Unfall mit Heupresse: 40’000 Franken gesammelt

Bekannter Bauer tragisch verunglückt – Solidaritätswelle in Horw

Der Horwer Martin Villiger verunfallte in einer Ballenpresse.

(Bild: Montage les)

Ein dorfbekannter Bauer ist in Horw beim Heuen tragisch verunfallt. Er geriet in die Heuballenpresse und verlor beide Füsse. Nachbarn und Bekannte lösten mit einer Sammelaktion eine gewaltige Welle der Solidarität aus. Wohl auch, weil das Schicksal den Betroffenen erneut hart trifft.

«Martin Villiger vom Bauernhof Seeblick in Horw erlitt am Wochenende vom 22.4. einen schweren Unfall. Beim Heuen geriet er in die Heuballenpresse und wurde sehr schwer verletzt. Er verlor dabei beide Füsse. Wir sind alle tief betroffen.»

Diese Sätze stammen aus einem Facebookpost, der momentan die Runde macht. Das tragische Ereignis wühlt auf – die Bestürzung in Horw ist gross. Schockiert über den Unfall ist auch Villigers Nachbar, Ernst Feusi: «Ich kenne ihn sehr gut», sagt er. «Die Betroffenheit ist riesig.» Er habe überlegt, wie er rasch helfen könne, und auf Facebook eine Spendenaktion initiiert.

«So etwas macht in der ganzen Gemeinde betroffen.»

Ruedi Burkard, Gemeindepräsident Horw

Auch der Quartierverein Felmis solidarisiert sich mit dem Verunfallten und hat die Spendenaktion auf seiner Webseite aufgeschaltet (siehe am Ende des Textes). «Man kennt ihn sehr gut. Ein lieber Mann», sagt Präsidentin Alexandra Muri. Villiger nimmt auch aktiv am Dorfleben teil. «Er beliefert die Anwohner direkt mit Eiern, Milch oder Gemüse.» Das Ereignis sei tragisch und mache alle betroffen, erklärt sie.

Auf Facebook äussern viele ihre Betroffenheit:

 

«Irgendwie muss man helfen»

Initiant Ernst Feusi, der in Horw eine Arztpraxis betreibt, ist von der Resonanz überwältigt. «Bereits kamen rund 40’000 Franken zusammen.» Die Solidarität sei im ganzen Dorf spürbar. Mit dem Geld wolle man Villiger helfen, den Weiterbetrieb seines Hofes zu regeln. «Irgendwie muss man helfen», sagt Feusi. Obwohl dies dem Verunfallten eigentlich nirgends recht sei. «Er ist sehr bescheiden», sagt Feusi. Er habe ihn am vergangenen Sonntag besucht. «Natürlich ist der Unfall schlimm, aber er schaut bereits wieder vorwärts.»

Bei Villigers selber war niemand erreichbar. Ein Vertrauter sagte, dass der Bauer sich nicht öffentlich zum Unglück äussern wolle. Offenbar führt ein Neffe den Betrieb derzeit weiter und die Familie hat sich gemeinschaftlich organisiert. Besonders tragisch: Es ist es nicht der erste Schicksalsschlag für die Familie. Vor einigen Jahren verstarb Villigers Frau an einer Krebskrankheit – die Familie hat vier Söhne.

Gemeinderat zeigt sich betroffen

Der Horwer Gemeindepräsident Ruedi Burkard hat auch vom tragischen Ereignis erfahren. «So etwas macht in der ganzen Gemeinde betroffen», sagt er. Ein Vertreter des Gemeinderates habe mit Villiger persönlichen Kontakt gehabt und ihm beste Genesungswünsche überbracht. Dass nun eine Solidaritätswelle durch Dorf geht, freut Burkard. «Ich finde es toll, wie sich die Leute privat organisieren und mithelfen.»

Bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) hat man noch keine Kenntnis dieses Unfalls. Sicherheitsingenieur Hans Stadelmann sagt: «Grundsätzlich besteht keine Meldepflicht.» Ein Unfall mit dem Verlust von Gliedmassen oder gar Todesfolge sei in Zusammenhang mit Ballenpressen eher selten. «Das kommt etwa alle vier Jahre vor.» Stadelmann nennt in diesem Zusammenhang den Urner Bauer Wisi Zgraggen, der beim Manipulieren an einer Rundballenpresse beide Arme verlor und kürzlich ein Buch darüber veröffentlichte und nationale Bekanntheit erlangte.

«Bei Betrieben mit familienfremden Arbeitnehmern ist das Bewusstsein in der Regel grösser.»

Hans Stadelmann, Beratungsstelle für Unfallverhütung

Spekulationen über den Horwer Fall und den Unfallhergang wären fehl am Platz. «Es ist definitiv etwas schiefgelaufen», sagt Stadelmann. Es seien viele Unfallursachen denkbar. Erst eine detaillierte Unfallabklärung kann Gewissheit bringen. «Wenn es um Maschinen geht, ist das wichtigste Gebot bei der Unfallprävention, dass man sich an die Betriebsanleitungen hält», betont er. Dort sei zum Beispiel auch das Beheben von Störungen beschrieben.

Wie sieht es allgemein aus bei der Sicherheit bei landwirtschaftlichen Arbeiten? Stadelmann sagt: «Bei Betrieben mit familienfremden Arbeitnehmern ist das Bewusstsein in der Regel grösser.» Diese sind dem Unfallversicherungsgesetz unterstellt, das dem Arbeitgeber strenge Sicherheitsauflagen macht. Das bringe Druck mit sich, wirklich auf die Sicherheit der Angestellten und insbesondere der Lernenden zu achten. «Bei Familienbetrieben fehlt dieser Druck», so Stadelmann.

Gespendet werden kann auf zwei Kontis. Hier der Spendenaufruf des Quartierverein Felmis:

Hier der Spendenaufruf von Ernst Feusi:

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