. Oder man investiert als neues Open-Air viel Geld, zahlt hohe Gagen und kann es sich leisten, in den ersten Jahren Verlust zu machen, so wie es das Zürich Open Air gemacht hat. 

«Es ist ein gefährliches und risikoreiches Business.»

Marcel Bieri, Geschäftsleiter B-Sides Festival

Absage sei richtiger Entscheid

«Schlussendlich könnte auch die Billettsteuer in Luzern ihre Mitschuld haben. Die Veranstalter müssen mit dieser Steuer leben und durch die Abgabe die Ticketpreise erhöhen oder die Gage nach unten anpassen.» Die Agenturen würden sich bezüglich des Veranstaltungsortes einfach für eine andere Stadt ohne diese Gebühr entscheiden, kann trotz der Billettsteuer nicht die gleiche Gage bezahlt werden. «Hinzu kommt, dass wahrscheinlich die Miete und das ganze kostspielige Drumherum der Swissporarena ziemlich teuer ist. Es ist einfach ein gefährliches und risikoreiches Business.» Der Entscheid der Veranstalter, dieses Jahr «Allmend Rockt» abzusagen, schätzt Bieri als gut und richtig ein.

«Die extreme Nachfrage treibt die Preise in die Höhe.»

Urs Leierer, Festival Direktor des Blue Balls Festival

«Anzahl der Acts ist beschränkt»

Der Direktor des Blue Balls Festival, Urs Leierer, sagt: «Die Anzahl der Acts ist tatsächlich beschränkt. Die Schweiz hat zu viele Konzertveranstaltungen und hat weltweit die grösste Konzert-Dichte.» Die Konsequenz daraus: «Die vielen Veranstaltungen verlangen nach sehr vielen Acts.» Am extremsten seien dabei die Sommermonate Juni, Juli und August. «Das sind zwölf Wochenenden, an denen unzählige Open Airs und sonstige Festivals stattfinden – nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa.»

Somit herrsche eine extreme Nachfrage, die nicht mehr immer gedeckt werden kann. «Und es treibt die Preise in die Höhe. Daher stossen Veranstalter auf der Suche nach Acts zunehmend an ihre Grenzen», erklärt Urs Leierer und fügt an: «Ausserdem wissen die Agenten genau, wie viel sie für einen Auftritt verlangen könnten.»

Keine unendliche Kaufkraft der Konsumenten

«Somit werden immer höhere Gagen geboten, was nun den ‹Allmend Rockt›-Veranstaltern offenbar Mühe bereitete», erklärt Leierer. Es sei nicht einfach, eine Konzertveranstaltung profitabel durchzuführen. Viele Faktoren würden dabei eine Rolle spielen. «Auch für uns ist die Herausforderung sehr gross. Eine weitere Grossveranstaltung dieser Art im Raum Luzern macht es nicht einfacher. Zuletzt ist auch die Kaufkraft der Konsumenten nicht unendlich!»

Um einen Rückschluss auf das Budget machen zu können, wollte zentral+ von der swissporarena events AG wissen, was so ein Event im FCL-Stadion kostet. Diese hält sich allerdings bedeckt. FCL-Marketingleiter Thomas Ulrich sagt auf Anfrage: «Preise bezüglich Events in der Swissporarena sind vertraulich und werden deshalb nicht herausgegeben.»

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