Emotionen sind sicher: Fertig Schleichverkehr an der Sagenmatt
Die Luzerner Agglo ist zu Stosszeiten total überlastet. Auch die Bernstrasse. Manche Autofahrer benutzen hier darum den Schleichweg über die Sagenmattstrasse, um schneller zum Kreuzstutz zu gelangen. Damit ist jetzt Schluss. Ab Anfang Oktober gilt dort ein Fahrverbot. «Das ist nicht genug!», finden Anwohner.
Das Quartier Bernstrasse hat ein Verkehrsproblem. Weil zu Stosszeiten die enge Bernstrasse täglich komplett verstopft ist, weichen viele aus. Die Autofahrer fahren über die Kanonen– und Sagenmattstrasse, um so schneller in die Stadt zu kommen. Und es sind viele. «Im Schnitt fahren dort täglich 2500 Autos durch. Zählt man die Motorräder und Velos mit, sind es sogar 3000 Fahrzeuge», sagt Simon Steffen, Bereich Mobilität Tiefbauamt der Stadt Luzern.
Zurückhaltung mit Fahrverboten
Gegen 80 Prozent davon ist während den Stosszeiten Durchgangsverkehr, war ein weiteres Fazit der Erhebung. Das ist schlecht, denn die Sagenmattstrasse ist die einzige Alternativroute zur Bernstrasse. Hier sind viele Schulkinder unterwegs zum Schulhaus Grenzhof. Und im Gegensatz zur vollgepackten Hauptstrasse, sind hier auch Velofahrer auf der sicheren Seite (zentralplus berichtete).
«Bei der dichten Frequenz von Durchgangsverkehr ist das Fahrverbot unbestritten: Der Leidensdruck für die Anwohner ist schlicht zu hoch.»
Simon Steffen, Bereich Mobilität Tiefbauamt
Dass jetzt ein Fahrverbot installiert wird – ausgenommen sind Zubringer –, ist gemäss Stadt die richtige Massnahme. «So wird die Verkehrssicherheit für die Schulkinder und die Velofahrenden erhöht und die Anwohner werden entlastet», sagt Steffen. Grundsätzlich sei man zurückhaltend, Fahrverbote zu verhängen, und suche zuerst nach anderen Möglichkeiten. «Es handelt es sich um öffentlichen Raum. Zudem bekommen wir sehr viele Gesuche für Fahrverbote, die können natürlich nicht alle umgesetzt werden», sagt Steffen und weist darauf hin, dass dieses Thema auch sehr emotional und politisch sei und entsprechend sorgfältig angegangen werden müsse. «Bei der dichten Frequenz von Durchgangsverkehr an der Sagenmattstrasse, ist das Fahrverbot jedoch unbestritten: Der Leidensdruck für die Anwohner ist schlicht zu hoch.»
Gefährlicher Schulweg zum Grenzhof
Hinzu komme der Sicherheitsaspekt, vor allem für die Schulkinder, die ins Schulhaus Grenzhof gehen. Auf ihrem Schulweg müssen die Kids jedoch nicht nur die Sagenmattstrasse hoch, sondern auch die Kanonenstrasse queren. «Auch diese Überquerung ist gefährlich. Schon bald sollen auch hier zusätzliche Massnahmen umgesetzt werden, damit es sicherer wird», verspricht Steffen. Wie genau diese aussehen, ist noch unklar.
«Seit acht Jahren bomardieren wir die Stadt mit dem Anliegen, damit hier punkto Sicherheit etwas gemacht wird.»
Claudia Egli, Anwohnerin Sagenmattstrasse
«Endlich kommt das Fahrverbot!», sagt Claudia Egli, die an der Sagenmattstrasse wohnt und sich seit langem für Beruhigungsmassnahmen im Quartier einsetzt. «Seit acht Jahren bomardieren wir die Stadt geradezu mit dem Anliegen, damit hier punkto Sicherheit für die Schulkinder etwas gemacht wird. Aber es ging überhaupt nicht vorwärts, und wir wurden immer wieder vertröstet.» Claudia Egli und Stefan Brücker sind vor acht Jahren an die Sagenmattstrasse gezogen, ihre Kinder waren damals im Primarschulalter. «Wir erlebten hier x brenzlige Situationen. Bis heute ist der Schulweg für die Kinder gefährlich.» Egli ist überzeugt, dass die jetzt vorliegende Massnahme nicht ausreichend ist. «Versprochen wurden für die Sagenmattstrasse auch Beruhigungsmassnahmen wie Verengungen oder Inseln.»
Polizei wird Kontrollen machen
Claudia Egli zweifelt zudem daran, dass das Fahrverbot eingehalten wird. «Auch an das hier geltende Tempo 30 halten sich viele Autofahrer nicht. Das wird mit dem Fahrverbot nicht viel anders sein.» Weniger Bedenken hat diesbezüglich Simon Steffen vom Tiefbauamt. «Es gibt die Einfahrt oben und die Ausfahrt unten und keine Möglichkeit dazwischen irgendwo abzubiegen. Die Situation ist darum bei Kontrollen recht übersichtlich», sagt Steffen. Da Schleichwege fast ausschliesslich von Ortskundigen benutzt werden, mache ein Fahrverbot schnell die Runde. «Besonders am Anfang wird die Polizei häufiger kontrollieren. Das spricht sich schnell herum.»
Unterstützung für ihre Anliegen nach mehr Sicherheit haben die Anwohner auch vom Schulhaus Grenzhof und dem Quartierverein Bernstrasse bekommen. Bei letzterem zeigt man sich zufrieden. «Wir finden es gut, dass es ein Fahrverbot gibt, und sind sicher, dass es die Situation beruhigt», sagt Hans Bammert, Präsident des Quartiervereins Bernstrasse. Er pflichtet Claudia Egli bei, dass die Sache sich sehr lange hingezogen habe. «Aber für die Stadt ist es auch nicht einfach, solche Massnahmen umzusetzen, das kann halt dauern.»
«Die Bernstrasse ist eine Rumpelpiste! Die sowieso überlastete Strasse ist ein Flickenteppich, was zusätzlichen Lärm verursacht.»
Hans Bammert, Präsident Quartierverein Bernstrasse
Weniger Verständis hat der Quartiervereinspräsident bezüglich Zeitspanne für die chaotische Verkehrssituation an der Bernstrasse. «Die Bernstrasse ist eine Rumpelpiste! Seit der Verlegung der Glasfaserkabel ist die sowieso überlastete Strasse auch noch ein Flickenteppich, was zusätzlichen Lärm verursacht», sagt Bammert.
Die Probleme rund um die Bernstrasse – Stau, zu enge Troittoirs, einseitige Velostreifen aus Platzmangel – sind der Stadt bekannt. Machen lasse sich allerdings zurzeit wenig. «Rein topografisch gibt es hier sehr wenig Spielraum. Mittelfristig möchten wir jedoch insbesondere für den ÖV Verbesserungen erreichen», sagt Simon Steffen vom Tiefbauamt.